Fernando Alonso hatte Gabriel Bortoleto gewarnt. Der Spanier ist Bortoletos Manager. Als Rennfahrer weiß er, wie es sich anfühlt, wenn man plötzlich nicht mehr gewinnt. Und Bortoleto hatte in den zwei letzten Jahren praktisch nur gewonnen. Er schloss die Formel 3 und Formel 2 auf Anhieb jeweils als Meister ab. Das war zuletzt nur Oscar Piastri gelungen.
Mit seiner Verpflichtung bei Sauber brach für den 20-Jährigen aus Sao Paulo ein neues Kapitel an. Er hatte den Sprung in die Formel 1 geschafft, noch dazu in das künftige Audi-Werksteam. Doch der Rennstall befindet sich im Umbruch. Sauber beendete die Saison 2024 auf dem letzten Platz und fährt auch in diesem Jahr am Ende des Feldes. Mit dem Unterschied, dass man dran ist an den Mitbewerbern. Mit einem Schritt von zwei oder drei Zehnteln wäre man ein Punktekandidat.
Aus eigener Kraft reicht es noch nicht für WM-Punkte. Da muss schon das Wetter mithelfen, wie bei Teamkollege Nico Hülkenberg in Melbourne. Der Aufstieg ins Q2 ist bereits ein Erfolg. Bortoleto hat ihn ein Mal geschafft. Die Startposition bestimmt in diesem Jahr das Rennen mehr als 2024. Der Sauber C45 ist vor allem im Verkehr heikel zu fahren. "Ich habe das Gefühl, dass wir da mehr Abtrieb verlieren als andere. Ich war in Bahrain schneller als Stroll, kam aber nie nahe genug heran, um ihn zu überholen", berichtet Bortoleto.

In der Formel 3 und der Formel 2 hat Bortoleto alles abgeräumt. Jetzt muss er kleinere Brötchen backen.
Beispiel Russell gibt Hoffnung
Der Brasilianer kämpft mit seiner neuen Situation und gibt das auch zu. "Ich habe in den letzten Jahren immer gewonnen. Wenn ich zu einer Pressekonferenz musste, dann nach und nicht vor dem Rennen. Damals bin ich mit dem Gefühl zum Rennen geflogen, dass ein Sieg möglich ist. Jetzt muss ich mir kleinere Ziele setzen. Natürlich wusste ich vor der Saison, dass ich im Moment keine Siege oder Podestplätze erwarten darf. Es ist trotzdem eine harte Prüfung."
Bortoleto mahnt sich selbst zur Geduld. "Am Anfang zahlst du als junger Pilot immer einen Preis. George Russell hat in seiner ersten Saison keinen Punkt geholt. Heute fährt er regelmäßig um Siege und Podestplätze. Er hat an sich und das Projekt geglaubt." Der Sauber-Pilot konzentriert sich deshalb darauf, mitzuhelfen, dass der C45 ein besseres Rennauto wird. Deshalb ist er zwischen den Grands Prix von Japan und Bahrain auch extra in die Schweiz zurückgeflogen, um einen Tag in der Fabrik zu verbringen.
Bortoleto richtet sich an der Geschichte von Sauber im letzten Jahr auf. "Da kam zum Schluss der Saison ein Upgrade, das den Rückstand mit einem Mal getilgt hat. So etwas kann dieses Jahr wieder gelingen." Gleichzeitig bremst sich der Alonso-Schützling. "Ich darf nicht zu hart mit mir sein. Das kann auch nach hinten losgehen. Ich akzeptiere den augenblicklichen Zustand, weil ich die Pläne von Audi kenne. Da gibt es ein Projekt mit klaren Zielen. Das hat mich überzeugt und lässt mich an das Team glauben."