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Rennanalyse GP Frankreich 2022
Wer hätte ohne Crash gewonnen?

GP Frankreich 2022

Der Unfall von Charles Leclerc brachte die Zuschauer um das Duell der Giganten. In der Rennanalyse verraten wir Ihnen, wie sich der spannende Zweikampf mit Max Verstappen bei einem normalen Rennverlauf entwickelt hätte. Dazu blicken wir noch einmal auf den heißen Fight um den letzten Podiumsplatz.

Charles Leclerc - Formel 1 - GP Frankreich 2022
Foto: Wilhelm

Warum flog Leclerc ab?

Die Aussicht auf ein Duell Leclerc gegen Verstappen in gleichwertigen Autos hatte die Stimmung auf den Tribünen des Circuit Paul Ricard ordentlich angeheizt. Am Ende riss der Zweikampf die Fans aber nur in den ersten 18 Runden von den Sitzen. Dann steckte der Ferrari mit der Startnummer 16 plötzlich in der Bande der Le-Beausset-Kurve.

Über den Auslöser des Abflugs herrschte zunächst Unklarheit. Leclerc hatte sich in einem Funkspruch über sein Gaspedal beklagt. War hier etwa das gleiche Problem wie zwei Wochen zuvor in Spielberg aufgetreten, als der kleine Dämpfer unter dem Pedal festhing? Teamchef Mattia Binotto sorgte für Aufklärung: "Der Hinweis zum Gaspedal bezog sich auf den Versuch, sich mit dem Rückwärtsgang aus der Bande zu befreien. Das setzt bei unserem Auto eine bestimmte Prozedur voraus. Doch leider steckte die Nase komplett fest."

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Leclerc selbst suchte gar nicht erst nach Ausreden für den Fauxpas. "Ich fahre in der Form meines Lebens und dann passieren mir solche Fehler. Wenn wir am Ende die WM verlieren, dann weiß ich, was der Grund dafür war. So etwas ist einfach nicht akzeptabel. Es war ja nicht der erste Patzer dieses Jahr. Wir hatten heute das schnellste Auto. Ich habe einfach zu viel gewollt."

An der Unfallstelle haben die Piloten rund 180 km/h drauf. Laut den Telemetriedaten der Konkurrenz rasten die Ferrari das ganze Wochenende konstant 15 km/h schneller durch die lange Rechtskehre als alle anderen. Wenn bei solch hohen Geschwindigkeiten plötzlich das Heck ausbricht, hilft auch kein Gegenlenken. Normalerweise gehen Dreher in Le Castellet wegen der weiten asphaltierten Auslaufzonen glimpflich aus. In diesem Fall nicht. Leclerc wählte den falschen Ort für seinen Aussetzer.

Charles Leclerc - Formel 1 - GP Frankreich 2022
xpb
Max Verstappen fand in den ersten 15 Runden keinen Weg vorbei an Leclerc.

Wer hätte das Duell gewonnen?

Als Max Verstappen die Ziellinie überquerte, gratulierte ihm sein Renningenieur per Funk zum Sieg, fügte aber auch an: "Schade, das wäre heute ein interessanter Fight gewesen." Genauso ging es wohl auch den Zuschauern. So nah lagen der Ferrari und der Red Bull dieses Jahr noch nie zusammen. Über fast den kompletten ersten Stint rasten Leclerc und Verstappen im Tandemflug über die Piste.

Bei Red Bull hatte man vor dem Rennen mit zwei Stopps geplant. Doch dann registrierten die Ingenieure, dass die Reifen nicht ganz so schnell einbrechen wie befürchtet. Weil Verstappen auf der Strecke nicht vorbeikam, zog der Kommandostand in Runde 15 die Reißleine. Im Mittelfeld hatte sich eine kleine Lücke hinter Lando Norris aufgetan, in die der Holländer nach seinem Stopp fiel. "Es war der frühestmögliche Zeitpunkt, um danach ohne weiteren Stopp durchzukommen", verriet Teamchef Christian Horner später.

Weil der Abstand zuvor so gering war, konnte Ferrari den Undercut nicht kontern. "Max war schon nach der halben Outlap virtuell vorbei an Charles. In der zweiten Rennhälfte hätte es das Duell also mit umgekehrten Vorzeichen gegeben, wobei Ferrari dann den Vorteil der frischeren Reifen gehabt hätte. Es ist echt schade, dass wir nicht wissen wie es ausgegangen wäre", bedauerte Horner.

Ferrari-Kollege Mattia Binotto sah seinen Schützling bei diesem Szenario im Vorteil: "In puncto Reifenverschleiß waren wir Red Bull heute überlegen. Bevor Max an die Boxen ging, konnte Charles vorne zwei bis drei Zehntel pro Runde wegziehen."

Die Frage lautet nur, ob der Ferrari mit dem Topspeed-Nachteil in der Lage gewesen wäre, die Red-Bull-Raketen zu überholen. Carlos Sainz im Schwesterauto gelang dieses Kunststück gegen Perez. Der Spanier presste sich mit einem starken Manöver in der Zielkurve vorbei. "Carlos war aber auch auf der Alternativ-Strategie mit anderen Reifen unterwegs. Das kann man schwer vergleichen", gab Horner zu bedenken.

Carlos Sainz - Formel 1 - GP Frankreich 2022
xpb
Sainz legte zehn Runden vor Schluss einen Extra-Stopp ein.

War die Strategie bei Sainz richtig?

Wie die meisten Piloten nutzte Carlos Sainz die Safety-Car-Phase nach dem Leclerc-Crash zum zeitsparenden Reifenwechsel. Weil der Spanier gegen den Trend auf der harten Mischung gestartet war, musste er sich einen Satz Medium für die verbleibenden 35 Runden aufziehen lassen.

Durch ein klemmendes Rad verzögerte sich der Service etwas. Kaum wurde Sainz vom Wagenheber gelassen, schoss der ungeduldige Madrilene trotz Rotlicht aus seiner Parkbucht. Der Ferrari kreuzte dabei die Schusslinie von Alex Albon, der in der Boxengasse eine Vollbremsung einlegen musste um die Kollision zu verhindern. Das brachte Sainz eine Fünf-Sekunden-Strafe ein.

Nach dem Restart legte Sainz los, wie die Feuerwehr. Innerhalb von 22 Runden kämpfte er sich mit einigen sehenswürdigen Manövern von Position acht auf Rang drei nach vorne. Doch kaum hatte der Überholkönig den letzten Podiumsplatz eingenommen, wurde er vom Kommandostand zum zweiten Stopp an die Box geholt. Sainz hinterfragte anschließend mehrmals die Strategie, die am Ende zu Rang fünf führte. Auch im Mercedes-Lager wunderte man sich: "Entweder hätte er früher reinkommen sollen oder gar nicht."

Teamchef Binotto beharrte aber darauf, dass die Taktik richtig war: "Carlos hat im Cockpit nicht alle Informationen. Wir haben seinen Stint ausgedehnt, um so viele Informationen wie möglich über den Reifenverschleiß zu bekommen. Irgendwann war klar, dass der Reifen nicht bis zum Ende durchhält. Das wäre ein Sicherheitsrisiko gewesen."

Der Italiener glaubt, dass auch ohne Zusatzstopp nicht mehr als Platz fünf rausgesprungen wäre: "Die Pace von Carlos war einfach nicht gut genug, um einen Vorsprung von mehr als fünf Sekunden auf Perez und Russell rauszufahren und damit die Strafe zu egalisieren. Dank dem Stopp haben wir immerhin noch die schnellste Rennrunde gedreht und den Bonuspunkt mitgenommen."

Perez vs. Russell - Formel 1 - GP Frankreich 2022
xpb
Beim ersten Angriff vom Russell wich Perez in der Schikane neben die Strecke aus.

Wie kam Russell an Perez vorbei?

Als Sainz zum zweiten Boxenstopp abbog, war klar, dass der dritte Podestplatz im Duell zwischen George Russell und Sergio Perez ausgefochten wird. Der zweite Red Bull hatte mehr mit Reifenverschleiß zu kämpfen als Verstappen an der Spitze. So geriet er in die Fänge der Mercedes. Den ersten Angriff in Runde 42 wehrte Perez noch ab. Russell beklagte sich anschließend, dass sein Gegner dabei in der Schikane die Strecke verließ. Weil es ohne das Ausweichmanöver wohl gekracht hätte, sprach die Rennleitung keine Strafe aus.

Drei Runden vor dem Ende schlüpfte Russell dann plötzlich doch noch durch – und keiner wusste, wie es passiert war. Der Mexikaner sorgte nach dem Rennen selbst für Aufklärung. Die virtuelle Safety-Car-Phase, die durch den havarierten Alfa von Guanyu Zhou ausgelöst wurde, erwischte Perez auf dem falschen Fuß: "Mir wurde angezeigt, dass das VSC in Kurve 9 endet. Das war aber nicht der Fall. Dann kam die Nachricht, dass es bis Kurve 12 geht. Da war ich aber zu nah an der Delta-Zeit und konnte nicht direkt Vollgas geben. George hatte offenbar andere Informationen und konnte es besser timen. Da lief irgendwas mit dem System falsch."

Rückendeckung bekam Perez von seinem Teamchef: "Die Rennleitung konnte das VSC-Signal nicht ausschalten. Dann wurde ein Reset durchgeführt. Ich denke, dass George ohne das Problem nicht vorbeigekommen wäre." Die FIA entschuldigte sich später in einem Statement für den Fehler. Die Schiedsrichter betonten aber auch, dass niemand benachteiligt wurde: "Es gab zwei Nachrichten zum Ende der VSC-Phase. Dadurch schaltete sich das System automatisch auf ein Backup um. Alle Teams bekamen die Informationen gleichzeitig."

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Wurde Vettel von Stroll unfair ausgebremst?

In der Zielkurve der letzten Runde wäre es beinahe zu einem Unfall der beiden Aston-Martin-Piloten gekommen. Von außen sah es so aus, als habe Lance Stroll versucht, seinen Verfolger Sebastian Vettel absichtlich auflaufen zu lassen. Der Heppenheimer konnte die Kollision gerade noch verhindern. Stroll dementierte anschließend, dass er seinen Teamkollegen einem gefährlichen "Bremstest" unterzogen habe: "Ich war auf abgefahrenen Reifen unterwegs. Da ist mir kurz das Heck ausgebrochen", winkte der Kanadier ab.

Doch in den Aufnahmen ist davon nichts zu erkennen. Beim Herausbeschleunigen aus Kurve 15 in Richtung Ziellinie kommt Stroll einfach nicht in die Gänge. Schon am Scheitelpunkt ist er knapp 20 km/h langsamer als in der Runde davor. Vettel machte mit einem eindeutigen Handzeichen klar, was er von der Fahrweise seines Teamkollegen hielt. "Er ist vor dem Beschleunigen noch einmal auf die Bremse gestiegen", wunderte sich der vierfache Weltmeister. "Am Ende ist es aber egal, ob ich oder er den Punkt für das Team holt."

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