Das Problem mit biegsamen Elementen an Formel-1-Autos ist nicht neu. Die Teams nutzen die Elastizität bestimmter Materialien geschickt aus, um sich einen Vorteil auf der Strecke zu verschaffen. Eigentlich sind bewegliche Aerodynamik-Teile nicht erlaubt. Deshalb versuchen die Regelhüter dem Treiben immer wieder einen Riegel vorzuschieben. Der Erfolg ist aber überschaubar.
Die FIA-Experten können Autos nur stehend in der Garage testen. Dabei werden die Flügel mit Gewichten beschwert und die Verbiegung gemessen. Wer innerhalb der Toleranzen bleibt, muss keine Strafe befürchten. Wie sich die Flügel dann auf der Strecke verhalten, ist eine ganz andere Frage. Die Ingenieure haben zuletzt immer wieder neue Tricks gefunden, das Reglement auszuhebeln.

Die Teams bekamen Schablonen zum Anbringen der Referenzpunkte.
Neue Daten für die FIA
Auch der FIA sind die Machenschaften nicht verborgen geblieben. Deshalb wollen die Schiedsrichter nun nachlegen. Zunächst will man sich einen Eindruck davon verschaffen, wie groß das Problem eigentlich ist. Heißt: Es soll herausgefunden werden, wie weit sich die Flügel während der Fahrt von ihrem Ursprungszustand wegbewegen.
In einer technischen Direktive (TD034G) wurden die Teams über die Maßnahme informiert. Darin heißt es: "Die FIA hat entschieden, dass ab Belgien für eine unbestimmte Zeit die Verformung der gesamten Frontflügel auf der Strecke gemessen wird. Die normalen Onboard-Kameras schaffen es leider nicht, den ganzen Flügel aufzunehmen. Ein großer Teil des äußeren Bereichs ist leider nicht im Bild."

Die FIA hat eigene Kameras an den regulären Befestigungspunkten montiert.
Testreihe über mehrere Rennen
"Es ist die Absicht, über mehrere Rennwochenenden alle Frontflügel mit Kameras, die von der FIA bereitgestellt werden, zu messen. Die Kameras werden an den normalen Befestigungen eingebaut, bieten aber einen seitlichen Blick. Die Daten, die wir damit sammeln, sollen zu einem besseren Allgemeinverständnis der Biegsamkeit führen, um künftige Reglements zu definieren."
Die FIA betonte, dass alle Flügel, die diese Saison mit den regulären Tests überprüft wurden, die Anforderungen eingehalten haben. Mit den neuen Tests will man nun einfach besser verstehen, wie sich die Flügel während der Fahrt bewegen. Sollte ein Flügel dabei ein auffälliges Verhalten zeigen, muss das Team keine Strafe befürchten, solange der Flügel die Toleranzen beim statischen Test einhält.

Die Referenzpunkte befinden sich bei allen Flügeln an der gleichen Stelle, um die Daten vergleichen zu können.
Teams müssen Referenzpunkte aufkleben
Neben der Kamera hat die FIA auch eine Schablone an die Teams verteilt. Schon am Donnerstag konnte man in der Boxengasse beobachten, wie die Mechaniker nach Vorgabe der Regelhüter Referenzpunkte innen an den Endplatten angebracht haben. Sie erleichtern den FIA-Experten die Auswertung der Video-Daten.
Wie oben schon geschrieben, sollen sich die Tests über mehrere Rennwochenenden hinziehen. Es werden dabei aber nicht immer alle Autos gleichzeitig untersucht. Die FIA-Experten haben immer nur eine bestimmte Auswahl im Visier. Die Teams selbst wissen dabei nicht, ob die Onboard-Kameras an ihren Autos gerade aktiv sind oder nicht.