Lewis Hamilton hat sich diesen Abschied von Mercedes verdient. Von Platz 16 auf Rang vier. Der Rekordsieger hat in 58 Runden zwölf Positionen gutgemacht und gezeigt, was noch in dem alten Mann steckt, wenn das Auto mitspielt. Doch es ging noch besser. Charles Leclerc verbesserte sich um 16 Plätze. Von 19 auf drei.
Der Ferrari-Pilot schaffte, was man Hamilton in seinem letzten Rennen gewünscht hätte. Ein Podium. Teamchef Toto Wolff meinte, dass sein Fahrer von einem besseren Startplatz aus das Rennen hätte gewinnen können. Die Aussage ist ein bisschen gewagt, doch vom Speed her könnte es passen. Lando Norris hatte immer freie Fahrt. Hamilton steckte über weite Strecken im Verkehr.

Lewis Hamilton stürmte in Abu Dhabi noch bis auf den vierten Rang nach vorne.
Hamilton im Vergleich zu Norris
Überhaupt sind beide Rennen schwer miteinander zu vergleichen. Norris fuhr mit der Hausfrauen-Taktik Medium-Hart. Hamilton machte das Gegenteil. Norris stoppte in Runde 26, Hamilton im 34. Umlauf. Norris richtete sein Tempo an Carlos Sainz aus. Man muss annehmen, dass er noch Reserven hatte. Für Hamilton gab es nur Vollgas.
Zwei Sequenzen im Rennen zeigen jedoch, dass Hamilton in diesem Rennen ernsthaft schnell war. Ab der 16. Runde hatte er freie Fahrt. In den folgenden zehn Runden verlor er mit harten Reifen auf Norris mit Medium-Sohlen nur drei Sekunden. "Der Medium war an diesem Tag der bessere Rennreifen", gaben die Mercedes-Piloten zu. Das muss man beim Vergleich des zweiten Stints im Hinterkopf haben. Ab Runde 35 holte Hamilton mit Medium-Gummis sieben Sekunden auf Norris auf, der mit den harten Reifen 32 Runden haushalten musste.
Auch Ferrari musste bei Leclerc mit einer Aufholjagd planen. Im Gegensatz zu Mercedes wählte Ferraris Kommandostand die gleiche Reifenfolge wie der Großteil des Feldes. Der Unterschied war, dass Leclerc in der 20. Runde vergleichsweise früh an die Box kam. Das war auf Kante genäht. Ferrari hätte besser noch eine Runde gewartet. Dann hätte sich Leclerc vor Pierre Gasly in den Verkehr eingefädelt. So musste er den Alpine erst überholen. Danach hatte er lange freie Fahrt.

Als Bottas Magnussen abschoss, hoffte Mercedes vergeblich auf eine Neutralisation.
Warten auf ein Safety-Car
Trotzdem kam Leclerc 4,5 Sekunden vor Hamilton ins Ziel und nahm seinem künftigen Teamkollegen den letzten Platz auf dem Podium weg. Obwohl Hamilton ab der 26. Runde noch 15 Sekunden auf den Ferrari gutmachen konnte. Den späteren Boxenstopp mit eingepreist. Und trotzdem reichte es nicht für das Traumresultat. Hier sind die vier Gründe dafür.
Erstens: Leclerc hatte die viel bessere Startrunde. Der dreifache Saisonsieger gewann elf Positionen, Hamilton nur vier. Nachdem sich der Pulverdampf gelegt hatte, lag Leclerc schon fünf Sekunden vor Hamilton. Mit drei Autos dazwischen.
Zweitens: Leclerc hatte weniger Probleme beim Überholen. Den Mercedes fehlte Topspeed. Hamilton stand zwölf Runden hinter Liam Lawson an. In der Zeit hatte Leclerc schon die beiden Haas und Fernando Alonso abgefertigt. "Wir mussten warten, bis die Mittelfeld-Autos ihre Reifen verschlissen hatten", bedauerten die Mercedes-Ingenieure.
Drittens: Mercedes wartete bei der Kollision zwischen Valtteri Bottas und Kevin Magnussen vergeblich auf ein Safety-Car oder eine VSC-Phase. Sie wäre für Hamilton in der 30. Runde perfekt gekommen. Alle anderen hatten ihre Boxenstopps schon bei Renntempo abgespult. Hamilton hätte sich zwischen acht und zwölf Sekunden gespart.
Viertens: Leclerc hatte eine entspannte zweite Rennhälfte und konnte sich in Alleinfahrt auf die Optimierung seiner Rundenzeiten und das Reifenmanagement konzentrieren. Hamilton musste noch an Nico Hülkenberg, Pierre Gasly und George Russell vorbei.