Colapinto soll bei Alpine ersetzt werden

Die Zukunft von Alpine in der Formel 1
Alter Chef, neuer Fahrer

Veröffentlicht am 02.07.2025

Die Nachricht platzte wie eine Bombe in das Wochenende, an dem Alpine an zwei Fronten unterwegs war. In Montreal mit der Formel 1 und in Le Mans mit der WEC. Geschäftsführer Luca de Meo reichte seine Kündigung ein und wechselt zu dem Luxusmarken-Konzern Kering. Und das schon im Juli. Die Kurzfristigkeit nährt den Verdacht, dass der Wechsel nicht ganz freiwillig ablief, auch wenn er nach außen so verkauft wurde.

In den Rennteams von Alpine herrscht seitdem jedenfalls große Verunsicherung. Luca de Meo ist ein Mann des Motorsports. Einer, der sich in Bezug auf die sportlichen Aktivitäten nicht nur von den Zahlen, sondern auch von Emotionen treiben ließ. Alle stellten sich nun die Frage: Was wird aus uns?

Chef-Sanierer Flavio Briatore wurde direkt von de Meo ins Amt gehoben. Doch würde er auch von dem neuen Management getragen? Alpine ist derzeit Letzter in der WM-Tabelle, und die Aussichten, dass es besser wird, sind nicht gerade rosig. Die sportliche Talfahrt wäre auch in anderen Vorstandsetagen ein Thema. Da stellt sich die Frage: Bleibt das Team ein Werksrennstall oder wird es ein Übernahmekandidat?

Daniel Ricciardo - Renault - GP Emilia Romagna 2020 - Imola
xpb

Renault oder Alpine?

Briatore beteuert, dass er seinen Auftrag weiter erfüllen wird. Und das bis 2029. Unter leicht geänderten Rahmenbedingungen. Er muss jetzt direkt an Renault-Präsident Jean-Dominique Sénard berichten. Auch der sei dem Motorsport gewogen, heißt es. Es hat demnach auch keinen Einfluss, wer als CEO auf de Meo folgt.

In Spielberg kursierten Gerüchte, dass der Rennstall in Zukunft wieder unter dem Namen Renault antreten könnte. Briatore glaubt das eher nicht, weil Alpine in den kommenden Jahren neue Modelle auf die Straße bringen will und der Schulterschluss mit dem Motorsport für die Marke eigentlich ganz gut funktioniert.

Noch weniger kann er sich vorstellen, dass der Rennstall aus Enstone verkauft wird. 24 Prozent des Teams gehören bereits der amerikanischen Investorengruppe Otro Capital. Man wird mindestens eine Milliarde Dollar hinlegen müssen, um sich die restlichen Anteile zu sichern. Mit dem wachsenden Erfolg der Formel 1 werden die Anteile immer teurer. Oben auf der Liste potenzieller Käufer steht ein Konsortium um den ehemaligen Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer.

Valtteri Bottas - Sauber - GP Las Vegas 2024 - Formel 1
Motorsport Images

Bottas für Colapinto

Kurzfristig arbeitet Briatore noch andere Baustellen ab. Das Team steht nach dem überraschenden Abgang von Teamchef Oliver Oakes im Mai immer noch ohne Teamchef da. Im Moment führen David Sanchez und Dave Greenwood quasi nebenbei die Geschäfte. Als Kandidat für die Nachfolge von Oakes fällt immer wieder der Name Steve Nielsen. Ein guter, alter Bekannter. Der 61-jährige Engländer kennt das Team aus seiner Zeit bei Benetton und Lotus. Seitdem hat er für die FIA und die Formel 1 gearbeitet.

Auch an der Fahrerfront könnte es bald Neuigkeiten geben. Briatore stört, dass nur Pierre Gasly ein Punktekandidat ist. Jack Doohan überlebte sechs Rennen, Franco Colapinto bislang fünf. Angesichts der prekären Lage in der WM besteht wenig Hoffnung, dass es bei dem Argentinier viel mehr Einsätze werden. Ein Insider des Teams sagte: "Er verliert zu viel Zeit auf Gasly."

Wenn Colapinto nicht schnell die Kurve kriegt, soll er schon bald ersetzt werden. Alpine hat mit Paul Aron zwar noch einen Nachwuchspiloten an der Hand, doch Briatore will lieber einen erfahrenen Piloten. Sein erster Weg führte zu Toto Wolff, der mit Valtteri Bottas einen Mann mit 246 GP-Starts auf der Reservebank sitzen hat. Der 75-jährige Italiener braucht dringend zwei Fahrer, die punkten können. Der Rückstand in der WM auf Sauber beträgt bereits 15 Zähler.