Nach dem dritten Training von Jeddah hatten alle Experten im Fahrerlager erwartet, dass die beiden McLaren-Piloten die Plätze in der ersten Startreihe unter sich ausmachen. Doch kaum war die Sonne am Horizont über dem Roten Meer untergegangen, legte die Konkurrenz plötzlich zu. Die Papaya-Raketen konnten sich auf dem kühleren Asphalt dagegen nicht mehr steigern. Und plötzlich wurde es im Qualifying ganz eng.
Im großen Q3-Finale mussten alle Piloten im engen Bandenkanal ans Limit gehen. Lando Norris ging bei seinem ersten Versuch etwas zu viel Risiko. In Kurve 4 geriet der WM-Spitzenreiter einen Tick zu weit nach außen, wodurch das Auto am Eingang von Kurve 5 über die Randsteine rumpelte. Dabei entgleiste sein Sportgerät und rutschte mangels Auslaufzonen hart mit der linken Seite in die Bande.
Wer gedacht hätte, dass damit der Weg frei war für Teamkollege Oscar Piastri, der hatte die Rechnung ohne Max Verstappen gemacht. Nach der crashbedingten Unterbrechung setzte Red Bull seinen Piloten in den verbleibenden achteinhalb Minuten auf zwei Runs. Die meisten Konkurrenten konzentrierten sich auf einen einzigen Versuch. Nach einer starken Sicherheitsrunde auf gebrauchten Reifen, die den Niederländer an die Spitze brachte, ging es ohne nachzutanken mit frischen Gummis auf den entscheidenden Run.

Verstappen und Piastri lieferten sich ein spannendes Duell um die Pole.
Vier Teams in den ersten zwei Reihen
George Russell hatte vorgelegt und den ersten Anlauf von Verstappen dabei getoppt. Piastri ging als nächster der Pole-Kandidaten über die Linie und unterbot die Zeit des Mercedes noch einmal um ein weiteres Zehntel. Doch das letzte Wort hatte an diesem Tag der Champion. Als Verstappen die Linie überquerte, blieb die Uhr bei 1:27.294 Minuten stehen. Damit war er eine Hundertstel schneller als der Bahrain-Sieger.
"Nach dem FP3 habe ich die Pole sicher nicht erwartet. Doch das Auto ist in der Nacht zum Leben erwacht. Der Grip war plötzlich da. Wir hatten auch nochmal ein paar Änderungen am Setup vorgenommen. Das ist sehr zufriedenstellend", freute sich der Red-Bull-Pilot. Nach den schwachen Longruns am Freitag ist Verstappen aber pessimistisch für den Sonntag. "Ich denke, dass es im Rennen schwer wird, die anderen hinter uns zu halten."
Hinter dem Red Bull von Verstappen, dem McLaren von Piastri und dem Mercedes von Russell schaffte es mit dem Ferrari von Charles Leclerc noch ein viertes Team in die ersten beiden Startreihen. Der Monegasse konnte aber nicht in den Kampf um die Pole Position eingreifen. Knapp vier Zehntel fehlten am Ende zur Bestzeit.

Nach dem guten Freitag konnte Sauber im Qualifying nicht überzeugen.
Beide Sauber im Q1 raus
Startreihe drei teilen sich Kimi Antonelli im zweiten Mercedes und Carlos Sainz im stark aufgeigenden Williams. Beide dürften damit zufrieden sein. In der vierten Reihe stehen dagegen zwei eher unglückliche Fahrer. Lewis Hamilton und Yuki Tsunoda blieben weit hinter ihren Teamkollegen zurück. Am Ende der Top Ten wird Pierre Gasly am Sonntag neben Lando Norris losfahren. Die große Frage lautet, inwieweit der Engländer noch Schadensbegrenzung betreiben kann.
Für Nico Hülkenberg gibt es wenig Hoffnung auf Punkte. Der Rheinländer schied nach einem Verbremser in Kurve 1 schon in der ersten Quali-Runde aus. Am Ende fehlten zwei Zehntel zum Weiterkommen. Auf Platz 18 in der vorletzten Reihe hat der Sauber am Start nur den Haas von Esteban Ocon und das Schwesterauto von Gabriel Bortoleto im Nacken.