Max Verstappen gilt im Fahrerlager momentan als die ultimative Herausforderung für jeden Teamkollegen. Der Formel-1-Weltmeister hat in seiner Karriere bisher jeden seiner Stallgefährten an die Wand gefahren. Das zweite Cockpit bei Red Bull ist ein Schleudersitz.
Das war bei Mercedes nie der Fall. Doch als Lewis Hamilton auf dem Höhepunkt seines Schaffens agierte, war er wie Verstappen heutzutage der beste Pilot seiner Generation. Für jeden Fahrer im zweiten Mercedes war Sir Lewis die Messlatte. Nico Rosberg hatte nach drei Jahren des erbitterten Kampfes mit Hamilton genug und verabschiedete sich nach seinem Titel 2016 in die Rente. Valtteri Bottas konnte als Nachfolger hingegen nie ernsthaft Hamilton gefährden und arrangierte sich mit der Wasserträger-Rolle.
Als George Russell 2022 neben dem siebenmaligen Champion Lewis Hamilton das zweite Mercedes-Cockpit erhielt, wusste der eigene Junior, worauf er sich eingelassen hatte. Auf Russell wartete eine enorme Herausforderung, sowohl sportlich als auch mental. Im Podcast "Untapped" berichtete der Brite nun offen, dass er sich damals psychologische Unterstützung suchte, um dem Druck, einen solchen Teamkollegen zu haben, standzuhalten.
Russell schlägt Hamilton
Im Gespräch mit dem Psychologen gewann Russell eine wichtige Erkenntnis. "Wenn ich in die Garage gehe, steige ich in mein Auto. Ich setze meinen Helm auf. Ich klappe mein Visier herunter. Es sollte keine Rolle spielen, ob mein Teamkollege ein siebenmaliger Weltmeister ist, ein Rookie oder ob gar niemand da ist. Denn ich habe mein eigenes Schicksal in der Hand." Russell nutzte das er fortan als mentale Grundlage.
Die folgenden Saisons spiegelten seinen Fortschritt wider. In zwei der drei gemeinsamen Mercedes-Saisons lag Russell in der Fahrerwertung vor Hamilton, sowohl im Qualifying als auch in den Rennen. Vor allem 2022 überraschte der Engländer im schwer zu fahrenden W13 mit besseren Leistungen als der F1-Rekordsieger und steigerte seinen Marktwert. Hinzu kam der erste Grand-Prix-Erfolg in Brasilien, als er vor Hamilton triumphierte. Im direkten Duell hatte Russell bis 2024 drei Siege verbucht, Hamilton zwei. In der Saison 2023 schlug der Routinier jedoch zurück und bezwang ihn in der Endabrechnung.
F1-Fahrer brechen mit Tabu-Thema
Für Russell war psychologische Betreuung kein Zufall, sondern Teil eines langfristigen Ansatzes. Schon in früheren Phasen seiner Karriere suchte er nach Rückschlägen und Tiefpunkten Hilfe. Nach einem unglücklichen Rennen oder einem Unfall halfen ihm Gespräche mit einem Profi, seinen Fokus wiederzufinden, um mit dem Druck umgehen zu können.
Russell betonte den Wert dieser Unterstützung. Sie habe ihm geholfen, stärker zurückzukehren. Er zog dabei den Vergleich zur körperlichen Fitness, bei der Training und professionelle Begleitung selbstverständlich sind.
Sein ehemaliger Teamkollege Lewis Hamilton gab selbst bereits Einblicke zu den psychischen Herausforderungen, mit denen er gelernt hat umzugehen. Der erfolgreichste Pilot der Formel-1-Geschichte nutzte dabei auch seine Position als Aushängeschild des Sports. Hamilton enttabuisierte zum Teil das Thema mentale Gesundheit im Motorsport und generell.