Obwohl das Wachstum zuletzt etwas stockte, sprudeln die Gewinne der Formel 1 weiter. Vor allem der boomende US-Markt half lange Zeit, die Umsätze zu steigern. Dank der Social-Media-Offensive von Rechteinhaber Liberty Media und der beliebten Netflix-Doku "Drive to Survive" konnte die Königsklasse auf der anderen Seite des Atlantiks viele neue Fans gewinnen.
Das gesteigerte Interesse führte dazu, dass die globale Rennserie mittlerweile drei Mal pro Saison in den USA Station macht – in Miami, Austin und Las Vegas. Die Teams konnten dazu auch noch jede Menge Sponsoren aus dem Land gewinnen. Viele weltweit agierende Unternehmen aus der IT-Branche nutzen die Formel 1, um für ihre Produkte zu werben.
Doch die neue Fokussierung auf die USA könnte sich zum Bumerang entwickeln. Seit Donald Trump Ende Januar zum zweiten Mal als Präsident vereidigt wurde, blicken die Verantwortlichen aus der Formel 1 mit Sorge auf das Geschehen in den Staaten. Vor allem die Handelsbeschränkungen, die Trump angekündigt hat, könnten sich negativ auf das Formel-1-Business auswirken.

Das Haas-Hauptquartier liegt in North Carolina. Das Geld kommt aus dem Maschinenbau-Business.
Absatzrückgang bei Haas Automation
Besonders betroffen ist natürlich Haas. Das einzige Team, das in den USA registriert ist, könnte in eine wirtschaftliche Schieflage geraten. Besitzer Gene Haas hat sein Milliarden-Vermögen mit CNC-Fräsmaschinen gemacht. In diesem Geschäft ist man stark abhängig vom Export. Schon kurz nach der ersten großen Zoll-Welle von Trump richtete sich die Firma mit einem offenen Brief an die US-Regierung.
"Die Nachfrage, sowohl von ausländischen als auch von einheimischen Kunden, ist dramatisch eingebrochen. Aus Vorsicht haben wir die Produktion in der Fabrik in Oxnard (Kalifornien) gedrosselt und Überstunden für die 1.700 Mitarbeiter eingestellt. Außerdem wurde das Anwerben von neuen Mitarbeitern gestoppt", erklärte das Unternehmen.
Haas ist nicht nur abhängig von günstigen Export-Bedingungen. Zum Bau der Fertigungsmaschinen sind Rohstoffe notwendig, deren Einfuhr durch die Zölle verteuert wird. Im Ernstfall verschlechtern sich die Produktionsbedingungen in den USA. Haas-Maschinen drohen international nicht mehr konkurrenzfähig zu werden.

Nicht alle Teams sind gleich abhängig von US-Sponsoren.
US-Sponsoren analysieren die Lage
Die Verantwortlichen betonen, dass die wirtschaftliche Situation von "Haas Automation" keine Auswirkungen auf das Formel-1-Team hat. Mit dem siebten Platz in der Saison 2024 konnten die Einnahmen aus den F1-Prämientöpfen im Vergleich zum Jahr davor um 20 Millionen US-Dollar gesteigert werden. Doch Gene Haas muss immer noch ein paar Millionen aus der Privatschatulle zuschießen, um den Rennstall konkurrenzfähig zu halten.
Aber nicht nur bei Haas könnte das Geld in Zukunft nicht mehr so locker sitzen. Die Werbepartner, die gerade erst auf den Zug aufgesprungen sind, drohen in wirtschaftlichen Zeiten schnell wieder abzuspringen. "Wir haben US-Sponsoren, die diese Situation sehr genau analysieren", erklärt Toro-Rosso-Geschäftsführer Peter Bayer. "Aber wir erwarten zum jetzigen Zeitpunkt keine großen Auswirkungen."
Mit Visa und Cash App kommen die beiden größten externen Geldgeber des Teams aus den USA. Würden sie sich verabschieden, müsste Red Bull wieder mehr eigenes Kapital beisteuern. "Es gibt noch eine große Unsicherheit, wie es nun wirklich mit den Zöllen weitergeht. Wir befinden uns alle in gewisser Weise in einer Warteschleife. Für den Moment sehe ich aber keine großen Effekte."

Maschinen und Rohstoffe könnten sich für die Formel-1-Teams verteuern.
Zulieferer aus den USA und China
Bei Ferrari befindet man sich in einer ähnlichen Situation. Mit HP kommt der Titelsponsor hier ebenfalls aus den USA. Der Computer- und Druckerhersteller ist stark abhängig vom florierenden Welthandel. "Wir haben aber nicht nur Werbepartner, sondern auch jede Menge Zulieferer aus den Vereinigten Staaten. Dazu kaufen wir viele Rohstoffe aus China", gibt Teamchef Frédéric Vasseur zu Bedenken.
Auf die leichte Schulter nimmt man das Thema bei Ferrari nicht. "Es sorgt für etwas Unsicherheit, was die Zukunft angeht. Wir führen aber offene Gespräche mit allen Partnern und versuchen, Probleme vorherzusehen. Es könnte aber alles etwas schwieriger werden", so Vasseur.
Der Regierungswechsel in den USA könnte sich auch auf das Thema Reisefreiheit auswirken. Vor dem Trip zum Grand Prix von Miami haben die US-Behörden alle Mitglieder im Formel-1-Zirkus aufgefordert, persönliche Daten und Informationen zum Aufenthalt zu übermitteln. Früher reichte das Arbeitsvisum zum reibungslosen Grenzübertritt aus.