Selten war der Hype um einen Fahrer-Wechsel in der Formel 1 größer als vor dieser Saison. Seit Anfang des Jahres ist Lewis Hamilton Ferrari-Fahrer. Lediglich der Transfer von Rekordweltmeister Michael Schumacher zur Scuderia im Jahr 1996 hatte eine ähnliche Kraft, wie der des Engländers.
Nach sechs Grands Prix ist die anfängliche Euphorie beim Piloten, dem Team, den Fans und auch den Journalisten aber verflogen. Hamilton steht nur auf Rang sieben in der WM-Tabelle mit 41 Zählern. Satte 90 Punkte fehlen bereits auf Spitzenreiter Oscar Piastri im McLaren. Der Traum vom achten Weltmeister-Titel, und dem alleinigen Rekord, ist für diese Saison schon ausgeträumt.
Die Probleme sind vielschichtig. Der SF-25 ist nicht so konkurrenzfähig, wie sich das Hamilton und Ferrari erhofft hatten. Letztes Jahr kämpften die Italiener noch bis zum letzten Rennen um die Konstrukteurs-Krone gegen McLaren und verpassten diese um 14 Zähler. Diese Saison sollten mit der neuen Traumehe Hamilton/Ferrari endlich wieder WM-Titel nach Maranello geholt werden.
Doch nicht nur das Auto sorgt für Kummer bei den Fans der Mythos-Marke. Auch Lewis Hamilton selbst liefert noch nicht das ab, was man von ihm erwartet hatte. Bis auf das Highlight im Sprint-Qualifying und dem Sprint-Sieg von China gab es kaum Höhepunkte. Der dritte Platz im Sprint von Miami war einem perfekt getimten Reifenwechsel auf Slicks geschuldet. Die Pace hingegen war in Florida alles andere als überzeugend.
Für Lewis Hamilton steht in Imola das Italien-Debüt bei einem Grand Prix an.
Heim-Debüt für Ferrari
Der Druck wächst ob der durchwachsenen Leistungen des Rekordsiegers. In Imola steht Hamilton vor seinem Italien-Debüt bei einem Grand Prix (18.5.) mit Ferrari. Die Medienrunde am Donnerstag war gut gefüllt, als der 40-Jährige auf die Fragen der Journalisten antwortete.
Zur aufkeimenden Kritik an ihm hatte der Mann aus Stevenage eine klare Meinung: "99 Prozent oder 100 Prozent wissen nicht, was ich durchgemacht habe, um dorthin zu gelangen, wo ich heute bin, und ich muss mich immer wieder daran erinnern: Ich habe sieben Weltmeistertitel gewonnen. Ich habe mehr gewonnen als jeder andere Fahrer in der Geschichte. Ich muss mich selbst daran erinnern, dass ich auch große Dinge getan habe."
Die Ferrari-Fans werden ihn auf jeden Fall anfeuern. "Ich weiß nicht genau, was ich hier von den Fans erwarten darf. Ich war schon oft hier und habe auch an den anderen Strecken immer diese riesige Unterstützung der Ferrari-Fans gesehen."
"Die Erwartungen sind sehr hoch. Aber das kommt natürlich auch von der Größe Ferraris. Es ist ein großartiges Team", ist sich Hamilton den Ansprüchen der Tifosi bewusst. "Einen anderen Ansatz als bei sonstigen Rennen verfolge ich jedoch nicht. Ich freue mich einfach darauf, noch mehr Rot zu sehen."
Ferrari tritt beim Heimspiel mit einem neuen Heckflügel am SF-25 an.
Ferrari bringt neuen Heckflügel
Damit Hamilton wieder in die Erfolgsspur zurückkehrt, haben die Ferrari-Ingenieure für das Heimspiel einen neuen Heckflügel entworfen, mit dem der SF-25 an Performance gewinnen soll. Das ganz große Upgrade-Paket haben die Italiener aber nicht ausgepackt. Damit wartet man bei Ferrari noch bis zum Grand Prix von Spanien. In Barcelona gelten dann neue Richtlinien für die Biegsamkeit des Frontflügels.
Ein umfassenderes Paket in Imola hätte mehr Arbeit beim Verifizieren der Teile verursacht. Ferrari will sich das für den übernächsten Grand Prix aufsparen. Eine kleine Hilfe könnte aber der neue superweiche C6-Reifen sein, der in der Emilia-Romagna debütiert. Das Qualifying war in der aktuellen Saison bisher eine Problemzone des Ferrari. Hamilton und sein Teamkollege Charles Leclerc hatten Schwierigkeiten, die Reifen für eine schnelle Runde ins Temperatur-Fenster zu bringen.
Der weichere Gummi sollte hier Abhilfe schaffen. Ein starkes Qualifying ist die Grundlage in Imola für ein gutes Rennergebnis. Überholen gilt im Autodromo Enzo e Dino Ferrari als kompliziert. Lewis Hamilton braucht dringend bessere Resultate. Sonst ziehen weitere Gewitter-Wolken über ihm und Maranello auf.
