Das Jahr 2024 glich bei Mercedes einem Auf und Ab. Einerseits konnten die Silberpfeile dank George Russell und Ex-Pilot Lewis Hamilton vier Formel-1-Rennen gewinnen, andererseits war der Mercedes W15 häufig nicht mal in der Lage, um Podien zu kämpfen.
Die Ingenieure hatten über Saison hinweg die Schwachstellen des Formel-1-Autos erkannt. Für dieses Jahr stand vor allem ein Punkt im Hausaufgabenheft ganz oben: Dem Nachfolger W16 ein breiteres Arbeitsfenster zu verpassen, als es beim 2024er-Modell der Fall war. Letztes Jahr funktionierte das Auto vor allem, wenn es kühl war. War es heiß, ging wenig für Russell und Hamilton.
Schon nach den ersten Eindrücken mit dem neuen Rennwagen hoben sowohl Fahrer als auch Ingenieure den Daumen. Das Auto sollte bei verschiedenen Bedingungen besser funktionieren. Es ist leichter, ein passendes Setup zu finden. Bereits die Testfahrten in Bahrain Ende Februar waren ein Mutmacher für das Team. George Russell gelang am letzten Testtag die schnellste Runde. Zu hoch wollte man die Leistung des Engländers aber nicht hängen.
Die Bedingungen in der Wüste waren vor anderthalb Monaten noch kühl. Zudem fuhr Russell die Zeit kurz vor Ablauf der achtstündigen Session. Trotzdem war es ein erstes Statement der einstigen Formel-1-Dominatoren, dass man ab dem GP Australien auch in Resultate umsetzte. Mit zwei Podestplätzen von George Russell in den ersten drei Rennen und drei Top-10-Ergebnissen von Rookie Andrea Kimi Antonelli rangiert Mercedes mit 75 WM-Zählern auf Rang zwei bei den Konstrukteuren.

George Russell gelang Ende Februar in Bahrain die Bestzeit am Schlusstag der Testfahrten.
Rückkehr nach Bahrain
Nach dem guten Saisonstart steht für Mercedes jetzt der ultimative Test mit dem W16 bevor. Der Grand Prix von Bahrain (13.4.) wird aufdecken, wo die Silberpfeile 2025 wirklich stehen und wie sich das Auto bei Bedingungen verhält, die 2024 noch zu schwächeren Leistungen auf der Rennstrecke führte. In der Wüste ist es tagsüber richtig heiß. Abends unter Flutlicht kühlt es nur ein wenig ab. Außerdem gibt es viele langsame Kurven, bei deren Ausgang eine gute Traktion gefordert ist. Die Hinterreifen leiden in Bahrain.
George Russell weiß, dass ein Schlüsselwochenende bevorsteht: "Das hier wird unser erster richtiger Test. Nach diesem Wochenende wissen wir, wo wir noch Schwächen haben. In den ersten Rennen haben wir gut abgeliefert." Der raue Asphalt in Bahrain dürfte die Reifen mehr beanspruchen, als es zuletzt in Suzuka und Shanghai der Fall war. Eine Stärke, die man im Fahrerlager McLaren zuschreibt. "Ich erwarte McLaren hier stark, was den Reifenverschleiß bei hohen Temperaturen angeht", führte der 27-jährige Russell aus.
Der geringe Reifenabbau war nach den Rennen in Shanghai und in Suzuka das große Thema im Fahrerlager. Die Formel-1-Teams konnten nahezu problemlos auf eine Einstopp-Strategie setzen. Während sich viele auf die frisch asphaltierten Strecken einschossen, nahm Russell auch Pirelli in die Pflicht: "Die Reifen sind wahrscheinlich zu gut gewesen. Wir brauchen weichere Reifen, damit es einen höheren Verschleiß gibt. Es muss eine Lösung auf Strecken geben, die einen sehr sanften Asphalt haben. Sonst haben wir zu viele Einstopp-Rennen."

Andrea Kimi Antonelli kommt dem Rückenwind aus Japan nach Bahrain.
Antonelli vor nächster Prüfung
Sein Teamkollege Andrea Kimi Antonelli ließ in Suzuka bei seinem Debüt auf der Achterbahn aufhorchen. Rang sechs im Rennen, Führungskilometer und ein neuer Rundenrekord sorgten für gute Laune bei Mercedes. Nun kommt der Youngster in Bahrain auf eine Strecke, die er kennt und auf der er mit dem W16 schon getestet hat.
Der Italiener sieht, genau wie Stallgefährte Russell, die Reifen als Knackpunkt in der Wüste: "In Suzuka musste ich mich nicht wirklich wegen des Reifenmanagements sorgen, ich konnte pushen, das hat Spaß gemacht. Aber hier wird das eine ganz andere Geschichte. Wir haben hier einen alten und sehr rauen Asphalt. Dazu ist es sehr heiß. Das Reifenmanagement wird hier ein riesiges Thema sein."
Schafft es Mercedes, die sensiblen Pneus in Bahrain gut zu behandeln, könnten George Russell und Andrea Kimi Antonelli eine Rolle im Kampf um das Podium spielen. Das wäre aus Sicht der Silberpfeile ein weiterer Beweis, dass der W16 ein besseres Rennauto als der Vorgänger ist.