Trainingsanalyse GP Bahrain: McLaren verbreitet Angst

Trainingsanalyse GP Bahrain 2025
Konkurrenz muss sich fürchten

GP Bahrain 2025
Zuletzt aktualisiert am 11.04.2025

Das war eine Demonstration der Stärke. McLaren fährt allen auf und davon. Die Konkurrenz sieht von den Papaya-Rennern nur die Auspuffrohre. Auch auf eine Runde. Dabei hofften Mercedes, Red Bull und Ferrari, dass der Favorit wenigstens da verwundbar ist. Doch die Bestzeit von Oscar Piastri war mehr als eine halbe Sekunde schneller als Ferrari und Mercedes sowie acht Zehntel als Red Bull. Weil der McLaren seine Reifen auch bei einer schnellen Runde bis zur letzten Kurve im Fenster hält.

Hätten die Gegner ein perfektes zweites Training gehabt, wäre der Vorsprung vielleicht ein bisschen kleiner ausgefallen, doch selbst dann wären Oscar Piastri und Lando Norris außer Reichweite gewesen. George Russell kostete ein Fehler im zweiten Sektor zweieinhalb Zehntel. Ferrari musste nach Fehlern der Fahrer im ersten Versuch einen zweiten Satz Soft auspacken und verlor trotz besserer Strecke zu viel Boden auf die übermächtigen McLaren. Max Verstappen klagte über zu heiße Reifen. Daraus resultierten Bremsprobleme. Selbst auf eine Runde.

Auf den Longruns fällt die Klatsche noch deutlicher aus. McLaren splittete die Aufgaben, ließ Norris den Dauerlauf etwas aggressiver angehen, Piastri etwas konservativer. So oder so: Ab einer bestimmten Laufzeit verschwinden beide am Horizont.

Im Verfolgerfeld machte einmal mehr Toro Rosso die beste Figur. Isack Hadjar zeichnete sich als Sechster erneut aus und rangierte am Ende sogar vor Verstappen. Liam Lawson demonstrierte als Zwölfter, dass der Toro Rosso auch in Bahrain gut ausbalanciert ist. Auch Williams zeigte auf den Plätzen zehn und elf eine geschlossene Leistung. Man darf sich allerdings keine Fehler leisten. Das ganze Feld stauchte sich auf 1,991 Sekunden zusammen.

Charles Leclerc - Ferrari - GP Bahrain 2025 - Formel 1
Giuseppe Cacace via Getty Images

Sechs Dinge, die Sie wissen müssen:

1) Sticht das Ferrari-Upgrade?

Charles Leclerc Vierter, Lewis Hamilton Achter. Die Freitags-Pole von Piastri lag meilenweit weg. Bei Leclerc mehr als eine halbe, bei Hamilton mehr als eine Sekunde. Beide Ferrari-Fahrer haben ihre schnellsten Runden auf dem Soft-Reifen erst im zweiten Anlauf geschafft. Im ersten unterliefen den Fahrern zu viele Fehler. Deshalb musste Ferrari jeweils einen zweiten Satz opfern. Doch zu dem Zeitpunkt war die Strecke auch bereits schneller geworden. Alle anderen waren zehn Minuten früher auf den Soft-Reifen unterwegs. Hamilton hatte auch da keine saubere Runde. Laut Teamchef Frédéric Vasseur schenkte der Engländer mindestens drei Zehntel her.

Ferrari kam mit einem neuen Unterboden nach Bahrain. Ein lange geplanter Eingriff, der das Fenster des SF-25 etwas erweitern sollte. Man will nicht mehr so abhängig davon sein, mit minimaler Bodenfreiheit zu fahren, die dann zu Problemen mit der Bodenplatte führen könnte. Die Lücke zu McLaren schloss man damit nicht. Bestenfalls schlägt man sich mit Mercedes und Red Bull um den besten Platz hinter Papaya.

Oscar Piastri - McLaren - GP Bahrain 2025 - Formel 1
Steven Tee via Getty Images

2) Ist McLaren zu schlagen?

McLaren muss schon über seine eigenen Füße stolpern. Oscar Piastri und Lando Norris fuhren in einer eigenen Liga. Eine halbe Sekunde schneller als der Rest. Und die starke Seite des McLaren wird sich erst im Rennbetrieb zeigen. Kein Auto hält die Oberflächen-Temperatur der Hinterreifen so niedrig wie der McLaren. Speziell bei dem Mix, der die Teams in Bahrain erwartet: hohe Temperaturen, rauer Belag, viele Beschleunigungszonen. Das ist die Höchststrafe.

Die Konkurrenz war so schockiert über die dramatische Überlegenheit, dass sie jetzt die Suche nach dem McLaren-Geheimnis intensiviert. Alle möglichen Theorien werden durchgespielt, wie es McLaren schafft, die Temperaturen trotz der Extrembedingungen scheinbar mühelos in dem für die Reifen optimalen Fenster zu halten. Da ist nicht nur mit einem perfekt ausbalancierten Auto zu erklären. "Die haben viele clevere Ideen", heißt es bei Mercedes. Das bezieht neben der Aerodynamik auch das Fahrwerk und die Bremsbelüftungen mit ein. Eine Antwort auf viele Fragen wird dringend gesucht. Auch bei den nächsten beiden Grand Prix in Jeddah und Miami werden Hitzerennen erwartet.

Max Verstappen - Red Bull - GP Bahrain 2025 - Formel 1
James Sutton via Getty Images

3) Muss Verstappen Mercedes fürchten?

Max Verstappen hatte nach 60 Minuten sechs Fahrer vor sich. Mit den beiden McLaren war zu rechnen. Mit Russell vielleicht auch. Doch auch Charles Leclerc, Andrea Kimi Antonelli und Isack Hadjar bauten sich vor dem Weltmeister auf. Verstappen klagte über ein unruhiges Auto und schlechte Bremsen. Yuki Tsunoda bestätigte: "Die Vorderräder haben beim Bremsen dauernd blockiert." Teamchef Christian Horner erklärt das Problem: "Eine halbe Runde lang ist Max so schnell wie die McLaren. Ab Kurve 10 fällt er zurück. Da beginnen die Reifen zu überhitzen, speziell hinten." Die Bremsprobleme sind eine Folge davon: "Die Bremsen zu kalt, die Reifen zu heiß. Dabei blockieren die Räder." Red Bull blieb am ersten Trainingstag nur eine Genugtuung. "Wir haben mehr frische Reifen für das Rennen gespart als unsere Konkurrenten."

Bei Mercedes lief es gut. George Russell verschenkte mit einem Fehler im zweiten Sektor eine bessere Zeit. Gemessen an Andrea Kimi Antonellis Zwischenzeit im zweiten Sektor glaubt Mercedes, dass da mindestens zweieinhalb Zehntel liegengeblieben sind. Die McLaren waren außer Reichweite, doch der Abstand hätte weniger als 0,527 Sekunden betragen. Dass Mercedes bei der Musik ist, zeigt der fünfte Platz von Andrea Kimi Antonelli. Doch eine schnelle Runde reicht in Bahrain nicht aus. Entscheidend ist, wie das Auto die Hinterreifen in Schuss hält. Das war 2024 der wunde Punkt der Silberpfeile. Und diesmal? Bei den Longruns fährt man auf Augenhöhe mit Red Bull und Ferrari.

Alexander Albon - Williams - GP Bahrain 2025 - Formel 1
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4) Wo sind die Testkönige von Williams?

Carlos Sainz und Alexander Albon belegten die Plätze zehn und elf. Sie waren nur durch 81 Tausendstel getrennt. Zum ersten Mal hatte Sainz die Nase vorn. Der Spanier erinnerte der Tag an seine guten Erfahrungen von den Testfahrten. "Zum ersten Mal konnte ich wieder fahren, ohne dabei nachzudenken, was ich als Nächstes tun muss." Im Longrun verlor Sainz allerdings Zeit auf seinen Teamkollegen. Da konnte der Williams-Pilot auch Zeit auf Hadjar gutmachen, der ihn im Duell auf eine Runde vier Zehntel abnahm.

Nico Hülkenberg - Sauber - GP Bahrain 2025 - Formel 1
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5) Könnte es bei Sauber zu Punkten reichen?

Das Mittelfeld ist wie gewohnt eng gestaffelt. Lewis Hamilton auf Platz acht trennen drei Zehntel von Esteban Ocon auf Rang 16. Mittendrin ist Gabriel Bortoleto. Der Brasilianer machte eine gute Figur auf einer Strecke, die er von der Formel 3 und Formel 2, aber auch vom Test im Februar gut kennt. Seine Zeit von 1.31,772 Minuten brachte ihn auf den 13. Platz. "Das Team hat einen guten Job gemacht, das Auto für die kühleren Abendbedingungen abzustimmen. Es fühlte sich viel konstanter als am Nachmittag an." Nico Hülkenberg landete auf dem letzten Platz. Er fand den ganzen Tag lang kein rechtes Gefühl zu seinem Sauber und hat bei Setup auch andere Dinge probiert als der Teamkollege. Dazu kamen zwei Fehler in Kurve 1 und Kurve 10.

Fernando Alonso - Aston Martin - GP Bahrain 2025 - Formel 1
Zak Mauger via Getty Images

6) Wie lange halten die Reifen?

Die Hitze drückt auf die Rundenzeiten. Beim Test im Februar erzielte Carlos Sainz mit 1.29,348 Minuten die Bestzeit. Der Streckenrekord aus dem Jahr 2020 liegt sogar bei 1.27,264 Minuten. Davon waren die Fahrer am Freitag noch weit entfernt. Oscar Piastri fehlten mit 1.30,505 Minuten 1,2 Sekunden auf den Test-Rekord. Da war es nicht nur um die Hälfte kühler. Sainz war auch noch mit C4-Reifen unterwegs, die diesmal gar nicht im Angebot sind.

Aus Angst, der GP Bahrain könnte sogar in ein Dreistopp-Rennen ausarten, haben viele Teams ihre Longruns auf den Soft-Reifen abgespult. "Du willst auf jeden Fall zwei Garnituren harte Reifen in der Hinterhand haben", erklärte Christian Horner. Pirelli war trotzdem überrascht, dass sieben Teams den harten Reifen ausprobierten. Nur Red Bull, Williams und Haas verzichteten darauf. Im Vorjahr verlegten sich alle aufs Sparen.

Wer mit zwei Stopps über die Distanz kommen will, muss die 57 Runden nahezu dritteln. Das heiß pro Satz knapp unter 20 Runden. Den längsten Longrun legte Max Verstappen mit 15 Runden hin. Seine Durchschnittszeit von 1.38,843 Minuten ist deshalb so hoch einzuschätzen wie die um drei Runden kürzere Rennsimulation von Russell. Je länger man den Stint ausdehnt, um mehr gehen die Hinterreifen in die Knie. Verstappen begann seinen Dauerlauf mit 1.37,780 Minuten und hörte bei 1.39,915 Minuten auf. Russell legte mit 1.37,212 Minuten los und stand am Ende bei 1.39,563 Minuten. Der 14-Runden-Longrun von Norris war dagegen eine Klasse für sich. Anfangszeit: 1.36,914 Minuten, Endzeit: 1.39,630 Minuten.