Formel 1: Vorschau Grand Prix von Katar

F1-Vorschau GP Katar
Folgt die nächste WM-Entscheidung?

GP Katar 2024
Zuletzt aktualisiert am 28.11.2024

Max Verstappen hat es in Las Vegas ordentlich krachen lassen. Zunächst tütete der Niederländer in Las Vegas (24.11.) seinen vierten Weltmeister-Titel in Folge ein. Danach gönnte sich der Red-Bull-Star das ein oder andere Kaltgetränk.

Bis zum vorletzten Saisonrennen wird der Champion wieder bei Kräften sein. Er kann in Katar befreit auffahren. Anders sieht die Lage bei McLaren aus. Die Papaya-orange Truppe kassierte in Vegas eine schmerzhafte Niederlage. Lando Norris verlor die letzte (theoretische) Chance auf die Fahrerkrone. Noch schwerer wiegt das geschrumpfte Polster auf Ferrari in der Team-WM. Die Scuderia hat nur noch 24 Punkte Rückstand.

Red Bull hat noch eine mathematische Chance auf den WM-Sieg, doch die 53 Zähler Abstand zu McLaren sind wohl nicht aufzuholen. Seit Monaten agiert der Titelverteidiger als Ein-Mann-Team. Sergio Perez befindet sich in einer schweren Krise. Schafft der Mexikaner in den letzten beiden Rennen nicht die Wende, wird es für ihn ganz eng, um nächstes Jahr im Cockpit sitzen zu dürfen.

Die äußeren Bedingungen brachten die Piloten im Vorjahr an ihre Grenzen. Die vielen schnellen Kurven und die hohe Luftfeuchtigkeit waren eine physische Herausforderung. Für das Wochenende sagen die Meteorologen aber eine stabile Temperatur von 23 Grad Celsius an allen Tagen und eine geringe Luftfeuchtigkeit voraus.

Pirelli - Reifen - GP Katar 2024 - Formel 1
Pirelli

Die Strecke – Losail International Circuit

Mehr als 1.000 Arbeiter haben den Losail International Circuit im Jahr 2004 innerhalb von nur gut zwölf Monaten aus dem Wüstenboden gestampft. Und damit die Motorradweltmeisterschaft MotoGP angelockt. Etwas mehr als 50 Millionen Euro wurden damals verbuddelt, was nach heutigen Maßstäben eine sehr geringe Summe ist. Zum Vergleich: Für den Grand-Prix-Kurs in Abu Dhabi sollen die dortigen Machthaber mehr als eine Milliarde ausgegeben haben.

Die Formel-1-Premiere feierte Katar 2021 – damals als Ersatz von Australien im Corona-Notkalender. Mit dem Emirat an der Ostküste der arabischen Halbinsel am Persischen Golf hatte die Königsklasse direkt eine langjährige Partnerschaft geschlossen. Seit 2023 fährt die Formel 1 demnach über weitere zehn Jahre in Katar.

Eigentlich, so die ursprünglichen Gedankenspiele, sollten alle weiteren Rennen im Wüstenstaat auf einer neuen Anlage stattfinden. Diesen Plan hatte man aber verworfen und stattdessen die bestehende Rennstrecke massiv modernisiert. Unter anderem mit neuen Tribünen (für 40.000 Besucher), einer neuen Boxenanlage, einem neuen Paddock Club, einem jetzt ultramodernen Medien-Center, einem aufgefrischten Fahrerlager und neuen Hospitalities für die Teams.

Zur Renovierung gehörte im vergangenen Jahr auch ein neuer Asphalt, den man für mehr Haftung vorab künstlich hat altern lassen, sowie eine teilweise Erneuerung der Fangzäune. An der Streckenführung selbst änderte sich nichts. Das relativ schmale Asphaltband mit seinen 16 Kurven (10 rechts, 6 links) führt über 5,419 Kilometer. Insgesamt 19 Runden im Sprint und 57 Runden im Hauptrennen sind hier im Uhrzeigersinn zu bewältigen.

Das Layout ist mit mittelschnellen und schnellen Ecken flüssig gesteckt. Schnelle Kurven überwiegen. Es gibt praktisch nur eine gute Überholstelle am Ende der mehr als einen Kilometer langen Geraden. Hier wurde auch die einzige DRS-Zone eingerichtet. Der Weg von der Pole-Position zur ersten Kurve ist mit gut 371 Metern relativ lang. Das könnte für Action am Start sorgen.

2023 setzten die aggressiven Kerbs auf der Außenseite den Reifen zu. Es gab Ermüdungsbrüche in der Karkasse. Der Veranstalter wurde aufgefordert, die Randsteine in bestimmten Kurven zu verändern und legte für dieses Jahr Hand an Kerbs an.

Mercedes - GP Katar - Strecken-Grafik
Mercedes

Fast Facts

  • Streckenlänge: 5,419 Kilometer
  • Rundenzahl: 57
  • Renndistanz: 308,611 Kilometer
  • Anzahl Kurven: 16 (10 rechts / 6 links)
  • Rundenrekord (Rennen): 1:24.319 (Verstappen, 2023)
  • Absoluter Rundenrekord: 1:20.827 (Hamilton, 2021)
  • Vollgasanteil (Rundendistanz): 72 Prozent (Rundenzeit: 66 Prozent)
  • Distanz Pole-Position bis erste Bremszone: 371 Meter
  • Top-Speed: 324 km/h
  • DRS-Zonen: 1 (T16-T1)
  • Reifenwahl: C1, C2, C3
  • Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: 50 Prozent (1/2)
Max Verstappen - GP Katar 2023
xpb

Das Setup

An Sprint- und Nachtwochenenden ist besondere Vorsicht bei der Abstimmung geboten. Das erste Training am Freitag findet in Katar unter Tageslicht statt. Das Sprint-Qualifying steigt aber bereits in der Dunkelheit. Die Temperaturen sind im Training dementsprechend höher und nur bedingt aussagekräftig.

Der Sprint am Samstag wird auch unter hellem Himmel ausgetragen. Danach dürfen die Teams aber für das Qualifying wieder an den Autos arbeiten und sie auf die Nachtbedingungen für die Zeitenjagd und das Rennen am Sonntag einstellen.

Das Griplevel war 2023 extrem hoch. Die Fahrer klagten über die Fliehkräfte im Rennen, weil Pirelli nur eine maximale Rundenanzahl mit einem Reifensatz erlaubte. Der Reifenhersteller hatte Sorge, die Pneus würden den Belastungen nicht standhalten. Nur 18 Runden pro Satz waren erlaubt. So entwickelte sich ein Vollgas-Rennen, bei dem kein Pilot auf das Reifenmanagement achtete.

Die Fahrer nutzten die flachen Kerbs in T4 und T10 sowie den Kurven 12 bis 14 aus und brachten sich sowie die Gummis an ihre Grenzen. Dieses Jahr hat Pirelli wie 2023 mit dem C1- bis C3-Set die härteste der verfügbaren Varianten nach Katar geschickt.

Beim Aerodynamik-Setup tendieren die Ingenieure zu mehr Abtrieb, um schnell durch die 16 Kurven zu kommen. Zu groß sollten die Flügel nicht sein, sonst droht zu viel Zeit auf der über einen Kilometer langen Zielgerade liegenzubleiben. Wenigstens darf hier der Heckflügel flach gestellt werden, um den Luftwiderstand zu senken.

Mangels langsamer Kurven spielt die Traktion keine große Rolle. Die eher flachen Kerbs könnten die Ingenieure dazu verleiten, das Fahrwerk eher tief einzustellen. In den schnellen Kurven ist schließlich Stabilität gefragt. Dabei müssen sie allerdings achtgeben, die Bodenplatte ausreichend vor Abnutzung zu schützen.

Oscar Piastri - McLaren - GP Las Vegas 2024 - Formel 1
xpb

Technische Upgrades

Die Saison ist fast gelaufen. Nach Katar folgt nur noch das Finale in Abu Dhabi. Trotzdem dürften einige Teams ein paar Kleinigkeiten an ihre Autos in Katar schrauben. Die meisten Dinge werde streckenspezifisch sein. Größere Updates sind allerdings nicht zu erwarten.

Die Favoriten

McLaren hat in Las Vegas zwar eine Schlappe einstecken müssen, doch für Katar sollte der MCL38 wieder besser aufgestellt sein. Teamchef Andrea Stella gab bereits in den USA zu, dass das Layout dem Auto wieder besser schmecken sollte.

Der Italiener warnte aber vor einem Selbstläufer. Die vier Top-Teams sind dieses Jahr so eng beieinander, da fällt eine Prognose schwierig. Ferrari will in der WM näher an McLaren heranrücken, doch die Scuderia fürchtet sich etwas vor Katar. Das liegt nicht nur an den Stärken und Schwächen des Fahrzeugs, sondern auch an der Technischen Direktive der FIA, die vor zwei Wochen in Kraft getreten ist. Die verbotenen Schutzblöcke am Unterboden zwingen die Teams, höher zu fahren. Ferrari glaubt dadurch einen Performance-Verlust zu erleiden.

Mercedes war in Las Vegas überlegen. Wie sehr das mit den kühlen Bedingungen und der schmutzigen Strecke zusammenhängt, dürfte Katar hervorheben. Wir erwarten keine Silberpfeil-Dominanz wie im Zocker-Paradies. Red Bull hatte zuletzt Fortschritte gemacht, ein Sieg aus eigener Kraft wäre allerdings eine Überraschung.

Das Mittelfeld bleibt eng zusammen. Haas, Alpine und Toro Rosso bewegen sich nahezu auf Augenhöhe. Sowohl bei der Leistung auf der Strecke als auch in Sachen Kampf um WM-Platz sechs. Die drei Teams dürften sich um die Top-Ten in Katar balgen. Williams ist besser als Sauber und Aston Martin einzuschätzen.

Zeitplan GP Katar

Katar trägt das letzte von insgesamt sechs Sprint-Wochenenden der Saison aus. Entsprechend findet nur ein einziges Training statt. Im Gegensatz zum Las-Vegas-GP zeigt nur Sky das Rennen live. Die Sessions beginnen für Europäer mittags und abends.

In der Bildergalerie finden Sie die Highlights des Rennens aus dem Vorjahr.