In der Formel 1 findet dieses Jahr so etwas wie ein Generationswechsel statt. Gleich fünf Neulinge bekommen die Chance, sich in der höchsten Spielklasse zu beweisen. Natürlich sind alle Fans gespannt darauf, wie sich die Rookies schlagen werden. In Melbourne startet das Fünferpack am Wochenende in die erste volle Saison.
Helmut Marko hat als Chef-Talentscout von Red Bull die Karrieren der Youngster ganz genau verfolgt. Deshalb wurde der Österreicher im Interview beim Haussender "ServusTV" vor dem Saisonauftakt natürlich auch direkt nach seiner Meinung zur neuen Formel-1-Generation befragt. Dabei kamen allerdings nicht alle Kandidaten gleich gut weg.
Alpine-Rookie Jack Doohan stufte Marko zum Beispiel nur als "C-Fahrer" ein. "Ich glaube, er wird die Saison gar nicht komplett fahren." Auch von Gabriel Bortoleto hält Marko offenbar nicht viel. "Ihn würde ich in die Klasse B-Fahrer einordnen. Er ist ein intelligenter Fahrer. Er hat den Formel-3-Titel gewonnen, aber nur mit einem einzigen Sieg. Er hält sich einfach aus Ärger raus."

Helmut Marko gilt nicht erst seit Max Verstappen als kompetenter Talent-Späher.
Marko: Bortoleto fehlt der pure Speed
Auch mit der Meisterschaft in der Formel 2 konnte der Brasilianer den Doktor nicht überzeugen: "Da hat er auch nur zwei Rennen gewonnen. Er ist ein Fahrer, der das Auto sicher nach Hause bringt, der die Strategie gut umsetzt und gut mit den Reifen umgeht, aber ich sehe in ihm nicht diesen puren Speed."
Natürlich wurde Bortoleto vor seinem Formel-1-Debüt direkt mit den kritischen Aussagen konfrontiert. Der 20-Jährige zeigte sich aber überhaupt nicht beleidigt: "Ich habe gehört, was er gesagt hat. Aber ich liebe Herausforderungen. Helmut hat viele Talente in die Formel 1 gebracht. Aber er hat auch Fahrer in die Formel 1 gebracht, die nicht das nötige Talent hatten. Er hatte mal recht und mal lag er falsch."
Der Sauber-Neuzugang nimmt die Marko-Aussagen als Motivation: "Ich hoffe, dass ich beweisen kann, dass er Unrecht hat. Aber es gibt nichts, was ich jetzt in der Presse sagen kann, was seine Meinung ändert. Es zählen nur die Ergebnisse auf der Strecke. Ich bin sicher, dass ich ihn irgendwann vom Gegenteil überzeugen kann und ich hoffe, dass er dann zugibt, dass er falsch lag."

Wie gut schlägt sich Bortoleto im Duell mit Nico Hülkenberg?
Bortoleto: "Alle Red-Bull-Fahrer geschlagen"
Die Titel in den Junior-Klassen möchte sich der Youngster aus São Paulo nicht schlechtreden lassen. Stattdessen schießt er noch einen kleinen Pfeil gegen Marko ab: "Ich bin stolz auf die Leistungen, die ich in den Nachwuchsklassen abgeliefert habe. Ich habe die Formel 3 und die Formel 2 gewonnen. Und dabei habe ich auch alle seine Red-Bull-Fahrer geschlagen."
Bortoleto will aber nicht zu viel versprechen. Kein Rookie reist dieses Jahr mit weniger Testkilometern in einem Formel-1-Auto nach Melbourne. Nach dem Abu-Dhabi-Test im Dezember stand noch ein Test mit einem alten Sauber-Renner in Imola auf dem Programm. "Da hat es aber nur geregnet", klagt Bortoleto. Erst bei einem weiteren TPC-Test in Barcelona konnte der Neuling endlich ein paar Runden auf trockener Piste drehen.
Im Gegensatz zu seinen Rookie-Kollegen gab es auch noch keinen Einsatz in einem Freien Training: "Für mich ging alles sehr schnell. Ich hatte ja nur ein Jahr in der Formel 3 und der Formel 2. Ich muss vor allem noch lernen, wie das Auto funktioniert und wie ich das Maximum herausholen kann. Da geht es um die Arbeit mit den Ingenieuren, um die Kommunikation und wie man die gemeinsame Zeit am besten nutzt."
In der Lernphase will sich Bortoleto viel von Nico Hülkenberg abschauen. Der Respekt vor dem deutschen Teamkollegen ist groß: "Nico ist ein sehr schneller Fahrer. Das hat man schon letztes Jahr gesehen. Er hat mit dem Haas regelmäßig gute Ergebnisse eingefahren. Unsere Zusammenarbeit war bisher sehr gut. Er war immer nett zu mir. Ich hoffe natürlich, dass ich gut mithalten kann."