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Vasseur zieht Ferrari-Bilanz
„Haben eine Reaktion gezeigt“

Frédéric Vasseur blickt zufrieden auf seine erste Saison als Ferrari-Teamchef zurück. Weil die zweite Saisonhälfte besser als die erste war. Bei einem Presse-Termin in Maranello wurde auch schon das Datum für die Präsentation des 2024er Autos verraten.

Frederic Vasseur - Formel 1 - 2023
Foto: Wilhelm

Frédéric Vasseur ist bei Ferrari angekommen. Obwohl er vor dem Saisonstart nur sechs Wochen Zeit hatte, das Universum Ferrari zu begreifen. Das ist gar nicht so einfach, wenn man als Ausländer ins höchste Amt des berühmtesten Rennstalls der Welt berufen wurde. Dem letzten, dem das gelungen ist, war Jean Todt. Der Franzose gewann vielleicht nicht die Herzen der Tifosi, aber ihren Respekt. Die Erfolge sprachen für sich.

Bei Vasseur deuten die nackten Zahlen erst einmal auf einen Rückschritt hin. Der Vize-Weltmeister von 2022 wurde in diesem Jahr nur Dritter. Aus 554 WM-Punkten wurden 406, aus vier Siegen einer. Und trotzdem ist die Bilanz positiv. Weil Vasseur etwas gelungen ist, was bei Ferrari schon lange nicht mehr der Fall war. Die zweite Saisonhälfte lief besser als die erste.

Unsere Highlights

Der 55-jährige Franzose scherzt: "Als ich zu Ferrari kam, haben mir alle gesagt: Ferrari wird gut in die Saison starten und dann nachlassen. Es kam genau andersherum."

Frederic Vasseur - Ferrari - 2023
Ferrari

Die Zahlen spiegeln nicht ganz die Stimmung bei Ferrari wieder.

Zweite Kraft in der zweiten Saisonhälfte

Und noch eine Weissagung ist nicht eingetreten. Die, dass Ferrari nicht mit Druck umgehen kann, dass die Mannschaft überreagiert, wenn es mal schlecht geht. "Als wir in Melbourne realisiert haben, dass wir dem Konzept des Autos nicht weiterkommen, sind alle ruhig geblieben. Das Team hat eine starke Reaktion gezeigt."

Die führte zunächst dazu, den SF-23 so weit zu entwickeln, wie es die Architektur des Autos zuließ. Und dann die Schwachstellen zu verstehen und zu lernen, wie man mit ihnen umgeht. Obwohl Ferrari nach der Sommerpause nur ein Upgrade an den Start brachte, waren die Italiener mit 215 Punkten das stärkste Team vor McLaren (199), Mercedes (162) und Aston Martin (84).

Es reichte in der Endabrechnung nicht mehr ganz zum Vize-Titel, "weil wir uns in der ersten Halbzeit", so Vasseur, "zu viele Defekte geleistet und auch nicht immer das Maximum aus dem Auto herausgeholt haben." Das änderte sich im Herbst der GP-Saison. "Wir haben die Probleme besser verstanden, haben uns mehr um jedes Detail gekümmert und das Auto auf der Strecke effektiver eingesetzt", sagt Vasseur. So gut, dass es zum Sieg in Singapur reichte und dass man manchmal sogar Max Verstappen ärgern konnte.

Der entscheidende Punkt ist laut Vasseur das neue Selbstvertrauen, das sich im Laufe des Jahres im Team gezeigt hat. "Wir waren in der zweiten Saisonhälfte viel aggressiver, haben uns was getraut und hatten keine Angst Fehler zu machen. Genau das ist die Kultur von Red Bull. Sie sind in jedem Bereich bewusst am Limit. Und da wollen wir auch hinkommen."

Robert Shwartzman - Ferrari - Formel 1 - Test - Abu Dhabi - 28. November 2023
xpb

In der zweiten Saisonhälfte konnte Ferrari sogar Red Bull ärgern.

Wenige Zehntel zwischen Himmel und Hölle

Im Verfolgerfeld hinter Red Bull haben wenige Zehntel oft einen riesigen Unterschied beim Resultat ausgemacht, weil sich Ferrari, Mercedes, McLaren und Aston Martin meistens immer genau in diesem Fenster bewegt haben. "In der ersten Saisonhälfte haben uns diese ein bis zwei Zehntel zu oft gefehlt. In der Zweiten waren sie dann meistens auf unserer Seite", vergleich Vasseur.

Das machte vieles einfacher. Zum Beispiel das Reifenmanagement. "Am Anfang mussten unsere Fahrer mit dem Auto kämpfen. Das strapaziert die Reifen. Als wir mehr Grip gefunden haben, war es einfacher, am Limit zu fahren. Das schont die Reifen. Ich weiß nicht, ob wir so viel beim Reifenmanagement gelernt haben. Wir wurden einfach schneller. Da geht vieles von selbst."

Auch die Strategie und die Boxenstopps sind plötzlich keine Angstpartie mehr. "Je weiter vorne zu fährst, desto weniger Fehler machst du. Rückblickend würde ich vielleicht nur den Versuch mit Charles (Leclerc) in Austin ein Einstopp-Rennen zu fahren in Frage stellen. Oft ist es auch so, dass du hinterher schlecht aussiehst, weil das Safety-Car für dich zum falschen Zeitpunkt auf die Strecke gekommen ist. Aber während des Rennens kann das keiner antizipieren."

Ferrari - Formel 1 - GP Italien - Monza - 31. August 2023
ams

Der 2024er-Ferrari soll am 13. Februar vorgestellt werden.

Präsentations-Termin steht fest

Das Ziel für 2024 ist einfach: "Besser sein als 2023." Ein Wunschresultat will Vasseur nicht nennen, weil alles relativ ist in diesem Sport: "Wenn wir eine Sekunde finden und Red Bull 1,2 Sekunden, dann ist das nicht genug. Andersherum hätten wir einen guten Job gemacht."

Damit die Lücke zu Red Bull schrumpft baut Ferrari ein "zu 95 Prozent neues Auto". Es wird am 13. Februar der Öffentlichkeit vorgestellt. Abergläubische, die sich an der 13 stören, haben bei Vasseur keine Chance: "Mir ist nur wichtig, dass wir genug Abtrieb haben. Das Datum ist mir egal. Wir wollten noch einen Tag mehr Luft vor der Abreise nach Bahrain haben."

Da die Regeln weitgehend stabil bleiben, baut Vasseur darauf, dass sich das Feld weiter zusammenschiebt. "Es wird sicher mit jedem Jahr schwerer für Red Bull werden, so eine Saison wie die abgelaufene zu wiederholen. Andererseits haben sie einen Lauf, und sie konnten sich früh auf das 2024er Auto konzentrieren."

Und was, wenn der Red Bull gar nicht so überlegen war wie viele glauben und Max Verstappen einfach nur seinen Kollegen das ein oder andere Zehntel voraus ist? Vasseur will sich nicht zu einer Antwort drängen lassen, die impliziert, dass es so sein könnte. "Man kann den Fahrer vom Auto nicht trennen. Wir können nicht sagen: Ohne Max hätte die Saison ganz anders ausgesehen. Fakt ist: Max ist da, er fährt das Auto und er hilft mit, es zu entwickeln und abzustimmen. Als müssen wir die Kombination Verstappen im Red Bull schlagen."

Charles Leclerc - Carlos Sainz - Ferrari - GP Italien - Monza - Formel 1 - Lackierung
Ferrari

Auf Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur kommen nun Verhandlungen mit den Fahrern zu.

Keine Eile bei Fahrerverträgen

Mit seinen eigenen Fahrern ist Vasseur zufrieden, auch wenn er sich in Vertragsverhandlungen nicht drängen lassen will. "Wenn man bedenkt, dass sich Mercedes dieses Jahr bis zum August Zeit gelassen hat, haben wir noch viel Zeit."

Charles Leclerc und Carlos Sainz haben nicht nur den Speed, sie ergänzen sich auch gut, zeigen eine gesunde Rivalität und sind echte Teamplayer, wie die eine oder andere Stallorder im Verlauf der Saison gezeigt hat. "Sie waren immer aus der Situation heraus geboren, und wir haben sie den Fahrern nach dem Rennen auch immer erklärt."

Für die Fahrer hat die Saison 2024 schon begonnen. Nachdem Leclerc und Saison nach dem Saisonfinale in Abu Dhabi, dem anschließen Testtag und einer PR-Tour durch Saudi-Arabien zurückgekehrt waren, ging es erst einmal in Maranello in den Simulator. "Sie waren von Anfang an in die Entwicklung des neuen Autos eingebunden", verrät Vasseur. Dafür haben sie jetzt bis zum 10. Januar frei.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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