Nach der dreiwöchigen Rennpause wurden am Freitag (25.7.) in Spa endlich wieder die Formel-1-Motoren angelassen. Weil es sich beim Klassiker in den Ardennen um ein Sprint-Wochenende handelt, bekamen die Fahrer und die Ingenieure nur 60 Minuten Trainingszeit, um Daten für den Rest der Woche zu sammeln. Nach dem üblichen Format wartet in der zweiten Session direkt das Sprint-Qualifying.
Die Programme der Piloten unterschieden sich in der Auftaktsession deutlich. Einige Teams waren mit größeren Upgrade-Paketen nach Belgien gereist, die in möglichst kurzer Zeit an den Rest des Autos angepasst werden mussten. So drehten die Ferrari im ersten Teil der Übungseinheit viele Runden am Stück, damit sich die Fahrer an die neue Hinterrad-Aufhängung gewöhnen konnten.
Auch bei Red Bull und Aston Martin sammelten die Ingenieure Daten, um nähere Erkenntnisse zur Performance der Upgrade-Pakete zu gewinnen. Bei Carlos Sainz ging dagegen zu Beginn nicht viel voran. Ein Fehler im Benzin-System legte den Williams schon nach der ersten Installationsrunde lahm. Der Spanier musste eine halbe Stunde warten, bis er endlich mit seinem Programm starten konnte.

Lando Norris kam nicht sauber durch seine Quali-Simulationsrunden.
Schnelle Runden erst zum Schluss
Wegen der unterschiedlichen Konfigurationen und Reifenmischungen hielten sich die Erkenntnisse der Session zunächst in Grenzen. Erst in den letzten zehn Minuten packten die Teams die weichen Reifen aus und pumpten etwas Sprit aus den Tanks, um für die schnellen Runden im Sprint-Qualifying zu üben. Dabei purzelten die Zeiten dramatisch.
Mit ablaufender Uhr und den Soft-Reifen brannte am Ende Oscar Piastri die schnellste Zeit in den Asphalt. Nach der 7,004 Kilometer langen Achterbahnrunde blieb die Uhr für den WM-Spitzenreiter bei 1:42.022 Minuten stehen. Seine Verfolger kamen nicht einmal in die Nähe dieser Marke.
Teamkollege Lando Norris unterlief in seinem ersten Versuch mit den Softs ein Fehler. Am Ausgang von Kurve 14 war er mit den linken Rädern ins Kiesbett gerutscht. Beim zweiten Anlauf kam der Brite dann zwar sauber durch, doch offenbar ließ er es nun etwas vorsichtiger angehen. Am Ende stand mehr als eine halbe Sekunde Rückstand auf der Uhr.

Mit dem Mini-Heckflügel verliert Max Verstappen die ganze Zeit in den Kurven.
Verstappen schnell auf den Geraden
So konnte sich Max Verstappen zwischen die beiden McLaren auf Rang zwei schieben. Der Rückstand fiel mit vier Zehnteln ebenfalls ordentlich aus. Während Red Bull in den langen Vollgaspassagen im ersten und letzten Sektor die schnellsten Zeiten setzte, ging der Rückstand komplett auf das Konto des kurvigen Mittelabschnitts.
Natürlich muss man die großen Abstände in Relation zur Streckenlänge setzen. Vier Zehntel in Spa wären auf anderen Kursen deutlich weniger. Und bis zum Sprint-Qualifying können alle Teams ihre Autos noch einmal umbauen. Trotz des Rückstands darf man Verstappen noch längst nicht abschreiben.
Auch Mercedes-Fans bleibt noch etwas Hoffnung. George Russell markierte mit knapp sechs Zehnteln Rückstand zwar nur die viertschnellste Zeit. Doch der Brite packte für die Quali-Simulationen noch nicht die Soft-Reifen aus, sondern den Medium. Mit dem besseren Grip der weichen Sohlen sollte er den Abstand theoretisch noch verkürzen können.

Ferrari rückte erstmals mit der neuen Hinterachse aus. Der Fortschritt war noch nicht zu erkennen.
Ferrari fehlt eine Sekunde
Bei Ferrari stand wie bereits erwähnt die Evaluation der neuen Hinterachse im Vordergrund. Bei der Zeitenjagd im Finale der Session konnten Charles Leclerc und Lewis Hamilton der Konkurrenz noch keine Angst machen. Am Ende blieben für das Scuderia-Duo nur die Plätze fünf und sieben – mit 0,9 bzw. einer Sekunde Abstand. Mitten rein ins Ferrari-Sandwich schob sich noch Kimi Antonelli im zweiten Silberpfeil.
Das Mittelfeld wurde von den beiden Aston Martin auf den Rängen acht und neun angeführt. Hier gewann Lance Stroll das interne Duell knapp gegen Fernando Alonso. Nur zwei Tausendstel hinter dem Spanier reihte sich Isack Hadjar im Toro Rosso auf Rang zehn ein. Sauber wurde nach dem Hülkenberg-Podium in Silverstone wieder etwas auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Die beiden grünen Autos aus Hinwil fanden sich auf den Plätzen 13 und 14 wieder.