Eines ist sicher: Nie waren Formel-1-Autos so schnell in schnellen und mittelschnellen Kurven. Nie haben Formel-1-Autos mehr Abtrieb generiert. Doch ist die 2025er-Formel-1-Generation automatisch auch die schnellste aller Zeiten? Immerhin stammen noch sieben Streckenrekorde aus der Saison 2020, je zwei von 2018, 2019 und 2021 und einer aus dem Jahr 2023.
Zwei 2020er-Pole-Positions haben das Wettrüsten bis heute überlebt. Bahrain und Imola stemmten sich auch in dieser Saison erfolgreich gegen den Fortschritt. Barcelona verfehlte die Vorjahreszeit nur knapp. In Melbourne, Shanghai, Suzuka, Jeddah, Miami und Monte-Carlo dagegen waren die 2025er-Modelle so schnell wie kein Auto zuvor.
Aus dem Restprogramm hält die moderne Groundeffect-Ära nur in Singapur, Baku, Las Vegas und Katar den Rekord. In Mexiko-City (2018), Interlagos (2018), Montreal (2019), Austin (2019), Red-Bull-Ring (2020), Silverstone (2020), Budapest (2020), Spa (2020), Monza (2020), Zandvoort (2021) und Abu Dhabi (2021) drehten Autos der abgelaufenen Fahrzeug-Generation mit flachem Unterboden die schnellsten Qualifikationsrunden.

2018 waren die Autos noch deutlich leichter als im Jahr 2025.
Mit 800 gegen 752 Kilogramm
Die Vergleiche sind nie ganz fair. 2018 wogen die Autos 733 Kilogramm inklusive Fahrer. Ein Jahr später waren es schon 743, dann 746 und 2021 schließlich 752 Kilogramm. Mittlerweile sind wir bei 800 Kilogramm angelangt. Allein der Gewichtsnachteil geht mit 1,5 Sekunden in die Rechnung ein. Nur so ist es zu erklären, dass die schnellste Rennrunde in Monza immer noch aus dem Jahr 2004 datiert. Rubens Barrichello saß damals in einem Ferrari, der nur 605 Kilogramm wog.
Auch die Reifen haben sich in ihren Dimensionen, Konstruktionen und Mischungen mit Einführung des dreidimensionalen Unterbodens verändert. Der Trend geht mittlerweile zu weicheren Gummimischungen. Mit Einführung von E10-Kraftstoff ging die Leistung leicht zurück. Auch die Rennstrecken sind nicht mehr die gleichen. In den letzten vier Jahren wurden zwölf Strecken ganz oder teilweise neu asphaltiert. In den meisten Fällen verbesserte sich der Grip.

In Bahrain erschwerten die Bedingungen die Rekordjagd.
Warum war Bahrain langsamer?
Der Statistik ist es egal. Rekord ist Rekord, egal unter welchen Umständen er erzielt wurde. Wären die Autos so leicht wie zu Michael Schumachers Zeiten, würde mit der aktuellen Motorleistung und dem gegenwärtigen Abtrieb auf den Pirelli-Reifen von 2025 jede Bestzeit torpediert.
Man muss sich im letzten Jahr der Groundeffect-Ära eher die Frage stellen, warum nicht auf jeder Rennstrecke eine neue Messlatte gesetzt wird. Von den ersten neun Grand Prix widersetzten sich nur Bahrain, Imola und Barcelona der Rekordjagd. In Bahrain hält immer noch Lewis Hamilton mit 1.27,264 Minuten (223, 267 km/h) aus dem Jahr 2020 die Bestmarke. Und die ist stolze 2,577 Sekunden schneller als die Pole-Position in dieser Saison.
Oscar Piastri verfehlte auch den Wert von 2024 um 0,662 Sekunden. Das ist eigentlich nur mit schlechteren Bedingungen zu erklären. Mehr Wind, mehr Sand, kühlere Temperaturen, was das Aufwärmen der Reifen auf einer Strecke mit nur zwei schnellen Kurven erschwert.

Beim vorerst letzten Grand Prix in Imola hielt der Streckenrekord.
Keine Verbesserung in Imola und Barcelona
In Imola fehlten 1,061 Sekunden auf die Trainingsbestzeit von Valtteri Bottas mit dem 2020er-Mercedes. Dabei wurden in diesem Jahr so weiche Reifen verwendet wie noch nie. Für eine schnelle Runde vielleicht zu weich. Nur die McLaren brachten den neuen C6-Reifen ohne Überhitzung über die 4,909 Kilometer. Der Vorteil gegenüber Vorjahr belief sich auf bescheidene 0,076 Sekunden.
In Barcelona verglich sich der 2025er-Jahrgang mit seinen direkten Vorgängern. Oscar Piastri blieb in seiner schnellsten Q3-Runde 0,163 Sekunden über der Pole-Position von Lando Norris aus der Saison 2024. Ein Grund dafür könnte die große Hitze gewesen sein. Mit der Ära davor lassen sich die Rundenzeiten in Barcelona nicht vergleichen. Seit 2023 wird wieder ohne Schikane gefahren.

Der neue Streckenbelag in Shanghai verhalf zu einem neuen Streckenrekord.
Shanghai-Rekord pulverisiert
Überall sonst wird gerade die Geschichte neu geschrieben. Lando Norris torpedierte die Melbourne-Vorjahreszeit um 0,819 Sekunden. In Shanghai fiel die Bestzeit um 3,019 Sekunden. Ein Großteil daran geht auf den neuen Streckenbelag. Auch Suzuka profitierte von einer Teil-Asphaltierung. Max Verstappen unterbot die Pole-Position von 2024 um 1,214 Sekunden.
In Jeddah verbesserte sich die Formel 1 nur um 0,178 Sekunden. Angesichts einer Stufe weicherer Reifen war das fast eine Enttäuschung. Da passte Miami mit einem um 1,037 Sekunden gefallenen Streckenrekord schon besser ins Bild. Auch da lieferte Pirelli Reifenmischungen, die eine Stufe weicher waren als in der Vorsaison.

Lando Norris brach als erster Pilot in Monaco die 70-Sekunden-Schallmauer.
2025er-Rekord werden lange halten
Dafür fiel endlich die alte Bestmarke von Monte-Carlo. Lewis Hamilton hielt sie mit 1.10,166 Minuten (171,211 km/h) seit dem Jahr 2019. Sechs Jahre später krönte sich Lando Norris zum ersten Fahrer, der die 70-Sekunden-Schallmauer durchbrach. Er war um 0,316 Sekunden schneller als Charles Leclerc 2024.
Auch in Montreal steht noch ein alter Rekord. Sebastian Vettel hält ihn seit 2019 mit einer Zeit von 1.10,240 Minuten (223,513 km/h). Die zu schlagen, wird eine harte Nuss. Letztes Jahr verfehlte sie George Russell um 1,760 Sekunden. Anreiz gibt es genug: Wer sich dieses Jahr noch als Rekordhalter einträgt, wird das eine ganze Weile lang bleiben. Die 2026er-Autos werden mindestens zwei Sekunden langsamer sein.