Freundschaften in der Formel 1 sind selten. Vor allem unter Top-Fahrern. Gerhard Berger und Jean Alesi haben jeweils über 200 Grand Prix bestritten, 77 davon im gleichen Team. Der Österreicher und der Franzose fuhren von 1993 bis 1995 bei Ferrari und 1996 und 1997 bei Benetton zusammen.
Es ging um Siege, Podestplätze, WM-Punkte und um das gleiche Stück Rennstrecke. Trotzdem kamen die beiden so ungleichen Typen immer gut miteinander aus und sind bis heute Freunde geblieben. Und das in einer Zeit, in der es zu vielen Stallkriegen kam. Denken wir nur an Nelson Piquet gegen Nigel Mansell oder Alain Prost gegen Ayrton Senna.

Gerhard Berger (links) und Jean Alesi (rechts) fuhren nach der Ferrari-Zeit die Saison 1996 und 1997 für Benetton.
Streiche als Ventil
Gerhard Berger war schon als Rennfahrer Stratege mit einem ausgeprägten Geschäftssinn, Weitblick und dem Gefühl für den richtigen Moment. Jean Alesi dagegen war ein aktiver Vulkan, immer bereit zum Ausbruch, immer am Limit. Und trotzdem gab es weder bei Ferrari noch bei Benetton intern Krach. Die Gegensätze zogen sich an. Und noch heute treffen sie sich im Fahrerlager oder wie zuletzt im Januar beim Hahnenkamm-Skirennen in Kitzbühel.
Das war für uns die Gelegenheit, die beiden gemeinsam vor die Kamera zu bringen. Berger und Alesi nahmen kein Blatt vor den Mund, erzählten von alten Zeiten, haben das ein oder andere Geheimnis verraten und beschrieben, warum sie anders gestrickt waren als Prost und Senna, die sie auch als Teamkollegen kennengelernt haben.
Es fehlte der krankhafte Ehrgeiz. "Die beiden brauchten ein Feindbild, um ans Limit zu kommen", urteilt Berger. "Ich war am besten, wenn ich mich im Team wohlgefühlt habe", gibt Alesi zu. Der Druck war damals größer als heute, auch weil das Rennfahren noch ein ganzes Stück gefährlicher war. Dafür brauchte es ein Ventil. Und so hat man sich untereinander Streiche gespielt, die beide allerdings nicht mit diesem Wort bezeichnen wollen. "Jeder Spaß entstand aus der Situation heraus." Beispiele gefällig? Hören Sie rein. Es wurde jedenfalls viel gelacht.

Gerhard Berger beendete seine Formel-1-Karriere nach zehn Siegen im Jahr 1997.
Prost und Senna als Teamkollegen
Gerhard Berger debütierte 1984 beim GP Österreich in einem ATS-BMW in der Formel 1. Auch Jean Alesis Premiere fand bei seinem Heimrennen statt. Er vertrat 1989 in Paul Ricard den gefeuerten Michele Alboreto bei Tyrrell und wurde auf Anhieb Vierter. Beide erinnern sich noch lebhaft an ihren ersten Grand Prix in einer damals noch herrlich unperfekten Welt.
Sie erzählen auch, wie sie zu Ferrari gekommen sind. Berger, wie er mit Enzo Ferrari persönlich seinen ersten Ferrari ausgehandelt hat. Alesi, wie er einen Vertragspoker durchstand, bei dem er zeitweise für drei Teams gleichzeitig fahren sollte. Der Franzose mit den sizilianischen Wurzeln verrät die ganze Geschichte, wie es zu diesem Vertragskonflikt kam.
Berger wechselte 1990 nach drei Jahren bei Ferrari zu McLaren und traf dort auf Ayrton Senna. Als Alesi 1991 zu Ferrari kam, war Alain Prost sein Lehrmeister. Beide fanden ihren Meister und erkannten bei den beiden Superstars ähnliche Qualitäten, die sie von normalsterblichen Rennfahrern unterschieden haben.

Berger war von 1990 bis 1992 bis Ayrton Sennas Teamkollege bei McLaren. Alesi fuhr 1991 mit Alain Prost für Ferrari. Beide bewundern heute noch die Superstars ihrer Zeit.
Schrecksekunden in Monza
1993 trafen sich Berger und Alesi zum ersten Mal bei Ferrari. Alesi war bereits seit zwei Jahren im Team. Berger kehrte nach Maranello zurück. Es waren drei schwierige Jahre mit nicht immer konkurrenzfähigem Material. Was beide auch ein bisschen zusammengeschweißt hat. Nur auf der Rennstrecke war es mit der Harmonie vorbei. "Da hat jeder auf seinen Vorteil geschaut", erinnert Berger.
Beide lassen noch einmal amüsante wie gefährliche Ereignisse Revue passieren wie den GP Italien 1995, als die TV-Kamera von Alesis Auto die Aufhängung des hinterher fahrenden Berger zerschlug oder als es zwei Jahre zuvor in der Qualifikation zu einem bösen Missverständnis zwischen den beiden kam, das in einem Highspeed-Crash von Berger endete. Heute können die zwei herzhaft darüber lachen.
Berger und Alesi erzählen auch, wie sie Michael Schumachers Ankunft bei Ferrari 1996 zu Benetton trieb, und warum sie dort nicht den Erfolg hatten, den man von ihnen erwartete. Die Probleme lagen auch im Ausverkauf des Benetton-Teams. Für Berger war nach der Formel 1 Schluss. Alesi drehte noch seine extra Runden in der DTM, in Le Mans und in Indianapolis. Wenn Sie wissen wollen, warum, schauen Sie in unser Video rein!