Rennanalyse GP Bahrain: Russell meistert den Blindflug

Rennanalyse GP Bahrain 2025
Russell meistert den Blindflug

GP Bahrain 2025
Zuletzt aktualisiert am 13.04.2025

Wie gelang Oscar Piastri der Durchmarsch?

Es hatte sich bereits in den Trainings angedeutet und am Renntag bestätigt: Der Sieg in Bahrain ging an diesem Wochenende nur über Oscar Piastri. Der McLaren-Mann legte den Grundstein im Qualifying, als er zur Pole-Position stürmte. Im Rennen beging der Australier keinen Fehler und freute sich im Anschluss an die 57-Runden-Hatz. "Das ist ein großartiges Ergebnis. Es war ein unglaubliches Wochenende. Ab dem ersten Training habe ich das Vertrauen ins Auto gespürt."

Piastri musste sich nur am Start gegen George Russell wehren. Der Mercedes-Pilot hatte probiert, außen in Kurve 1 vorbeizugehen, doch Piastri ließ ihn verhungern. Selbst die Safety-Car-Phase gegen Rennmitte brachte ihn nicht aus dem Konzept. Beim Restart blieb er vor Russell und fuhr unangefochten zum Sieg. In den letzten 22 Runden nahm er dem Zweitplatzierten noch mehr als 15 Sekunden ab. Der neue Iceman der Formel 1 klopfte sich selbst auf die Schulter. "Ich bin auch stolz auf meine Leistung an diesem Wochenende." McLaren feierte in der Wüste seinen ersten Sieg in Bahrain. Dank des Erfolgs liegt Piastri nur noch drei Zähler hinter Teamkollege Lando Norris auf Rang zwei in der Fahrer-Wertung. Teamchef Andrea Stella war voll des Lobes für seinen Piloten. "Oscar fuhr so ziemlich das perfekte Wochenende."

George Russell - Mercedes - GP Bahrain 2025 - Formel 1
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Welche Probleme hatte George Russell?

Ein zweiter Platz wie ein erster: Das kann man über das Resultat von George Russell sagen. Am Start ging der 27-Jährige an Charles Leclerc vorbei und schnappte noch fast Pole-Setter Oscar Piastri. Danach hatte er seine Verfolger im Griff. Doch ungefähr bei Rennhalbzeit setzten die Probleme ein. Der Transponder an seinem Mercedes funktionierte nicht. Mehrmals wurde er auf dem Zeitenmonitor durch das Feld gereicht.

Danach fielen reihenweise wichtige Funktionen an seinem W16 aus. Erst verabschiedete sich das Brake-by-Wire, dann das DRS und das Dashboard wurde dunkel. Mercedes leitete seinen Piloten durch den Blindflug. Das DRS musste manuell aktiviert werden. Das Team fragte bei der FIA nach, den Mechanismus aktivieren zu dürfen. Einmal betätigte Russell das DRS unabsichtlich. Das untersuchten die Stewards, sprachen den Fahrer aber frei. Trotz der Soft-Reifen, die er ab Runde 32 bis ins Ziel aufgeschnallt hatte, konnte Russell den heranstürmenden Norris abwehren.

Teamchef Toto Wolff schwärmte von seinem Schützling: "Das war eine unglaubliche Fahrt von George heute." Russell selbst zeigte sich glücklich über das Ergebnis. "Es war hart Lando hinter mir zu halten, aber ich bin froh, dass es geklappt hat."

Lando Norris - McLaren - GP Bahrain 2025 - Formel 1
Mark Sutton via Getty Images

Warum wurde Lando Norris bestraft?

Lando Norris wirkte nach dem Qualifying wie ein angeschlagener Boxer. Der Engländer musste von Rang sechs ins Rennen gehen. Ein guter Start beförderte den WM-Leader auf die dritte Position. Doch das nächste Ungemach bahnte sich an: Norris stand in seiner Grid-Box zu weit vorne. Ausgerechnet Kumpel und WM-Rivale Max Verstappen hatte das Vergehen bemerkt und umgehend an die Box gefunkt. Die Rennleitung entschied schnell und brummte Norris eine 5-Sekunden-Strafe auf, die der 25-Jährige während seines ersten Boxenstopps verbüßte. Der Pilot redete nach dem Rennen auch nicht um den heißen Brei und nahm die Schuld auf sich. "Es war mein Fehler."

Zwar warf ihn die Strafe zurück, aber Norris blieb weiterhin im Kampf um das Podium. Im Gegensatz zu seinem Teamkollegen konnte er die überlegene Pace seines Autos aber nicht so gut ausspielen. Der auf einer anderen Strategie gestartete Leclerc ging in Runde 25 mit frischeren Reifen an Norris vorbei.

Auf Platz 4 liegend steuerte er, wie seine Vorderleute, in Runde 32 die Box an. Eine Safety-Car-Phase war nötig, weil Yuki Tsunoda und Carlos Sainz nach einer Kollision Trümmerteile auf der Strecke verteilt hatten. Mit den Medium-Reifen drehte Norris gegen Rennende auf. Leclerc konnte er noch bezwingen, für Russell reichte es nicht mehr. Trotz eines versöhnlichen Ausgangs zeigte er sich gewohnt selbstkritisch. "Ich habe heute zu viele Fehler gemacht. Das war kein gutes Rennen von mir. Auch bei den Überholmanövern habe ich mich nicht gut angestellt."

Charles Leclerc - Ferrari - GP Bahrain 2025 - Formel 1
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Wieso startete Ferrari auf den Medium-Reifen?

Während die Konkurrenz in den Top-10 auf dem Soft-Reifen ins Rennen ging, wählte Ferrari eine andere Taktik und schickte Charles Leclerc und Lewis Hamilton auf dem Medium-Pneu in den Grand Prix. "Es war eine gute Strategie", verteidigte Teamchef Frédéric Vasseur die Maßnahme. Der geringere Grip am Start kostete Leclerc dennoch zwei Positionen. Dann kamen Leclerc und der von P9 losgefahrene Hamilton besser in Schwung. Als die Konkurrenz zum Reifenwechseln abbog, gab es kurzfristig eine Doppelführung der Scuderia. "Im ersten Stint haben wir natürlich ein bisschen dafür bezahlt, dass wir länger draußen geblieben sind. Dann konnten wir aber mit den frischen Medium-Reifen unsere Pace ausspielen", war Vasseur angetan vom zweiten Stint, als seine Fahrer durch das Feld pflügten und aufholten.

Die Safety-Car-Phase machte Ferrari aber einen Strich durch die Rechnung. Sie kam zu früh. Auf die Soft-Reifen wie Mercedes bei Russell zu setzen, kam bei der Scuderia nicht in Frage. "Das war schon riskant bei Russell. Wir hatten keine Chance, auf Soft zu wechseln. Wir mussten den harten Reifen draufstecken." Der erwies sich in Bahrain aber als die schlechtere Wahl. Alle Piloten auf der C1-Mischung mussten gegen Rennende abreißen lassen. Nichtsdestotrotz fehlt Ferrari ein gutes Stück zur Spitze. "McLaren ist zwei bis vier Zehntel schneller als wir", konstatierte Vasseur.

Max Verstappen - Red Bull - GP Bahrain 2025 - Formel 1
Mark Sutton via Getty Images

Was war bei Red Bull und Max Verstappen los?

Noch weiter von der Spitze entfernt war Red Bull in Bahrain. Nach dem Suzuka-Sieg ging fast nichts zusammen. Max Verstappen schimpfte das ganze Wochenende über die Bremsen seines RB21. Teamchef Christian Horner klärte auf: "Max hatte kein Feedback von der Bremse, wenn er auf das Pedal stieg. Dann fährst du zu schnell in die Kurve und bekommst immer mehr Probleme."

Außerdem gab es bei den ersten Stopps von Verstappen und Tsunoda einen technischen Defekt mit der Ampelanlage. Sie gab kein grünes Licht, als die Reifen bereits gewechselt waren. Die Piloten verloren wertvolle Sekunden in der Box. Ein Reset verschaffte Abhilfe. Verstappen überholte in der letzten Runde immerhin noch Pierre Gasly und betrieb mit P6 Schadensbegrenzung.

Nico Hülkenberg - Sauber - GP Bahrain 2025 - Formel 1
James Sutton via Getty Images

Warum wurde Nico Hülkenberg disqualifiziert?

Rang 13 hatte Nico Hülkenberg in Bahrain erkämpft. Dann flatterte um 21.20 Uhr Ortszeit eine unschöne Botschaft herein. Die FIA-Inspektoren hatten festgestellt, dass die Schutzplanke des Unterbodens unterhalb der Mindestgrenze von neun Millimetern lag. Es folgte das Unvermeidliche: Hülkenberg und sein Sauber wurden aus der Wertung genommen.

Team-Urgestein Beat Zehnder suchte nach keinen Ausflüchten. "Dafür gibt es keine Entschuldigung. Das ist unser Fehler." Dennoch war der Schweizer verwundert, dass es dazu kam. "Du hast ja die Referenzen aus den Trainings. Nico ist mit mehr Abtrieb gefahren als Gabriel (Bortoleto). Aber das darf nicht der Grund dafür sein. Eine fixe Idee hatte er noch. "Beim Start hat ihn Lawson rausgedrückt, vielleicht ist da etwas von der Planke abgeschliffen worden", schmunzelte Zehnder.