Diese Qualifikation zum GP Emilia Romagna war nichts für schwache Nerven. Von zwei heftigen Unfällen inklusive einem Überschlag von Yuki Tsunoda im Red Bull bis hin zu einer wilden Pole-Runde inklusive Slalom-Fahrt von Oscar Piastri war alles dabei. Aber der Reihe nach.
Piastri trotz Slalom auf Pole
Piastri ist der Mann des Tages, weil er sich trotz seinem Ausweichmanöver in der letzten Kurve, in der vier Autos im Weg standen, noch mit 34 Tausendstel die Pole vor Max Verstappen auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari sicherte. Am Ende reichte die 1.14,670 Minuten aus seinem zweiten Versuch gerade so aus, um sich die beste Ausgangsposition für das Rennen am Sonntag zu sichern. Die ist in Imola besonders wichtig, weil Überholen als schwierig gilt.
"Die Runde war gut", sagte Piastri. "In der letzten Kurve hatte ich etwa vier Autos, was nicht gerade hilfreich war, aber es hat gereicht. Es war aber eine sehr schwierige Session mit all den Verzögerungen und den roten Flaggen. Und dann auch noch die Reifen, die heute sehr knifflig waren. Ich glaube, nach dem gestrigen Tag dachte jeder, dass die C6 nicht allzu schlecht sei, und heute war es ein echtes Rätsel."

Oscar Piastri nahm Max Verstappen 34 Tausendstel ab.
Pirelli-Reifen zu weich?
Verstappen musste sich hinten anstellen, obwohl er nach dem dritten Training als heißer Kandidat für die Pole gehandelt wurde. Im Abschlusstraining sagte er am Funk seit Langem mal wieder, dass er happy sei. Das änderte sich im Quali allerdings – vor allem wegen der Reifen.
"Alles lief wirklich gut, nur ist es mit der weichsten Mischung sehr schwierig, sie über die Runde zu bringen", sagte Verstappen. "Der erste Sektor war gut, aber von da an bauten die Reifen wieder ab. Es war kühl, aber George fuhr seine Runde auf dem Medium. Vielleicht waren die Reifen also ein bisschen zu weich für diese Strecke, und zumindest für uns war es etwas schwieriger, das Beste daraus zu machen. Ich fühlte mich auf dem Medium wohler."
Norris mit Enttäuschung
Damit spricht Verstappen bereits die Alternativ-Taktik von Mercedes und Aston Martin an. Denn Russell wechselte wie die beiden Aston Martin-Piloten nach dem ersten Versuch auf Soft dann auf den Medium-Pneu. Russell fehlte etwas mehr als eine Zehntel auf Piastri, der die Pole auf Soft fuhr. Wobei McLaren ja auch dafür bekannt ist, dass die Reifen weniger schnell abbauen.
Diesen Vorteil konnte Lando Norris allerdings nicht umsetzen. Für den Stallrivalen von Piastri muss Platz vier eine herbe Enttäuschung sein. Zumal der Abstand zu Piastri deutlich ist: Drei Zehntel fehlten am Ende.

Aston Martin sorgte für eine kleine Sensation im Quali.
Aston Martin kickt Ferrari raus
Eine kleine Sensation war Aston Martin mit dem runderneuerten Auto. Zunächst kickte man in Q2 auf den Medium-Reifen die beiden Ferrari-Piloten raus. Während sich Alonso und Stroll vor Ablauf der Zeit Platz sechs und sieben sicherten, rutschten Hamilton und Leclerc auf 11 und 12 ab. Leclercs Reaktion: "Mein Gott, mein Gott, mein Gott." In Q3 schaffte es Aston Martin mit dem Wechsel auf Medium-Reifen im zweiten Run auf Platz fünf mit Fernando Alonso, was sein bestes Quali-Ergebnis seit April 2024 in China ist. Lance Stroll geht vom achten Platz ins Rennen.
Die beiden Williams-Piloten Carlos Sainz und Alex Albon schoben sich zwischen die beiden grünen Autos. Für Sainz muss es ein bisschen amüsant gewesen sein, dass er ausgerechnet in Q2, als Ferrari rausflog, die Bestzeit erzielte. Der Wechsel zu Williams scheint derzeit keine so schlechte Entscheidung gewesen zu sein. Die Top-Ten komplettieren Isack Hadjar im Toro Rosso und Pierre Gasly im Alpine.
Heftiger Überschlag von Tsunoda
Neben Ferrari musste auch Lokalmatador Kimi Antonelli eine bittere Pille schlucken. Der 18-Jährige startet im Mercedes hinter den beiden Ferrari auf Platz 13. In Q2 fehlten auf seiner schnellsten Runde mehr als vier Zehntel auf den Stallrivalen George Russell.
Der erste Quali-Abschnitt wurde gleich von zwei heftigen Unfällen überschattet. Zunächst überschlug sich Yuki Tsunoda im Red Bull in der Villeneuve-Schikane über die Streckenbegrenzung. Der Japaner wurde ins Medical Center zum Check gebracht, konnte aber selbst aus dem Wrack aussteigen. Der Einschlag hatte demnach mindestens 15 g. Die Fahrerkollegen erkundigten sich besorgt über Funk nach Tsunoda. Damit war die erste Unterbrechung gegeben.

Der RB21 von Yuki Tsunoda war ein Totalschaden.
Verwirrung um Bearman-Zeit
Nur wenige Minuten später krachte es bei Franco Colapinto, der von Jack Doohan bei Alpine ab Imola übernommen hat. In Tamburello verlor er die Kontrolle über den A525 und krachte in die Streckenbegrenzung. Er gab ebenfalls über Funk durch, dass er okay sei.
Für Verwirrung sorgte, dass Oliver Bearman zunächst in Q2 einzog, dann aber auf Platz 19 vor Tsunoda als Schlusslicht gelistet wurde. Dem Haas-Pilot wurde die Zeit zunächst gestrichen, weil er angeblich die Runde beendete, als schon die rote Flagge draußen war. Haas suchte daraufhin das Gespräch mit der Rennleitung. Q2 verzögerte sich, weil man zunächst überprüfen musste, wie sich der Fall wirklich zugetragen hat. Am Ende zog Haas den Kürzeren und Bortoleto fuhr als Erster in Q2 auf die Strecke und wurde am Ende 14. vor Colapinto, der in Q2 nach seinem Unfall nicht mehr antreten konnte. Der Argentinier wurde allerdings noch um eine Position zurück versetzt, weil man ihn bei Alpine vor der Bekanntgabe der Restart-Zeit in Q1 in die Fast Lane geschickt hatte. Nico Hülkenberg kam im Sauber nicht über Rang 17 hinaus.