Formel 1: Verstappen-Zauber oder Red-Bull-Auferstehung?

Red Bull schlägt McLaren
Verstappen-Zauber oder Red-Bull-Auferstehung?

GP Imola 2025
Zuletzt aktualisiert am 19.05.2025

Klarer kann die Favoritenrolle nicht ausfallen. Oscar Piastri auf der Pole-Position, McLaren Schnellster in der Disziplin, in der man Red Bull und Mercedes am meisten fürchten muss. Heißes Wetter und Asphalttemperaturen von 45 Grad am Sonntag. Dazu die weichsten Reifenmischungen, die Pirelli aufbieten kann. Da standen alle Zeichen auf einen McLaren-Sieg.

Und trotzdem hat am Ende Max Verstappen gewonnen. Wie in Suzuka. Obwohl Strecke und Bedingungen nicht vergleichbar sind, schrieb die Abschiedsvorstellung der Formel 1 von Imola eine ähnliche Geschichte. Verstappen gewann den Start. Das ist für den Red Bull noch entscheidender als für McLaren. Bei freier Fahrt und sauberer Anströmung hat der RB21 fast McLaren-Qualitäten.

Danach verzockte sich McLaren mit dem besser platzierten Auto wie in Japan mit der Strategie. Piastri wurde schon in der 13. Runde zum Reifenwechsel geholt. Damit legte man sich früh auf ein Zweistopp-Rennen fest. McLaren unterschätzte zwei Dinge. Der harte Reifen war nicht so gut wie erwartet. Und Piastri hing länger im Verkehr fest als erwartet. Obwohl der Australier in 15 Runden sieben Autos überholen musste, verlor er nur eine knappe Sekunde auf Verstappen. Das zeigt: Der Speed war da.

Start - Max Verstappen - Oscar Piastri - Formel 1 - GP Emilia Romagna - Imola - 18. Mai 2025
Lars Baron via Getty Images

McLaren verliert Rennen am Start

Lando Norris lag nach zehn Runden im Windschatten von George Russells Mercedes schon zehn Sekunden zurück, als er endlich sein Tempo fahren konnte. 18 Runden später waren es 8,7 Sekunden. Nach dem VSC-Geschenk für Verstappen wuchs der Vorsprung auf 20 Sekunden an. Norris verkürzte ihn bis zum Safety-Car 18 Runden später auf 18,4 Sekunden.

Die Neutralisation gab Verstappen und Norris die Chance zu einem zweiten Reifenwechsel und dampfte die Abstände auf Null ein, doch McLaren hatte das Pech, dass nun Piastri auf alten Reifen dazwischen lag. Bis sich Norris am Teamkollegen vorbeigekämpft hatte, war der Zug endgültig abgefahren.

Unter dem Strich kann man sagen, dass McLaren vielleicht eine Spur schneller, aber nie schnell genug war. "Das Rennen hätte möglicherweise einen anderen Ausgang genommen, hätte Oscar den Start gewonnen", räumte Teamchef Andrea Stella ein. Ab da war McLaren in der Defensive und hatte die Wahl zu reagieren oder ins Risiko zu gehen. Man entschied sich fürs Risiko und verlor.

Max Verstappen - Red Bull - GP Emilia-Romagna 2025 - Imola - Formel 1
Sam Bagnall via Getty Images

Darum war die Hitze gut für Red Bull

Doch warum konnten die McLaren nicht von den Bedingungen und den Reifentypen im Angebot profitieren, so wie das in Miami der Fall gewesen ist? Da lag die Asphalttemperatur nur bei 39 Grad. Und doch hängte Sieger Piastri Red Bull und Mercedes um mehr als 37 Sekunden ab.

Für Stella war das Ergebnis von Imola keine Überraschung. "Suzuka und Jeddah haben wie Imola gezeigt, dass dieser Typ Rennstrecke Red Bull liegt und unseren Vorteil einschränkt. Alles Strecken mit schnellen und flüssigen Kurven. Imola verlangt eine komplett andere Aerodynamik-Konfiguration als Miami. Außerdem hat Red Bull mit seinen Upgrades einen guten Schritt gemacht. Trotzdem waren wir am Ende überrascht, wie schnell und konstant sie waren."

Dafür, dass die Hitze McLaren am Sonntag nicht in die Karten spielte, hatte Red-Bull-Technikchef Pierre Waché eine Erklärung parat. "Auf bestimmten Asphalttypen mit bestimmten Reifenmischungen verändert sich bei heißem Wetter der Abnutzungsmechanismus der Reifen zu unseren Gunsten." Weiter wollte der Franzose das große Reifen-Einmal-Eins nicht vertiefen. "Das würde zu viel verraten."

Max Verstappen - Red Bull - GP Emilia-Romagna 2025 - Imola - Formel 1
xpb

Bessere Balance vergrößert Setup-Fenster

Red Bull hat seinen viel gescholtenen RB21 mit seinem zweiteiligen Upgrade besser gemacht. Der neue Unterboden, der schon in Miami kam, liefert mehr stabilen Abtrieb. Der geänderte Kühleinlass optimiert die Strömung um die Seitenkästen, die modifizierten hinteren Querlenker-Verkleidungen zum Diffusor und mit den neuen Bremsbelüftungen hinten lassen sich die Reifentemperaturen besser kontrollieren. "Bis das aber so gut wie bei McLaren funktioniert, wird Zeit brauchen", fürchtet Sportdirektor Helmut Marko.

Der Einfluss der jüngsten Entwicklungen kam bei den Fahrern an. Der Red Bull änderte zwischen Einlenken und Scheitelpunkt nicht mehr die Balance. Das Untersteuern in Kurvenmitte ist verschwunden, das Übersteuern am Ausgang geblieben. Aber damit kann Verstappen leben. "Zum ersten Mal seit langem hat sich Max nicht mehr beschwert", atmete Marko auf.

Der Meister lobte: "Das Auto ließ sich besser kontrollieren. Damit war es einfacher, die Reifen zu managen." Teamchef Christian Horner erzählte, dass die Fortschritte am Auto das Setup-Fenster vergrößerten. Freitag und Samstag waren ein Unterschied wie Tag und Nacht. Diesmal war es möglich, eine gute Fahrzeugabstimmung zu finden und nicht nur einen halbgaren Kompromiss.

Entscheidend wird sein, ob Imola wie Suzuka nur eine Momentaufnahme war, bei der das Auto von günstigen Rahmenbedingungen profitierte oder dauerhaft eine bessere Plattform liefert. Technikchef Waché bleibt in Deckung: "Ob ich jetzt zuversichtlich bin? Ich habe keine Antwort darauf. Das war ich nach Suzuka, und dann wurden wir drei Mal in Folge von McLaren verprügelt."