Nach dem sonnigen Trainingsfreitag zeigte sich Silverstone am Samstag (5.7.) von seiner graueren Seite. Die Asphalttemperaturen gingen unter der dichten Wolkendecke deutlich nach unten. In der Nacht hatte es sogar etwas geregnet. Für die Fahrer und die Ingenieure ging es darum, sich möglichst schnell auf die geänderten Bedingungen einzuschießen.
Am Ende hinterließ Charles Leclerc den stärksten Eindruck. Der Monegasse, der am Vortag schon mit der zweitschnellsten Zeit aufhorchen ließ, fand sich in der Generalprobe zum Qualifying ganz oben in der Tabelle wieder. Im letzten Schuss mit Soft-Reifen blieb die Uhr bei 1:25.498 Minuten stehen. Das konnte keiner unterbieten.
Teamkollege Lewis Hamilton wurde allerdings etwas unter Wert geschlagen. Der Brite lag mit zwei schnellen Sektoren auf Bestzeitkurs, als neun Minuten vor dem Ende der Session plötzlich rote Flaggen geschwenkt wurden. Ollie Bearman hatte ein Carbon-Teil verloren, das von der Ideallinie geräumt werden musste. Die Unterbrechung dauerte aber nur fünf Minuten.

Gabriel Bortoleto bescherte den Sauber-Mechanikern kurz vor dem Abpfiff etwas zusätzliche Arbeit.
Unfälle von Bortoleto und Bearman
Nach dem Wiederanpfiff versuchten alle Piloten noch einmal ein paar schnelle Runden zu drehen. Dabei übertrieb es Gabriel Bortoleto etwas in der schnellen Becketts-Kurve. Der Sauber entgleiste, rutschte über den Rasen und riss sich die Aufhängung vorne links ab. Weil das grüne Auto im Kies knapp vor der Bande zum Stehen kam, hielt sich der Schaden zum Glück in Grenzen.
Natürlich wurden direkt wieder rote Flaggen geschwenkt, um die Bergung des grünen Autos nicht zu gefährden. Beim Rückweg zur Garage probierte Bearman in der Boxeneinfahrt vor dem Tempolimit-Strich so spät wie möglich zu bremsen. Dabei verlor der Rookie die Kontrolle über sein Auto. Der Haas drehte sich und schlug mit der Nase an der Leitplanke an. Bearman schaffte es immerhin, sich aus eigener Kraft, aber ohne Frontflügel, zurückzuschleppen. Wegen der gefährlichen Fahrweise unter roten Flaggen kassierte der Lokalmatador eine saftige Startplatzstrafe (+10).
Durch die Zwischenfälle in den Schlusssekunden blieb den anderen Fahrern keine Möglichkeit mehr für Zeitenverbesserungen. Die engen Abstände an der Spitze deuten auf einen spannenden Kampf im Qualifying hin. Oscar Piastri hatte die Marke von Leclerc nur um 68 Tausendstel verfehlt. Max Verstappen wies auf Rang drei auch nur 87 Tausendstel Rückstand auf. Lando Norris reihte sich ein gutes Zehntel hinter Leclerc auf Position vier ein.

Auch unter der dichten Wolkendecke fand Mercedes noch nicht in die Erfolgsspur.
Mercedes auch bei Kälte schwach
Erst hinter dem Spitzenquartett ging die große Lücke auf. Yuki Tsunoda landete mit sechs Zehnteln Rückstand auf Platz fünf. Ollie Bearman hatte vor seinem peinlichen Last-Minute-Abflug überraschend die sechstschnellste Runde gedreht. Alex Albon fand sich mit seinem Williams auf Rang sieben wieder.
Die Mercedes-Piloten fühlten sich wie schon am Freitag nicht besonders wohl, obwohl die kühleren Bedingungen dem Silberpfeil-Team eigentlich entgegenkommen sollten. George Russell wurde mit gut sechs Zehnteln Rückstand nur Achter. Dahinter komplettierten die beiden Toro Rosso wie schon am Vortag auf den Plätzen neun und zehn die obere Tabellenhälfte.
Nico Hülkenberg muss auch noch etwas Speed finden, wenn er ein Wörtchen um die Startplätze in Punktenähe mitreden will. Im dritten Training landete der Rheinländer nur auf Rang 15 – direkt vor Teamkollege Bortoleto. Beide wiesen eine gute Sekunde Rückstand auf die Spitze auf.