Drei Sessions waren an diesem Grand-Prix-Wochenende in China bereits absolviert. Dann schlug die Stunde von George Russell. Im Qualifying (22.3.) zauberte der Mercedes-Mann eine Fabelrunde in das frisch verlegte Asphaltband des Shanghai International Circuit und sorgte bei Formel-1-Experten und Fans für hochgezogene Augenbrauen.
Wo kam das denn her? Das war die Frage, die alle beschäftigte. Mercedes schwamm bis dahin am zweiten Formel-1-Wochenende der Saison 2025 zwar immer in den Top-Ten mit, doch mit der ersten Startreihe hatten nach den bisherigen Eindrücken die wenigsten gerechnet. Im Sprint-Qualifying (21.3.) wurde Russell Fünfter, sein Teamkollege Andrea Kimi Antonelli hetzte von P7 in den Sprint am Samstagmorgen (22.3.).
Am Ende landeten die Mercedes-Piloten auf den Rängen vier und sieben. Nicht schlecht, aber auch nichts Weltbewegendes. Die Themen beherrschten bis zum Qualifying Lewis Hamilton (Ferrari), Lando Norris und seine Fehler im McLaren, sowie Max Verstappens Husarenritte im Red Bull. Da war kaum Platz für die einstigen Formel-1-Dominatoren. Bis zur letzten Runde der Qualifikation.
George Russell war anschließend selbst überrascht, welch Geniestreich ihm in den Schlusssekunden gelungen war. "Ich glaube nicht, dass jemand erwartet hat, die McLaren herauszufordern. Platz drei wäre ein gutes Ergebnis gewesen, also ist der zweite Rang ein großartiges Ergebnis", frohlockte die Mercedes-Speerspitze.

George Russell beendete das Qualifying auf dem zweiten Rang und will im Rennen des China-GP nachlegen.
Toto Wolff optimistisch für das China-Rennen
Sein Teamchef Toto Wolff war von der Performance seines Schützlings im Sky-Interview ebenfalls begeistert: "George zählt zu den absolut schnellsten Fahrern im Feld – wenn man ihm das richtige Auto gibt." Russell lieferte ab, als es zählte. Eine Eigenschaft, die in dieser engen Formel 1 nötig ist, um Big Points zu landen.
Wolff glaubt auch, dass trotz des hohen Reifenverschleißes in Shanghai einiges für Mercedes drin ist. Letztes Jahr litt der Silberpfeil noch bei hohen Temperaturen. Das Arbeitsfenster des W16 ist aber breiter geworden. Die gute Startposition könnte deshalb Mercedes unter die Arme greifen. Wolff führte aus: "Wenn man Lewis (Hamilton) im Sprint rausnimmt, dann waren fast alle Autos gleich schnell unterwegs und hatten einen ähnlichen Reifenabbau."
Dennoch gehen die McLaren von Pole-Setter Oscar Piastri und Lando Norris, der von P3 startet, als Favoriten in den Grand Prix von China. Das sieht auch Wolff so. "Wir erwarten, dass die McLaren stark sein werden, während die Ferrari im Sprint heute Morgen die Nase vorn hatten. Wir starten von P2 und werden versuchen, uns zu Beginn zu behaupten. Dann werden wir sehen, wo wir landen."
Antonelli unzufrieden über Platz acht
George Russell geigte in der Qualifikation groß auf. Sein Rookie-Teamkollege Andrea Kimi Antonelli haderte hingegen mit sich. "Ich bin ein wenig enttäuscht. Es war schwierig, das Maximum aus den Reifen herauszuholen." Der 18-Jährige zeigte sich selbstkritisch über seine Leistung im letzten Qualifying-Segment. "Ich hatte während der gesamten Session einige gute Runden, aber meine beiden Versuche in Q3 waren nicht meine stärksten."
Chefingenieur Andrew Shovlin nahm Antonelli in Schutz. "Es war sein erstes Q3 seiner Formel-1-Karriere. Natürlich wird er enttäuscht sein, aber er kann sich auf morgen konzentrieren, um im Rennen zu attackieren."
Dort wird es darauf ankommen, den linken Vorderreifen über die Stints zu konservieren. Das weiß auch Shovlin. "Im Sprint haben wir mehr Graining gehabt als erwartet. Man muss höllisch aufpassen: Wenn man pusht, baut der Reifen sofort ab." Quali-König Russell ist sich dessen bewusst. Trotzdem will der dreimalige Grand-Prix-Sieger am Sonntag (23.3.) bei der Musik dabei sein. "Hoffentlich können wir gut mit den Reifen haushalten, die Pace des Autos nutzen und ein starkes Ergebnis einfahren."
Bestätigt George Russell die Performance vom Samstag und beendet den China-GP unter den Top-3, wäre es der 300. Podestplatz in der Formel-1-Geschichte von Mercedes. So oder so: Mercedes mischt in Shanghai wieder an der Spitze mit und macht die Königsklasse noch spannender.