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Rennanalyse GP Aserbaidschan 2024
Piastris Überlebenskampf

GP Aserbaidschan 2024

Nach einer 30 Runden andauernden Verteidigungsschlacht ging Oscar Piastri als Sieger aus Baku hervor. Der Australier wehrte Charles Leclerc ab. Carlos Sainz und Sergio Perez schossen sich ab. Wie kam es dazu? In unserer Rennanalyse beantworten wir die wichtigsten Fragen.

Oscar Piastri - McLaren - Formel 1 - GP Aserbaidschan - Baku - 15. September 2024
Foto: xpb

Wie gelang es Piastri Leclerc hinter sich zu halten?

Charles Leclerc exekutierte den ersten Stint in Baku perfekt. Der Pole-Setter kontrollierte zu Beginn in seinem Ferrari das Rennen und Oscar Piastri (McLaren). Als sein Verfolger in der 15. Runde frische harte Reifen aufziehen ließ, war der Vorsprung auf rund fünf Sekunden angewachsen. Um den Undercut zu verhindern, beorderte Ferrari den Monza-Sieger einen Umlauf später an die Box und ließ ebenfalls wie Piastri den harten Pneu montieren.

Unsere Highlights

Der McLaren-Mann war dennoch in Schlagdistanz. Sein Teamchef Andrea Stella erklärte, weshalb. "Zu diesem Zeitpunkt waren die Reifen im Sweetspot. Deshalb war er so nah dran und konnte angreifen." Dem Italiener war beim Sieg bringenden Überholmanöver aber etwas flau im Magen, wie er zugab. "Mein Instinkt sagte mir, dass er in Kurve 1 zu weit gehen würde und die Kurve nicht bekommen würde, aber er hat es geschafft." Der nun zweimalige Grand-Prix-Sieger meinte dazu danach: "Ich hatte mehr Grip und habe es probiert, das hat geklappt. Danach musste ich 35 Runden lang um mein Leben kämpfen."

Oscar Piastri - McLaren - Formel 1 - GP Aserbaidschan - Baku - 15. September 2024
Motorsport Images

McLaren jubelte in Baku über den Sprung an die WM-Spitze.

Trotz der besseren Pace des Ferrari, schaffte es Piastri Leclerc abzuwehren. Stella schwärmte von der Leistung seines Schützlings. "Er hat heute gezeigt, welches Talent er ist. Er ist schon unglaublich reif, er hat heute seine mentale Stärke demonstriert. Oscar hat als Fahrer den Unterschied gemacht. Außerdem half uns dabei die Track-Position. Wer vorne war, hatte saubere Luft und konnte auf die Reifen achten."

Ein Schlüsselmoment war auch die erste Attacke von Leclerc auf Piastri, wie Stella herausarbeitete. "Beim ersten Angriff ist es schwieriger, sich zu verteidigen, weil man nicht genau weiß, was passiert. Danach wurde es einfacher, weil er schon Erfahrung hatte, wie Leclerc es versuchen würde." Seinem zweiten Piloten Lando Norris, der nach Aufholjagd noch Vierter wurde, gebührt laut Stella aber ein großer Anteil am Sieg. "Wir haben Lando gefragt, ob er Sergio Perez etwas aufhalten könne, nachdem er einen Undercut gegen Oscar versucht hatte. Ohne die Hilfe wäre Oscar nach seinem Stopp hinter Sergio gelandet und das Rennen ganz anders ausgegangen. 50 Prozent des Sieges heute gehen deshalb auf Landos Konto."

McLaren hat den 8-Punkte-Rückstand vor Baku nun in einen Vorsprung von 20 Zählern auf Red Bull gedreht. Stella bleibt dennoch auf dem Boden. "Wir schauen immer nur auf das nächste Rennen." Mit einem Augenzwinkern sagte er: "Erst am Sonntagabend in Abu Dhabi werde ich einen Blick auf die Konstrukteurs-Wertung werfen."

Sergio Perez - Red Bull - Formel 1 - GP Aserbaidschan - Baku - 15. September 2024
Red Bull

Sergio Perez und Carlos Sainz knallten in der 50. Runde in die Wand.

Wer hat Schuld am Crash zwischen Perez und Sainz?

Es war der große Knall am Ende. In der 50. Runde knallten Sergio Perez und Carlos Sainz auf der Geraden zwischen Kurve 2 und 3 in die Wand. Beide konnten glücklicherweise unverletzt ihren Autos entsteigen. Danach gaben die beiden Teamchefs dem anderen Fahrer die Schuld. Red Bulls Christian Horner wetterte. "Das muss eine Startplatzstrafe für Carlos nach sich ziehen." Sein Ferrari-Pedant auf der anderen Seite, Frédéric Vasseur, sah es völlig anders. "Sergio ist schuld, er muss bestraft werden." Die Rennleitung bewertete den Crash als Rennunfall und verhängte keine Strafen.

Was war passiert? Perez hatte kurz zuvor in Turn 1 Leclerc attackiert, dessen Reifen am Ende waren. Leclerc drückte aber auf der Innenbahn Pérez nach außen und Sainz schlüpfte durch. Der Spanier ging aber in Kurve 2 selbst weit und Perez setzte sich neben den Ferrari-Mann, dann kam es zum Kontakt: Pérez erwischte Sainz an dessen linken Hinterrad und beide bogen links in die Mauer ab. Es schien, als hätte Perez auf der linken Seite noch genug Platz gehabt, um den Kontakt zu vermeiden. Sainz meinte: "Ich bin auf der normalen Rennlinie gefahren und habe nichts Komisches gemacht. So wie über das ganze Rennen." Perez hatte eine andere Meinung. "Carlos verhält sich immer so, wenn man neben ihm fährt. Er zieht immer ein bisschen zur Seite und fährt dann wieder geradeaus." Sein Sportchef Helmut Marko sieht noch weitere Probleme auf das Team zukommen. "Nach dem Crash wissen wir nicht, welche Spezifikation wir in Singapur fahren. Sergio meinte, das Auto sei völlig zerstört. Wir haben nicht genügend Teile für das Paket eingepackt."

Max Verstappen - Red Bull - Formel 1 - GP Aserbaidschan - Baku - 15. September 2024
Red Bull

Max Verstappen musste sich am Ende mit dem fünften Platz zufriedengeben.

Wieso fiel Verstappen im Rennen so ab?

Max Verstappen konnte in Baku im Rennen nicht die Pace seines Teamkollegen Sergio Perez mitgehen. Helmut Marko war selbst überrascht. "Wir hatten zwar unterschiedliche Setups, aber dass es so Riesenunterschiede gibt, hätten wir nicht gedacht. Wenn Max ein bis zwei Runden gepusht hat, waren die Reifen hinüber." Verstappen beschwerte sich am Funk, sein Auto würde springen. Er habe keinen Grip auf der Hinterachse. Sogar Lando Norris überholte noch seinen WM-Gegner. Marko wusste, weshalb: "Wir sind hinter (Alexander) Albon hängengeblieben. Das hat die Reifen zerstört und Norris konnte aufschließen."

George Russell - Mercedes - Formel 1 - GP Aserbaidschan - Baku - 15. September 2024
xpb

George Russell wurde unverhoffter Dritter in Baku.

Warum blieb Mercedes hinter den Erwartungen?

Ein Podium, mit dem lange nicht zu rechnen war, feierte Mercedes. George Russell profitierte vom Perez-Sainz-Crash und staubte 15 Punkte ab: "Es war ein komisches Rennen. Auf dem harten Reifen war es echt schwierig im ersten Stint. Aber als ich dann den harten Reifen draufhatte, bin ich phasenweise eine Sekunde schneller gewesen als die Jungs an der Spitze." Das versuchte auch sein Teamchef Toto Wolff zu verstehen. "Am Anfang hatten wir Balanceprobleme. Da konnten wir nicht mit der Spitze mithalten. Als George dann den harten Reifen montiert hatte, waren wir schneller als die Spitze." Und da will Mercedes wieder hin, wie vor der Sommerpause. "Wir hatten vorher eine bessere Performance mit unserem Auto", zog Wolff sein Fazit nach Baku.

Superstar Lewis Hamilton kam nicht über Rang neun hinaus. Mercedes entschied sich, den Engländer mit frischen Motorenteilen aus der Box starten zu lassen. Diese Strafe war schon seit dem Defekt in Australien unvermeidlich gewesen. "Es war schon vorher klar, dass es hartes Rennen für ihn werden würde", meinte Wolff. Hamilton selbst war enttäuscht. "Das war schwierig heute. Wir hatten einen guten Freitag, aber die Änderungen für Samstag haben sich nicht positiv für uns ausgewirkt."

Weshalb verpasste Hülkenberg die Punkteränge?

Platz neun und klar auf Kurs für Zählbares war Nico Hülkenberg in Baku, doch am Ende wurde es nur Rang elf für den Deutschen. Der Haas-Pilot war einer der wenigen Fahrer, die nicht vom Crash profitierten. "Ich bin über ein riesiges Trümmerteil gefahren. Für mich war das auch kein Virtual Safety Car am Ende, sondern eher eine rote Flagge, schimpfte der Routinier."

Hülkenbergs Pech, war das Glück seines Teamkollegen Oliver Bearman. Der Engländer holte einen Punkt. Bearman ist der erste Fahrer in der Geschichte der Formel 1, der in seinen ersten beiden Rennen für zwei verschiedene Hersteller punktete. In Jeddah ersetzte er dieses Jahr den erkrankten Sainz und wurde Siebter.

Ein weiterer Rookie sammelte ebenfalls Zähler in Aserbaidschan. Franco Colapinto holte mit P8 vier Punkte für Williams und kam nur knapp hinter seinem erfahrenen Teamkollegen Albon ins Ziel. "Meine ersten Punkte in der Formel 1 zu holen, ist ein fantastisches Gefühl."

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