Alpine-Fahrer zu sein, ist momentan kein Vergnügen. Der Tabellensechste des Vorjahres kassiert 2025 eine Schlappe nach der nächsten. Mittlerweile ist man bei den Konstrukteuren auf den letzten Platz abgerutscht. Gerade mal elf Zähler konnte die in Enstone beheimatete Truppe in zehn Rennen der laufenden Formel-1-Saison einfahren. Alle holte Pierre Gasly. Weder Jack Doohan, der nach sechs Grands Prix ausgetauscht wurde, noch Nachfolger Franco Colapinto schafften ein Resultat in den Top 10.
Letztgenannter darf seit dem Imola-Rennen Mitte Mai den A525 steuern. Nach einem Crash beim Debüt im Qualifying tat sich der Argentinier schwer, um auf Touren zu kommen. In Kanada (15.6.) platzte der Knoten: Erstmals bezwang er seinen hochgehandelten Teamkollegen Gasly im Qualifying und beendete auch den Grand Prix vor dem Franzosen.
"Kanada war ein guter Schritt nach vorne. Ich habe lange mit dem Team daran gearbeitet, um zu schauen, was ich brauche, um schnell zu sein. Die Richtung stimmt jetzt", freute sich Colapinto in seiner Medienrunde im Vorfeld des Österreich-GP (29.6.). "Ich fühle mich nun mehr mit dem Auto verbunden und wohler."

Franco Colapinto hatte einen schweren Start in seine Alpine-Karriere, kommt aber besser in Schwung.
Unruhe bei Alpine
Auf der Strecke geht es für den 22-Jährigen somit aufwärts. Anders sieht es neben dem Asphaltband aus. Luca de Meo verabschiedete sich als CEO vom Mutterkonzern Renault. Wer Nachfolger wird, ist noch unklar. Der Italiener gilt als Motorsport-Fan. Neben dem Formel-1-Projekt tritt Alpine auch in der WEC und beim 24-Stunden-Klassiker von Le Mans an.
Diese Projekte könnten mit dem Abschied De Meos auf den Prüfstand kommen. Zudem ist Flavio Briatore als Berater von De Meo im vergangenen Jahr als starker Mann zu Alpine in die Formel 1 zurückgekehrt. Nach dem Abgang von Teamchef Oliver Oakes während der Saison ist der Italiener aktuell der Leuchtturm des Teams. Keiner weiß, wie die Zukunft des Rennstalls aussehen wird. Erfolglosigkeit auf der Strecke hilft nicht, um dem neuen Renault-CEO Argumente für eine Fortführung der Motorsport-Projekte zu liefern.

Lewis Hamilton (links) ist das Idol von Franco Colapinto (rechts).
Colapinto dankt Hamilton
Das dürfte auch Franco Colapinto wissen. Der Mann aus Buenos Aires steht unter Druck, Ergebnisse zu liefern, um seinen Platz zu behalten. Vielleicht hilft dabei eine lebende Formel-1-Legende. Mit Lewis Hamilton flog Colapinto von New York nach Hause, nachdem beide bei die Filmpremiere von "F1" besuchten: "Das war der beste Flug meines Lebens. Er war mein Idol als ich klein war."
Der Rekordsieger hatte Colapinto angeboten, ihn im Privat-Jet mitzunehmen. Die Zeit über dem Atlantik nutzte der Youngster. "Er hat viele Geschichten erzählt. Er ist ein super Typ. Da kann ich mir von ihm viel abschauen." Und wer ist da besser als der erfolgreichste Fahrer der Formel-1-Geschichte? "Ich kann mich noch in jedem Bereich verbessern. Das Wichtigste ist, dass wir erkennen, wo wir unsere Schwächen haben und dieses Wissen dann in Verbesserungen umsetzen."
Ein Meister darin war in fast zwei F1-Jahrzehnten Lewis Hamilton – Colapinto lauscht somit einem der besten seines Fachs.