Bei Ferrari zählen bekanntlich nur WM-Titel. Doch an eine Meisterfeier können sich wohl nur noch die älteren Fans erinnern. Kimi Räikkönen war 2007 der letzte Champion in Rot. Einen Konstrukteurspokal konnte sich die Scuderia zuletzt 2008 in die Vitrine stellen. Auch unter der Ägide von Frederic Vasseur ließ sich die anhaltende Dürreperiode nicht beenden.
Der Franzose schwingt seit 2023 das Zepter in Maranello. In seiner Amtszeit gab es gute Ansätze. Ferrari etablierte sich als zweite Kraft der Formel 1. In der vergangenen Saison verpasste man den Titel in der Teamwertung nur um 14 WM-Punkte. Der Trend schien in die richtige Richtung zu gehen. Doch dann folgte 2025 wieder ein klarer Rückschritt.
Nach den ersten 13 Rennen der Saison haben die beiden Ferrari-Piloten nicht einmal halb so viele Punkte gesammelt wie ihre Konkurrenten von McLaren. Die WM-Titel liegen damit schon vor der Sommerpause außer Reichweite. Der große Rückstand hat dazu geführt, dass in Italien zuletzt öffentlich über eine mögliche Trennung von Vasseur spekuliert wurde. Doch diese Spekulationen beendete Ferrari am Donnerstag (31.7.) mit einer kurzen Pressemitteilung.

Die Ferrari-Verantwortlichen haben Vasseur mit der Vertragsverlängerung das Vertrauen ausgesprochen.
Vasseur-Kurs wird fortgesetzt
"Die Scuderia Ferrari freut sich mitteilen zu können, dass der Vertrag von Frederic Vasseur gleich für mehrere Jahre verlängert wird. Er wird damit in den kommenden Saisons als Teamchef der Scuderia Ferrari weitermachen." Aus der Vergangenheit war Ferrari eher bekannt für ungeduldige Schnellschüsse. Jetzt setzen die Verantwortlichen auf Kontinuität.
"Die Vertragsverlängerung zeigt, dass wir auf dem gelegten Fundament aufbauen wollen. Seine Führungsstärke in Drucksituationen, seine Innovationskraft und seine ständige Suche nach maximaler Performance liegen auf einer Linie mit den Werten und den langfristigen Zielen von Ferrari", lobt das Team seinen Capo.
"Unter der Führung von Fred arbeitet die Scuderia Ferrari fokussiert und engagiert daran, das Niveau immer weiter zu steigern. Das Vertrauen in ihn spiegelt die Zuversicht des Teams in die strategischen Entscheidungen wider und bekräftigt unseren gemeinsamen Willen, die Ergebnisse zu liefern, die alle Fans, Fahrer und Teammitglieder von Ferrari erwarten und verdienen."

Wollte Ferrari nicht oder wollte Horner nicht? Klar ist, dass sich der ehemalige Red-Bull-Teamchef nach anderen Optionen umschauen muss.
Was macht Christian Horner?
Die Vergangenheit hat aber auch gezeigt, dass Verträge bei Ferrari nicht viel zählen, wenn die Ergebnisse nicht stimmen. 2026 bietet sich die große Chance für den erfolgshungrigen Rennstall, die Lücke nach vorne endlich zu schließen. Die Technik-Revolution, die sowohl den Motor als auch den Rest des Autos betrifft, setzt alles wieder auf null. Sollte Ferrari dann nicht abliefern, dürfte auch Vasseur schnell wieder unter Druck geraten.
Dass man mit dem 57-Jährigen in die neue Formel-1-Ära geht, kann man als einen großen Vertrauensbeweis werden. Zuletzt wurde immer wieder über mögliche Ersatzkandidaten spekuliert. Mit Antonello Coletta hätte man auch eine gute interne Alternative parat. Der Chef des Sportwagen-Programms konnte mit drei Le-Mans-Siegen in Folge zuletzt große Erfolge feiern.
Und dann kam ja mit Christian Horner kurzfristig noch ein weiteres Schwergewicht auf den Markt. Gerüchten zufolge soll sich der Brite noch vor seinem Red-Bull-Rauswurf mit den Firmenchefs von Ferrari zu Sondierungsgesprächen getroffen haben. Damals wurde man sich offenbar nicht einig. Mit der Verlängerung von Vasseur hat sich die Scuderia-Tür nun endgültig geschlossen. Man darf gespannt sein, in welcher Position Horner ins Fahrerlager zurückkehren wird.