Vielleicht war es doch etwas zu viel des Guten. Andrea Kimi Antonelli gilt als das Supertalent im Motorsport. Der Italiener ist Mercedes-Junior und wird aller Voraussicht nach 2025 den Platz von Rekordsieger Lewis Hamilton bei den Silberpfeilen einnehmen. Und das mit gerade einmal 18 Jahren.
Am Freitag (30.8.) durfte Antonelli nur fünf Tage nach seinem Geburtstag erstmals an einem Rennwochenende in ein Formel-1-Auto klettern und fahren. Der Streckensprecher in Monza kündigte den Nachwuchspiloten mit Pauken und Trompeten an. Teamchef Toto Wolff schüttelte seinem Protegé noch medienwirksam die Hand, als dieser bereits im Auto Platz genommen hatte.
Andrea Kimi Antonellis F1-Debüt an einem Rennwochenende dauerte nur fünfeinhalb Runden.
Zehn Minuten bis zum Crash
Wer gedacht hatte, Antonelli würde es bei seinem Debüt erstmal ruhiger angehen lassen, sah sich getäuscht. Der Mercedes-Mann setzte sich umgehend an die Spitze, die er ein paar Minuten innehatte. Dann rückte Lewis Hamilton die Hackordnung zurecht und fuhr Bestzeit. Beide hatten bereits die Soft-Reifen aufgeschnallt, weil Mercedes mit dem Medium sparsam an diesem Wochenende umgehen möchte.
Antonelli wollte diesen Vorteil des weichen Gummis nutzen und jagte die Zeit von Hamilton. Nach zwei Sektoren war der Italiener sieben Zehntel schneller als Hamilton. Doch ins Ziel brachte der Rookie die Runde nicht. In der Parabolica verlor Antonelli die Kontrolle über den Mercedes. Der W15 drehte sich um die eigene Achse und schlug seitlich in die Reifenstapel ein. An derselben Stelle wie Bernd Mayländer im Safety-Car einen Tag zuvor (29.8.). Nach zehn Minuten bzw. knapp sechs Runden war das Debüt schon wieder beendet.
Teamchef Toto Wolff hielt in der anschließenden Pressekonferenz des ersten Trainings seine schützende Hand über Antonelli. "Die ersten Runden von ihm waren beeindruckend. Er war sofort schnell. Leider hat er die Kontrolle über das Auto verloren. Er hat sich danach sofort entschuldigt." Auswirkungen auf seine Zukunft soll der Crash nicht haben. "Das passiert. Jetzt geht es darum, das zu verarbeiten, daraus zu lernen und besser zu werden. So wie jeder Champion. Und ich bin mir sicher, dass er das hinbekommt."
Antonelli entschuldigte sich abends in einem Mercedes-Clip für den Unfall. "Es tut mir für das Team und George (Russell) so leid, dass sie meinetwegen so viel Arbeit hatten. Ich habe einfach etwas zu sehr gepusht."
Mit 52 g schlug Antonelli in der Parabolica in die Reifenstapel ein.
Aufprall mit 52 g
Wie Mercedes nach der Session auf Nachfrage von auto motor und sport mitteilte, knallte Antonelli mit 45 g in die Streckenbegrenzung. Antonelli gab in einem Statement am Abend sogar an, dass es 52 g gewesen waren. Der Kühler auf der rechten Seite verformte sich wellenförmig. Die Pressesprecher teilten schmunzelnd mit, dass sie das havarierte Teil dem Teenager mal als Geschenk überreichen wollen.
Gar nicht zum Lachen zumute war kurz nach dem Einschlag George Russell. Der Engländer hatte sein Auto an Antonelli abtreten müssen. Doch Mercedes gab Entwarnung: Der W15 wird rechtzeitig für das zweite Training um 17 Uhr wieder fit gemacht. Wertvolle Trainingszeit ging dennoch verloren. Antonelli hatte den neuen Unterboden dabei. Hamilton fuhr den alten zu Vergleichszwecken. Für das zweite Training werden die Teile getauscht. Dann fährt Russell den alten Unterboden und Hamilton bekommt den neuen.
Beide Autos hatten auch einen frischen Motor im Heck. Es ist bereits der vierte der laufenden Saison. Beim nächsten frischen Antrieb muss Mercedes dann eine Startplatzstrafe schlucken. Für Antonelli geht es nun erstmal zurück in die Formel 2. Dort liegt der Prema-Fahrer auf Platz sieben der Tabelle. Weitere F1-Trainings sind aber geplant, wie Toto Wolff bestätigte: "Höchstwahrscheinlich wird er in Mexiko im Auto sitzen." Antonelli wird in der Mega-City dann vielleicht etwas vorsichtiger zu Werke gehen. Das bestätigte der Youngster selbst. "Ich habe meine Lektion für das nächste Mal gelernt."
