Normalerweise kann keine andere Strecke Monte-Carlo bei der Frage nach dem besten Qualifying des Jahres das Wasser reichen. Silverstone machte dem Stadtkurs-Klassiker am Samstag (5.7.) aber jede Menge Konkurrenz. Die Top-Autos von Red Bull, McLaren, Ferrari und Mercedes lieferten sich einen dramatischen Kampf auf Augenhöhe um die besten Plätze in der Startaufstellung. Prognosen waren unmöglich. Jeder kleine Fehler kostete viele Positionen.
Verstappen wirkte lange Zeit nicht wie der erste Kandidat auf den vordersten Startplatz. Der Weltmeister hatte sich für ein Setup mit wenig Abtrieb entschieden. Dadurch wurde der Red Bull in den schnellen Kurven extrem nervös. Dazu kam auch noch ein böig wehender Wind, der den Piloten das Leben schwer machte.
Vor dem letzten Schuss hatte Verstappen nur auf Rang vier gelegen. Im großen Finale ließ der Niederländer allen Konkurrenten den Vortritt, bevor auch er die Garage verließ. Dann holte er in letzter Sekunde den Hammer aus. Am Ende blieb die Uhr bei 1.24,892 Minuten stehen. Das konnte keiner mehr unterbieten.

Piastri und Norris wollen am Sonntag den Konter schaffen.
McLaren knapp geschlagen
"Der Wind hat es heute echt schwierig gemacht. Die Autos reagieren da sehr sensibel drauf. Mit unserer Abstimmung war das nicht so einfach. Zum Glück war die letzte Runde schnell genug", schnaufte der frischgebackene Pole-Setter durch. "Ich freue mich schon auf morgen. Es ist schwer zu sagen, wie gut unser Auto dann funktionieren wird. Aber wir werden natürlich alles raushauen."
Bevor Verstappen zu seinem Husarenritt ansetzte, sah es kurz nach einer ersten Startreihe mit zwei McLaren-Rennern aus. Oscar Piastri hatte im ersten Schuss eine starke Runde vorgelegt, die am Ende aber eine Zehntel zu langsam war. Im zweiten Anlauf konnte sich der Australier dann nicht mehr verbessern.
"Meine erste Runde war mega. Ich habe mich gefragt, wie ich noch schneller fahren kann. Dann wurde es leider etwas unsauber", verriet der WM-Spitzenreiter. "In ein paar Punkten verstehen wir noch nicht ganz, warum wir nicht schneller sind. Aber am Ende bin ich natürlich zufrieden mit dem zweiten Platz. Vorne sind alle sehr ausgeglichen. Die Autos haben unterschiedliche Stärken. Red Bull ist schnell auf den Geraden. Uns liegen eher die schnellen Kurven. Das wird sehr interessant im Rennen."

Russell hofft auch im Rennen auf kühle Bedingungen.
Russell mit Norris in Reihe zwei
Norris versuchte im zweiten Anlauf verzweifelt, wenigstens noch den Teamkollegen zu knacken. Am Ende fehlten 15 Tausendstel auf den Platz in der ersten Reihe. "Das war eine gutes Quali heute. Mit Platz 3 darf man nicht unzufrieden sein. Max war heute leider einen Tick zu schnell für uns", erklärte der Lokalmatador.
Im entscheidenden Run fand der Vizemeister nicht den erhofften Grip: "Kleine Dinge haben heute entschieden, ob man vorne oder hinten liegt. Da geht es um Hundertstel. Das war echt hart. Dann kam auch noch der Wind dazu. Morgen werden wir sicher Spaß haben. Ich erwarte einen guten Kampf zwischen allen Fahrern da vorne."
Neben dem McLaren parkt George Russell mit dem Mercedes in der zweiten Reihe. Die Silberpfeil-Speerspitze sah lange Zeit nicht wie ein Kandidat für ganz vorne aus. Dann gelang Russell aber im entscheidenden Moment eine starke Runde, die ihn vor die beiden Ferrari spülte. Auf die Pole Position fehlten am Ende nur anderthalb Zehntel.

Können die Ferrari im Rennen vom Abtriebsvorteil profitieren.
Ferrari nur in Reihe drei
Bei Ferrari wird man mit den beiden Plätzen in der dritten Reihe nicht ganz zufrieden sein. Im Q2 lagen Charles Leclerc und Lewis Hamilton noch ganz vorne. Im Finale sprangen dann nur die Positionen fünf und sechs raus, obwohl der Abstand mit rund zwei Zehnteln auch nicht besonders groß ausfiel.
Trotz eines kleinen Fehlers in Kurve 16 gewann Silverstone-Spezialist Hamilton immerhin das Duell gegen seinen Teamkollegen. Dazu darf den Tifosi Hoffnung machen, dass Ferrari den meisten Abtrieb aufs Auto gepackt hat. Das könnte im Rennen beim Reifenverschleiß helfen.
Kimi Antonelli im zweiten Mercedes fuhr im Q3 die siebtschnellste Zeit. Der Rookie bringt aber noch eine Startplatzstrafe (+3) aus Spielberg mit, wo er Verstappen in der ersten Runde abgeschossen hatte. Auch Oliver Bearman, der im Qualifying Achter wurde, muss zurück. Der Haas-Pilot wurde wegen gefährlicher Fahrweise unter roten Flaggen im dritten Training um zehn Positionen zurückgesetzt.
"Das war ein ziemlich dummer Fehler von mir", entschuldigte sich der Pilot bei seinem Team. "Wir sind unter roten Flaggen eine sehr langsame Runde zurück an die Boxen gefahren. Dabei sind die Reifen ausgekühlt. Dann habe ich in der Boxeneinfahrt die Kontrolle verloren. Immerhin bin ich erleichtert, dass es im Quali gut gelaufen ist. Wir haben dieses Wochenende ein Upgrade gebracht. Das Qualifying zeigt, dass sich die harte Arbeit des Teams ausgezahlt hat."
Von den Rückversetzungen von Antonelli und Bearman profitieren Fernando Alonso und Pierre Gasly, die im Q3 am Ende der Top Ten landeten und in die vierte Startreihe aufrücken. Wenig Grund zur Freude hatten die Sauber-Fans. Nach starken Leistungen zuletzt hofften Gabriel Bortoleto und Nico Hülkenberg auf mehr als die Plätze 17 und 19. Von hinten wird es schwer, die Punkteserie des Schweizer Teams auszubauen.