Tritt Sainz gegen den FIA-Präsidenten an?

Rallye-Weltmeister will FIA-Präsident werden
Sainz Sr. vs. Bin Sulayem

Zuletzt aktualisiert am 08.05.2025

Die Präsidentschaftswahlen der FIA werfen ihre Schatten voraus. Der ehemalige Rallye-Weltmeister Carlos Sainz Senior wird als potenzieller Herausforderer für das Amt des FIA-Oberhauptes genannt – ein Amt, das derzeit von Mohammed bin Sulayem bekleidet wird, der eine zweite Amtszeit anstreben dürfte. Doch der Weg zur Wahl ist alles andere als einfach, da die Verfahren und Anforderungen für einen Kandidaten vielfältig sind.

Alle vier Jahre wird die Spitzenposition des Automobil-Weltverbands gewählt. Die Generalversammlung, die den FIA-Präsidenten letztendlich bestimmt, setzt sich aus 245 Mitgliedsorganisationen weltweit zusammen. Diese Generalversammlung fungiert als das oberste Entscheidungsorgan der FIA und tritt jährlich zusammen. In diesen Sitzungen werden neben anderen Tagesordnungspunkten auch alle hochrangigen Amtsträger, einschließlich des Präsidenten, gewählt.

Die Wahl selbst findet jedoch nicht in einem einfachen Verfahren statt, sondern ist an spezifische Vorgaben und Mechanismen gebunden. So wird ein Kandidat nicht alleine aufgestellt. Vielmehr wird er gemeinsam mit einem Team von Stellvertretern und Vizepräsidenten präsentiert. Dies garantiert, dass verschiedene Schlüsselfunktionen sowohl im Sportbereich als auch im Bereich von Mobilität und Tourismus abgedeckt werden. Darüber hinaus müssen die vorgeschlagenen Kandidaten mindestens sieben Vizepräsidenten im Sportbereich und ebenfalls sieben für den Bereich Automobil, Mobilität und Tourismus benennen, um eine regionale Vielfalt zu gewährleisten.

Mohammed Bin Sulayem - GP USA 2023
Wilhelm

Wie funktioniert die Wahl?

Eine elementare Regelung bei der Wahl des FIA-Präsidenten betrifft das Alter der Kandidaten: Nur Personen unter 70 Jahren dürfen kandidieren, nachdem die Altersgrenze von zuvor 75 Jahren herabgesetzt wurde. Dies hatte direkte Auswirkungen auf potenzielle Herausforderer wie den britischen Motorsportmanager Dave Richards, der in der Vergangenheit ebenfalls an einer Kandidatur interessiert war, aber aufgrund der neuen Altersgrenze keine Chance mehr auf eine Wahl hatte.

Die eigentliche Wahl erfolgt in geheimer Abstimmung. Jedes Mitgliedsland kann bis zu 24 Stimmen abgeben – zwölf Stimmen für den Bereich Sport und zwölf für den Bereich Mobilität. Länder, die nur in einem dieser Bereiche über eine anerkannte Mitgliedsorganisation verfügen, haben entsprechend nur die Möglichkeit, zwölf Stimmen abzugeben. Die Stimmen werden dabei von der Rechtsabteilung der FIA ausgezählt und unter Aufsicht von benannten Beobachtern kontrolliert. Ein Kandidat muss im ersten Wahlgang eine absolute Mehrheit der Stimmen erhalten, um gewählt zu werden. Sollte dies nicht der Fall sein, erfolgt ein zweiter Wahlgang, bei dem eine einfache Mehrheit ausreicht.

Ein Blick auf die letzte Wahl im Jahr 2021 zeigt, wie dieses Verfahren in der Praxis funktioniert hat: Damals setzte sich Mohammed bin Sulayem mit 61,62 Prozent der Stimmen gegen seinen Herausforderer Graham Stoker durch. Er trat das Erbe von Jean Todt an. Bin Sulayem hatte sich bereits als 14-facher Rallye-Meister des Nahen Ostens einen Namen gemacht und eine Reihe von Führungspositionen innerhalb der FIA inne.

Doch seine Amtszeit verläuft nicht ohne Nebengeräusche: Kritiker äußerten wiederholt Bedenken hinsichtlich der Transparenz und seines Führungsstils, was zuletzt auch zum Abgang mehrerer hochrangiger Funktionäre führte – darunter auch Bin Sulayems eigener gewählter Vizepräsident für den Sportbereich, Robert Reid.

Carlos Sainz Sr. - Ferrari - Formel-1-Test - Bahrain - 23. Februar 2024
Motorsport Images

Sainz als Gegenspieler des FIA-Präsidenten

Für Carlos Sainz Senior, der sich nun als Gegenkandidat zu Bin Sulayem positioniert, sind die Hürden hoch, aber nicht unüberwindbar. Sainz, eine bekannte Größe im Motorsport, wird nicht nur als Rallye-Legende und Vater des Formel-1-Piloten Carlos Sainz Junior wahrgenommen, sondern auch als jemand, der tief in der Struktur des Motorsports verwurzelt ist.

Gegenüber Motorsport.com erklärte der zweifache Weltmeister, warum er jetzt den FIA-Posten anstrebt: "Es gibt viele Gründe. Ich war mehr als 40 Jahre lang Rennfahrer. Dieser Sport hat mir alles gegeben. Ich habe die Möglichkeit schon lange im Hinterkopf. Jetzt könnte der richtige Zeitpunkt in meiner Karriere gekommen sein, diesen Schritt zu wagen."

Sainz hat sich auch schon Gedanken gemacht, wie er das Amt ausführen würde: "Ich bin zuversichtlich, dass ich eine gute Arbeit abliefern und ein exzellentes Team zusammenstellen könnte, um dem Sport zurückzuzahlen, was er mir gegeben hat. Ich habe über die Jahre viel Erfahrung gesammelt und bin sicher, dass ich neue und interessante Impulse setzen kann, um den Sport und die automobile Welt weiterzuentwickeln."

Für Amtsinhaber Bin Sulayem wird der Wahltag am 12. Dezember dieses Jahres im usbekischen Taschkent ein richtiger Test. Die Bedenken hinsichtlich seiner Führungsweise und die Abgänge wichtiger Funktionäre warfen zuletzt einen Schatten auf seine Amtszeit. Die Frage lautet, ob er sich gegenüber einem renommierten Herausforderer wie Sainz durchsetzen kann. Und ob sich noch weitere Kandidaten aus der Deckung trauen.