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Ferrari trickst alle aus
Das Reifenwunder von Ferrari

GP Italien 2024

Ferrari griff beim Heimspiel in Monza tief in die Trickkiste. Als einziges Top-Team trauten sich die Roten mit einem Stopp über die Distanz. Der Poker zahlte sich für Charles Leclerc hauchdünn aus.

Charles Leclerc - Ferrari - Formel 1 - GP Italien - Monza - 1. September 2024
Foto: xpb

Es hat gereicht. Die letzten 15 Runden von Monza waren für Charles Leclerc eine Zitterpartie. Er musste einen Vorsprung von 18,5 Sekunden über die Runden bringen gegen einen Oscar Piastri, dessen Reifen 23 Runden frischer waren. Und er musste gleichzeitig schauen, dass ihm der Reifensatz, den er in der 15. Runde bekommen hatte, nicht vorher aus dem Leim geht.

In diesen letzten 15 Runden wurde Monza zum Hexenkessel. Bei jeder Vorbeifahrt schoben die Tifosi den Ferrari mit der Startnummer 16 förmlich an, und als sich Teamkollege Carlos Sainz dem McLaren von Piastri eineinhalb Runden lang entgegenstemmte, wurde das schon gefeiert wie ein Sieg. Es fror den Abstand zu Leclerc für einen Moment bei 11,5 Sekunden ein.

Unsere Highlights
Oscar Piastri - McLaren - Formel 1 - GP Italien - Monza - 1. September 2024
xpb

McLaren ließ sich von Ferraris Strategie austricksen.

McLaren zog die Notbremse

Eine Runde vor Schluss waren sie am Ferrari-Kommandostand sicher, dass der Vorsprung reicht. Da waren noch 3,9 Sekunden übrig. "Danach haben wir nur noch gebetet, dass nichts mehr kaputtgeht", gab Teamchef Frédéric Vasseur zu. Dann hatte Leclerc zum zweiten Mal nach 2019 in Monza gewonnen. "Die letzten Runden haben mich an damals erinnert. Ich schaute mehr auf die Tribünen als auf die Strecke. Es war ein unglaubliches Gefühl, wie ich von den Tifosi zum Sieg getragen wurde."

Leclerc hatte großen Anteil an seinem zweiten Saisonsieg nach Monte Carlo. Der WM-Dritte setzte die McLaren auf den Medium-Reifen so unter Druck, dass bei den Papaya-gelben Autos der linke Vorderreifen in die Knie ging. "Leclerc konnte Piastri folgen. Also war er schneller als wir", urteilte McLaren-Teamchef Andrea Stella. Lando Norris zog als erster nach 14 Runden die Notbremse und alle folgten ihm.

Zu diesem Zeitpunkt dachte keiner mehr an ein Einstopp-Rennen. Obwohl Vasseur und Stella beteuerten, dass sie mit dem Plan ins Rennen gegangen waren, nur ein Mal die Reifen zu wechseln. Der Verlust von 25 Sekunden für jeden zusätzlichen Stopp war einfach zu groß. Nachdem alle auf harte Reifen umgestellt hatten, fuhren sie zunächst einmal auf Sicht.

Charles Leclerc - Ferrari - Formel 1 - GP Italien - Monza - 1. September 2024
xpb

Charles Leclerc wehrte beide McLaren ab und gewann zum zweiten Mal seit 2019 in Monza.

Ferrari stellt früh auf einen Stopp um

Bei Ferrari war man sich schon nach zehn Runden auf der harten Mischung sicher, dass es bis zum Ende reicht. "Dabei sind wir keine einzige Runde auf den harten Reifen im Training gefahren. Wir mussten uns auf die Aussagen der Fahrer verlassen und ihre Aussagen richtig lesen. Charles hat den Grundstein zum Sieg in den ersten Runden mit den harten Reifen gelegt. Er hat sie vorsichtiger angefahren als seine Konkurrenten", lobte Vasseur.

Und das waren hauptsächlich die McLaren-Fahrer. Auch McLaren hätte theoretisch seine Fahrer auf der Strecke lassen können. Bei Norris ging das nicht. Der Engländer richtete wie schon im ersten Stint den linken Vorderreifen hin. "Unser Auto schont tendenziell mehr die Hinterreifen. Landos Probleme haben uns auch in Bezug auf Oscar nervös werden lassen", gibt Stella zu.

Eine Sache haben alle Teams, bis auf Ferrari, unterschätzt. Das Körnen der Reifen verschwand nach einer gewissen Weile. Danach stabilisierten sich die Rundenzeiten wieder. Selbst dann verbot sich Vasseur an den Sieg zu glauben: "Wir wollten diese Gedanken verscheuchen. Die Fahrer bekamen ihre Zielzeiten gesagt und wir haben geschaut, ob sie in dem Fenster bleiben."

Tatsächlich bestand für McLaren kein Grund, Piastri in der 38. Runde für einen zweiten Satz harte Reifen an die Box zu holen. Sein Polster auf Leclerc hatte sich über fünf Runden zwischen 5,2 und 5,8 Sekunden eingependelt. Selbst wenn Ferrari einen Undercut versucht hätte, wäre der nicht gelungen. Also hätte man Piastris Rennen an Leclercs Taktik ausrichten können. Carlos Sainz lag schon zu weit zurück, um eine Gefahr darzustellen.

Charles Leclerc - Ferrari - Formel 1 - GP Italien - Monza - 1. September 2024
xpb

Ferrari liegt nur 39 Punkte hinter Red Bull in der Konstrukteurs-WM.

Ferrari als schlafender Riese

Nach dem dritten Saisonsieg wollte Vasseur nicht davon sprechen, dass Ferrari die Kurve gekriegt hat. "Es wäre falsch, aus diesem Rennen Rückschlüsse zu ziehen. Monza ist ein spezieller Ort. Wir können nicht einmal mit Bestimmtheit sagen, dass die Upgrades überall funktionieren. In Monza haben sie geholfen."

Vasseur setzt darauf, dass auch Bau und Singapur Ferrari-freundliche Strecken sind, und dass das letzte Wort bei den WM-Titeln noch nicht gesprochen ist. Alle reden von McLaren, die den Rückstand auf Red Bull auf acht Punkte verkürzt haben, doch Ferrari fehlen auch nur 39 Zähler. Alle fokussieren sich bei der Fahrer-WM auf Lando Norris, dem acht Rennen vor Schluss 62 Punkte auf Max Verstappen fehlen. Bei Charles Leclerc sind es 86.

Das Pendel kann in dieser verrückten Weltmeisterschaft schnell umschlagen. McLaren hat im Moment das stabilste Auto, das überall schnell ist. "Aber wir machen bisweilen zu wenig aus dem Speed, der in dem Auto steckt", musste Stella zu geben. Das könnte McLaren dazu zwingen, bald schon eine Stallregie auszusprechen. In Monza hätte sie aber nur drei Punkte Unterschied gemacht. Ferrari ist im Moment noch der schlafende Riese, den jeder unterschätzt. Das könnte ein Vorteil werden.

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