"Wir waren langsam wie eine Schnecke." So lautete das vernichtende Fazit von George Russell nach dem Rennen in Imola. Der Engländer belegte in Italien nur den siebten Platz. Das entspricht weder dem Anspruch von Russell, noch dem von Mercedes.
Nach einer starken Qualifikation mit Platz drei ging es im Grand Prix nur rückwärts. Der W16 des 27-Jährigen entwickelte sich fast zu einer rollenden Schikane. Nicht nur McLaren und Red Bull waren flotter, auch Ferrari und Williams hinterließen in der Emilia-Romagna einen stärkeren Eindruck. Eine Mercedes-Schwäche aus der Vergangenheit kam wieder zum Tragen: Das Auto fraß die Reifen zu sehr.
Nur wenige Tage später zeigte sich Russell in Monaco schon wieder zuversichtlicher. Trübsal blasen war gestern. Im Fürstentum könnte sich für den dreimaligen Grand-Prix-Sieger eine neue Chance bieten. Das Qualifying ist auf dem kürzesten Formel-1-Kurs im Kalender essenziell und mehr als nur die halbe Miete. Wer am Samstag vorne steht, hat exzellente Chancen auf den Rennsieg am Sonntag.

Das Qualifying ist in der Saison 2025 eine Stärke des Mercedes.
Qualifying ist eine Mercedes-Stärke
Das weiß auch Russell. "Wir freuen uns richtig auf das Wochenende. Das Qualifying war in der bisherigen Saison eine Stärke von uns. Wir waren eigentlich immer nur eine Zehntelsekunde von der Pole-Position entfernt." Der Mann aus King's Lynn gilt als Spezialist auf eine schnelle Runde. In drei Jahren an der Seite von Pole-Rekordhalter Lewis Hamilton entschied er das Qualifying-Duell für sich.
Etwas Wasser schenkte der ehemalige Williams-Pilot dennoch in den Mercedes-Wein. "Die zwei Pflicht-Boxenstopps verändern schon einiges. Früher konntest du an der Spitze einfach nur verwalten und die Reifen schonen, das dürfte hier nicht funktionieren. Die Rennpace ist hier im Vergleich zu früher nicht bedeutungslos."
Zu Saisonbeginn hatte man bei Mercedes den Eindruck gewonnen, dass der Silberpfeil bei Hitzerennen nun pfleglicher mit den sensiblen Reifen umgeht. Die Resultate sprachen für sich. Russell warf in Monaco einen weiteren Blick auf die Thematik. "Man kann Imola nicht isoliert sehen. Es geht nicht nur um die Reifen- oder Außentemperatur. Wichtig ist auch, wie weich die Mischungen sind und wie der Asphalt beschaffen ist."
In Imola kam erstmals der superweiche C6-Reifen von Pirelli zum Einsatz. Bei anderen Rennen wie in Bahrain gab es härtere Gummis für die Formel-1-Piloten. Für Mercedes machte das einen Unterschied. Russell holte in der Wüste Platz zwei.

George Russell glaubt, dass Monaco besser zum Mercedes W16 passen wird.
Wo steht Mercedes?
Der WM-Vierte schätzt das Leistungsvermögen so ein: "Wenn alles für uns passt, können wir unter die ersten Drei fahren, wenn nicht, dann reicht es nur zu Platz fünf oder sechs." Trotz gleicher Reifenmischungen wie in Imola sollte dem Mercedes W16 das Layout in Monte-Carlo entgegenkommen. "Der C6 bietet mehr Traktion, das ist wichtig hier. Außerdem gibt es keine schnellen Kurven."
In Italien gingen die Pirelli-Pneus auf eine schnelle Runde zu flott in die Knie. "Der erste Sektor in Imola hat viele Highspeed-Kurven. Danach waren die Reifen schon zu heiß." Deshalb entschieden sich die Aston Martin und auch Russell dafür, Quali-Runden mit dem Medium-Gummi zu drehen. "Das wird hier wegen des besonderen Layouts aber nicht passieren", glaubt der Silberpfeil-Chauffeur.
Das Team hat in Monaco eine kleine Änderung an der Hinterachse vorgenommen. Man baut wieder auf den Stand vor Imola zurück, um auf der sicheren Seite zu sein. In Italien beklagte sich Russell über ein komisches Gefühl. Mit der altbekannten Spezifikation sei man auf der sicheren Seite.

Rookie Andrea Kimi Antonelli ist ein Überraschungstipp für eine starke Qualifikation.
Dark Horse Antonelli
Teamkollege Andrea Kimi Antonelli erlebte zum Europa-Auftakt ebenfalls ein schwieriges Wochenende. "Ich war mental nicht zu 100 Prozent fokussiert. Es war mein erstes Heimrennen." Aus der Situation habe er viel lernen können. "Ich habe ein paar Tage gehabt, um runterzukommen, zu entspannen und neue Kraft zu tanken."
Der Italiener weiß auch, welche Chance sich ihm im Fürstentum bietet: "Unser Auto ist auf eine Runde sehr schnell. Egal auf welcher Strecke. In Miami hat das auch bei mir gut funktioniert." Zur Erinnerung: Der 18-Jährige stellte den Mercedes im Sprint-Qualifying auf die Pole-Position und schaffte für das Rennen den dritten Platz. Mit den beiden Silberpfeil-Piloten dürfte in Monaco zu rechnen sein.