Russell wartet auf Vertrag: Ist Verstappen noch ein Thema?

Russell wartet auf Mercedes-Vertrag
Ist Verstappen noch ein Thema?

GP Kanada 2025
Zuletzt aktualisiert am 20.06.2025

Auf dem Transfermarkt wird für 2026 nicht viel passieren. Die meisten Fahrer haben einen gültigen Vertrag für die kommende Saison. Auch Max Verstappen. Und doch regt der Weltmeister die Phantasie der Beobachter an. Verstappen kann bei einer bestimmten Konstellation Red Bull verlassen. Und bei Mercedes ist auf dem Papier ein Platz frei.

Der Vertrag von George Russell läuft Ende des Jahres aus. Bis jetzt gibt es nur unverbindliche Treueschwüre von beiden Seiten. Teamchef Toto Wolff sagt, dass Russell seit langem Teil der Familie ist, und dass man auch ohne die jüngsten Erfolge seine Qualitäten als Fahrer kenne. Russell beteuert, nur mit Mercedes zu sprechen. Allen anderen Interessenten habe er erklärt, dass sein Verbleib im Silberpfeil-Team Priorität habe.

Und trotzdem werden Wolff und Russell jedes Wochenende aufs Neue Fragen zum aktuellen Wasserstand gestellt. Und weil es noch kein definitives Ja-Wort gibt, wird jede Reaktion, jedes Wort, jede Aktion der Beteiligten auf die Goldwaage gelegt und interpretiert. Es fällt auf, dass Wolff jeglicher Kritik an Verstappen aus dem Weg geht und dem Niederländer selbst bei kontroversen Szenen wie in Barcelona eine Brücke baut. Analog dazu lobt Red-Bull-Teamchef Christian Horner auffallend oft Russell für seine Leistungen. Man verscherzt es sich halt nicht mit Fahrern, die man aus irgendeinem Grund einmal brauchen könnte.

Russell: "Warum etwas ändern?"

Viel mehr spricht jedoch dafür, dass Mercedes und Russell ihre Ehe fortsetzen und dass man sich bis zum GP England in Silverstone Zeit lässt, Vollzug zu melden. In Montreal erklärte Wolff: "Es gibt kein Update zu George. Er ist Mitglied unserer Familie, und er bringt seine Leistung. Wir haben nie an ihm gezweifelt. Er hat den Speed, die Siegermentalität, die Arbeitseinstellung. Wir brauchen nicht Siege oder Pole-Positions als Bestätigung für seine Qualitäten. Es entwickelt sich alles so, wie es soll." Was man als eine Fortsetzung der Zusammenarbeit deuten könnte.

Auch Russell spielt die Dringlichkeit von Verhandlungen herunter: "Wir haben es nicht eilig zu verhandeln. Wir wollen zusammen gewinnen. Kimi [Antonelli] und ich sind beide Junior-Fahrer von Mercedes. Wir machen beide unseren Job. Warum etwas ändern, das funktioniert?" Dann schiebt er hinterher: "Der Sieg in Montreal hat sicher nicht geschadet. Aber wie ich schon oft gesagt habe, bin ich nicht besorgt, was das nächste Jahr angeht. Ich weiß, dass ich einen Platz im Feld haben werde."

Max Verstappen - George Russell - GP Kanada 2025 - Montreal - Formel 1
Wilhelm

Der beste Russell, den es je gab

Der Montreal-Sieger hat mittlerweile das Selbstvertrauen, sich nicht vor Verstappen zu fürchten. Er kann sogar verstehen, dass sein persönlicher Erzfeind überall ganz oben auf der Liste steht. "Gibt es irgendein Team, das nicht an Max interessiert wäre? Wenn alle Fahrer vertragsfrei wären, wäre Max bei jedem Team der Wunschkandidat. Aber es gibt immer zwei Cockpits pro Team. Ich weiß, dass meine Position nicht in Frage gestellt ist, wenn ich weiter solche Leistungen abliefere. Deshalb bin ich in einer guten Ausgangsposition."

Je länger die Saison fortschreitet, desto schwieriger würde es für die Teamleitung von Mercedes zu erklären, warum man nicht mit Russell weitermachen will. Der 27-jährige Engländer fährt die Saison seines Lebens, holt mehr aus dem Auto raus, als drinsteckt. In zehn Rennen stand er fünf Mal auf dem Podest und hat wie Verstappen immer noch eine Titelchance gegen die übermächtigen McLaren. Verstappen und Russell trennen nur 19 Punkte.

Toto Wolff - George Russell - Mercedes - GP Kanada 2025 - Montreal - Formel 1
Sam Bloxham via Getty Images

Loyalität von beiden Seiten?

Der Sieg und die Pole-Position in Kanada waren ein weiterer Beweis dafür, dass man mit dem Russell Titel feiern kann, wenn man ihm das richtige Auto gibt. Der vierfache GP-Sieger macht Werbung für sich selbst: "Ich habe das Gefühl, dass ich besser fahre als je zuvor. Und ich spüre, dass ich noch mehr im Tank habe. Ich bin bereit, um den Titel zu kämpfen. Resultate wie hier in Kanada oder in Bahrain zeigen das. Wenn man mir nur eine Halbchance auf ein gutes Resultat gibt, liefere ich ab."

Gleichzeitig bekräftigt der WM-Vierte: "Ich spreche mit keinem anderen Team. Denen, die Interesse gezeigt haben, habe ich gesagt, dass es meine Absicht ist, bei Mercedes zu bleiben. Das war immer klar. Ich bin loyal zu Mercedes. Sie haben mir die Möglichkeit gegeben, in die Formel 1 zu kommen."

Russell fordert damit auch Loyalität von seinem Team ein. Es geht dabei nicht nur um ihn. Für Andrea Kimi Antonelli käme ein Alpha-Tier wie Verstappen mindestens ein Jahr zu früh. Eine Stimme aus dem Red-Bull-Lager: "Wenn Wolff Verstappen nimmt, tauscht er zwei Fahrer aus. Damit würde er auch Antonelli kaputtmachen."