Formel-1-Motorstart: Warum drei Stunden Vorbereitung und ein ganzes Team nötig sind

Drei Stunden bis zur Zündung
So komplex ist der Start eines Formel-1-Motors

ArtikeldatumVeröffentlicht am 21.08.2025
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Mercedes - GP Japan 2025
Foto: Wilhelm

Wer denkt, ein Formel-1-Motor ließe sich einfach per Knopfdruck starten, irrt gewaltig. Die moderne Power Unit ist ein sensibles Hochleistungsbauteil, das nur unter ganz bestimmten Bedingungen zum Leben erweckt werden darf. Der Startprozess gleicht einer Choreografie – vergleichbar mit dem Countdown vor dem Abheben einer Raumkapsel.

Zunächst werden Öl und Kühlmittel über externe Systeme auf exakt definierte Betriebstemperatur gebracht. Erst wenn Sensoren ein grünes Signal geben, geht es weiter. Die Startsequenz selbst ist streng getaktet: Die Hochspannungseinheit (bis zu 999 Volt) wird aktiviert, das Steuergerät initialisiert, und ein externer Starter beginnt, die Kurbelwelle vorsichtig in Rotation zu versetzen – noch ohne Zündung.

Warum Technik allein nicht reicht

Der Start eines F1-Motors ist nicht nur eine technische, sondern auch eine personelle Meisterleistung. Fünf bis sieben Spezialisten aus unterschiedlichen Bereichen (Hybrid, Verbrennung, Hydraulik, Sensorik) sind involviert. Jeder Schritt muss koordiniert ablaufen, denn ein falscher Wert, ein zu hoher Druck oder eine nicht aktivierte Komponente kann den Motor beschädigen oder den Start verhindern. Diese komplexe Teamarbeit erklärt auch, warum spontane Starts im Rennen praktisch unmöglich sind. Selbst bei einem Restart kommt der Elektromotor MGU-K manchmal zum Einsatz – zuverlässig ist das System aber nur im Werkstattumfeld.

Was im Serienauto sekundenschnell passiert, dauert hier Stunden

Im Straßenfahrzeug genügt ein Druck auf den Startknopf – Anlassermotor, Einspritzung, Zündung: fertig. Anders in der Formel 1. Die Power Unit besteht aus mehreren hybriden Subsystemen, die sich nur unter exakt definierten Bedingungen einschalten lassen.

Zudem muss das gesamte Hochvolt-System vollständig isoliert sein. Dazu werden Checks auf Leckströme und Durchschläge durchgeführt. Der Öldruck muss bereits beim Drehen der Kurbelwelle aufgebaut sein, bevor überhaupt an eine Zündung zu denken ist. Und die Drehzahl wird schrittweise erhöht – mit jedem Durchlauf nähern sich die Ingenieure dem idealen Startmoment.

Ein orchestrierter Hochlauf – keine Show, sondern Notwendigkeit

Aus Sicht der Technik ist der Start eines F1-Motors der heikelste Moment. Die mechanische und thermische Belastung sind enorm – Fehler verzeiht das System nicht. Umso erstaunlicher ist die Präzision, mit der dieser Moment inszeniert wird.

Trotz aller Komplexität bleibt der Ablauf unsichtbar: Kein Zuschauer sieht im TV, wie minutiös die Vorbereitungen ablaufen. Und doch entscheidet genau dieser Moment mit über die Zuverlässigkeit eines Grand Prix.