Formel 1: V10-Motor bleibt wohl Wunschtraum

Nur ein romantischer Traum der Formel 1
Schnelle V10-Rückkehr wird schwierig

GP China 2025
Zuletzt aktualisiert am 21.03.2025

In der Formel 1 passiert gerade, was sich in der großen, weiten Autowelt abspielt. Der Verbrenner steht bei den Hardcore-Fans auf den Tribünen und im Fahrerlager wieder hoch im Kurs. Weil die Transformation zu Elektro-Power und Hybrid zu teuer, zu kompliziert, zu wenig emotional und mit zu vielen Kompromissen verbunden ist. Und sei es nur, weil die aktuellen Motoren im Flüsterton laufen und die Auto mindestens 50 Kilogramm Gewicht mehr mit sich herumschleppen als sie es mit konservativen Motorkonzepten müssten.

Das nächste Reglement, das 2026 in Kraft tritt und bis 2030 gelten soll, ist der technische Overkill. Der Hybridantrieb soll 400 Kilowatt (545 PS) vom Verbrenner bekommen und 350 Kilowatt (475 PS) aus der Batterie saugen. Das bedeutet noch mehr Gewicht, noch höhere Kosten, ein noch kompliziertes Energie-Management.

Dazu kommt die Unbekannte klimaneutraler Sprit. Die Kraftstoff-Hersteller suchen auf der ganzen Welt nach Molekülen, die sie in ihre E-Fuels mixen können. Am Ende muss die gefundene Mixtur auch noch alltagstauglich gemacht werden. Das allein ist ein technischer und finanzieller Kraftakt. Dazu kommt die Rückgewinnung von drei Mal so viel Energie wie heute.

Ferrari - V10 - Motor - Formel 1 - 2004
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Nervosität bei Formel 1, FIA und Teams

Das Thema Rekuperation wurde bei der Regelfindung aufgrund von individuellen Interessen zu einem Streitobjekt. Logische Lösungen wie das Abzapfen der Energie auch von der Vorderachse fielen aus den falschen Gründen unter den Tisch. Stattdessen ließen sich die FIA und die Hersteller auf einen Haufen schlechter Kompromisse ein.

Die Autos müssen ausbaden, was beim Antrieb verbockt wurde. Die Rekuperation wird so stark in die Fahrdynamik eingreifen, dass sich viele Parteien Sorgen um die Show und die Sicherheit machen. Anfangs glaubte man, die Ingenieure würden mit ihrer Exzellenz das Schiff schon schaukeln, doch je näher 2026 rückt, umso nervöser werden diejenigen Teams und Hersteller, die sich bei der Entwicklung im Rückstand wähnen. Und mit ihnen das Formel-1-Management und die FIA.

Die Rechteinhaber sorgen sich um die Leistungsdichte im Feld. Sie fürchten, ein Team könnte die Königsklasse so dominieren wie Mercedes 2014 zu Beginn der Hybrid-Ära. Die FIA muss Angst vor einer Blamage haben. Wenn die Regeln 2026 nicht funktionieren, wird man dem die Schuld geben, der sie geschrieben hat. Also dem Verband.

Audi - Motoren-Prüfstand - Neuburg - F1-Fabrik - 2024
Audi

Keiner will fünf Jahre warten

Offen traut sich kaum einer, Klartext zu reden. Das Thema ist zu heikel. Auf einen Sauger oder auf einen Turbo-Motor mit nachhaltigem Kraftstoff, aber ohne Elektro-Anteil, könnten sich die meisten verständigen. Nur wann soll der kommen? Wenn die nächste Hybrid-Ära ein Reinfall wird, will keiner fünf Jahre warten.

Trotzdem wissen alle, dass eine Verlängerung der aktuellen Regeln um zwei Jahre für eine Rückkehr des V10 im Jahr 2028 nicht praktikabel ist. Audi, Honda und RB/Ford hätten gar keinen Motor. Mercedes auch nicht, weil alle Produktionsprozesse schon auf die 2026er-Komponenten umgestellt wurden. Das Gleiche müsste auch für Ferrari gelten.

Eine Kehrtwende in letzter Minute würde auch kein gutes Bild abgeben. Neueinsteiger Audi und Heimkehrer Honda könnten die Formel 1 verklagen, weil sie mit dem Versprechen einer neuen Antriebs-Generation in den Sport gelockt wurden und weit über eine halbe Milliarde Euro in den Ausbau der Infrastruktur und die Entwicklung ihrer Technik-Monster gesteckt haben.

Zak Brown - Formel 1 - 2024
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Es ist schon Zehn nach Zwölf

Entsprechend vorsichtig äußerten sich die Teamchefs bei der Pressekonferenz (21.3.) vor dem GP China. Christian Horner von Red Bull outete sich zwar als V10-Fan, sieht aber auch keine Möglichkeit einer schnellen Lösung: "Es gibt zurzeit viele Debatten über die Zukunft. Die nächstjährigen Regeln setzen uns Grenzen, was den Rennsport betrifft. Die Chassis müssen dabei die gröbsten Mängel kompensieren, die durch den geplanten Split von Verbrenner und Elektromotor entstehen. Doch es ist schon Zehn nach Zwölf. Der Romantiker in mir hätte gerne einen laut schreienden V10. Die Frage ist, wann wir ihn haben könnten und was wir in der Zeit bis dahin machen. Das wäre eine massive Abkehr von dem, woran wir gerade arbeiten."

McLaren-Chef Zak Brown ist noch eine Spur vorsichtiger. "Jede Regeländerung war immer auch eine technische Herausforderung. 2026 ist da keine Ausnahme. Wir fahren nach den Regeln, die uns vorgesetzt werden, egal wie sie aussehen. Ein V10 mit klimaneutralem Sprit wäre sicher cool. Ich sehe aber keine Chance, ihn auf die Schnelle einzuführen. Audi kommt. Alpine wechselt zu Mercedes. Logistisch kannst du den Geist nicht mehr in die Flasche zurückbringen. Mercedes ist bereit für die neuen Motoren. Ich glaube, dass es die gleichen Bedenken, die wir heute haben, auch schon bei früheren Regeländerungen gab. Am Ende haben die Ingenieure immer eine Lösung dafür gefunden."