Fluchen im Cockpit erlaubt: FIA entschärft Strafenkatalog

Fluchen im Cockpit offiziell erlaubt
FIA entschärft Strafenkatalog

Veröffentlicht am 15.05.2025

Vor zwei Wochen hatte FIA-Präsident Mohammed Bin Sulayem angekündigt, dass er den Fahrern beim sogenannten "Maulkorb-Paragrafen" entgegenkommen will. Nun hat er seinen Worten Taten folgen lassen, so wie es von den Piloten gefordert wurde. Am Mittwoch-Abend (14.5.) verbreitete der Automobil-Weltverband ein Statement, in dem konkrete Änderungen in den umstrittenen Passagen von Anhang B des Internationalen Sportkodex (ISC) aufgeführt werden.

Die vorgestellten Änderungen betreffen vor allem den Strafenkatalog, der zu Jahresbeginn 2025 eingeführt worden war. Demnach mussten Piloten mit harten Sanktionen rechnen, darunter sogar mögliche Rennsperren und hohe Geldstrafen, wenn sie sich in der Öffentlichkeit in der Wortwahl vergreifen oder mit Kritik das Ansehen des Weltverbands beschädigen.

Künftig sollen die Konsequenzen bei Verstößen gegen den Kodex weniger hart ausfallen. Die Grundstrafe wurde von 10.000 auf 5.000 Euro halbiert. Zudem können die Rennkommissare bei einem Erstverstoß auf eine Bestrafung ganz verzichten. Dabei handelt es sich um einen ganz neuen Passus im Regelwerk.

Max Verstappen - Red Bull - GP Saudi-Bahrain 2025
Clive Rose via Getty Images

Ort des Fehlverhaltens entscheidet

Neu ist auch die Unterscheidung zwischen kontrollierten und unkontrollierten Umgebungen. Während Aussagen in offiziellen Formaten wie Pressekonferenzen weiterhin strenge Sanktionen nach sich ziehen, sollen spontane Äußerungen im Cockpit künftig weniger scharf beurteilt werden. Auch mildernde Umstände werden stärker berücksichtigt. Konkrete Leitlinien sollen für mehr Einheitlichkeit und Fairness bei der Strafbemessung sorgen.

Einen grundlegenden Kurswechsel gibt es bei Beleidigungen gegenüber Offiziellen: Sie werden künftig nicht mehr mit Geld-, sondern mit sportlichen Strafen belegt – etwa Punktabzügen oder Verwarnungen. Damit orientiert sich die FIA stärker an gängigen Standards anderer internationaler Sportorganisationen. Aussagen mit rassistischem oder diskriminierendem Inhalt ziehen weiter harte Strafen nach sich.

Die Rennkommissare behalten die oberste Entscheidungsgewalt darüber, welche Strafe bei einem Verstoß gegen den ISC verhängt wird. "Die heute angekündigten Änderungen werden dazu beitragen, den Sportsgeist zu wahren. Gleichzeitig geben wir unseren Kommissaren klare und faire Leitlinien, um gegen Personen vorzugehen, die den Sport in Verruf bringen könnten", sagte Bin Sulayem. Ziel bleibe es, den Motorsport offen und zugänglich für alle zu gestalten.

Max Verstappen - Red Bull - GP Saudi-Bahrain 2025
Mark Sutton via Getty Images

Russell nicht dankbar

Die Reaktion der Fahrer blieb nicht lange aus. George Russell hatte als einer der Direktoren der Fahrergewerkschaft (GPDA) schon in der Vergangenheit deutliche Worte gewählt. Auch zum letzten Vorstoß des FIA-Präsidenten äußerte der Mercedes-Pilot eine klare Meinung: "Wir hätten uns erst gar nicht in dieser Situation mit den neuen Regeln befinden dürfen. Jetzt muss wieder zurückgerudert werden. Wir freuen uns natürlich, wenn es wieder in die richtige Richtung geht. Es fühlt sich aber falsch an, sich jetzt für die Änderungen zu bedanken, wenn man das Ganze von Anfang an hätte vermeiden können."

Der Brite kritisiert vor allem, dass Bin Sulayem nie das direkte Gespräch mit den Fahrern gesucht hat: "Es gab keine Kommunikation mit hochrangingen FIA-Mitarbeitern. Das ist alles etwas komisch. Wir haben unsere Meinung klar geäußert. Es ist jetzt noch nicht ganz zu spät, aber man will auf der anderen Seite zumindest mal den Willen zum Dialog erkennen. Das sollte man doch erwarten können."

Auch Fernando Alonso äußerte sich nicht gerade euphorisch. Auf die Frage, ob die Halbierung der Strafen genug sei, antwortete der Doppel-Weltmeister: "Es ist besser. Aber am besten wäre es, diese Strafen gar nicht auszusprechen. Wir haben jetzt Richtlinien und Regeln, die wir respektieren müssen. In der Formel 1 gab es schon immer klare Regeln, vor allem auf Seiten der Technik. In den letzten Monaten gab es nun Regeln für die Fahrer. Das ist neu für uns. Wir werden versuchen, keine Strafe zu kassieren."