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Durchbruch bei Ferrari?
Steigerung auch ohne Upgrades

In Sachen Rennpace zeigte sich der Ferrari in Montreal deutlich besser aufgestellt. Wie war die Steigerung möglich, obwohl das Team gar keine Upgrades dabei hatte? Teamchef Frederic Vasseur traute dem Braten noch nicht.

Carlos Sainz - Formel 1 - GP Kanada 2023
Foto: Wilhelm

Bisher hat sich das Bild bei Ferrari in dieser Saison immer geähnelt. Nach einem starken Qualifying ging es im Rennen regelmäßig rückwärts. Die Piloten konnten das Tempo der Konkurrenz über die Distanz nie mitgehen. In Barcelona fuhr Carlos Sainz im schnelleren der roten Rennwagen mit 45 Sekunden Rückstand auf Rang fünf ins Ziel. Charles Leclerc verpasste die Punkte komplett.

Doch nur zwei Wochen später in Montreal wirkte der SF-23 wie verwandelt. Schon im Freien Training rieb sich die Konkurrenz verwundert die Augen. Selbst im Red-Bull-Lager kam plötzlich etwas Nervosität auf. Ferrari legte starke Longruns auf den Asphalt. Vor allem die Konstanz war beeindruckend. Hier lag zuvor das große Problem.

Unsere Highlights

Am Rennsonntag in Montreal konnten die Piloten den guten Eindruck bestätigen: "Der Sonntag war positiv. Wir hatten zuvor ja schon einen guten Freitag. Leider war der Samstag dieses Mal etwas schwieriger", fasste Teamchef Frederic Vasseur das Kanada-Wochenende zusammen. "Wir sollten aber noch nicht zu viel in dieses Wochenende interpretieren. Montreal ist eine spezielle Strecke. Aber wir gehen zumindest in die richtige Richtung."

Frederic Vasseur - GP Kanada 2023
Ferrari
Nach der Quali-Pleite konnte Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur am Ende doch noch ein positives Wochenend-Fazit ziehen.

Krisensitzung in Maranello

Das Qualifying hatte die gute Stimmung im Scuderia-Lager ordentlich verhagelt. Mit dem Regen kam Ferrari ins Schwimmen. Die Konfusion um die Reifenwahl im Q2 bei Leclerc war auch am Sonntag noch ein Thema. Der Pilot hatte sich lautstark beklagt, dass seine Ingenieure nicht auf ihn gehört hatten und Ferrari am Kommandostand mal wieder die falsche Entscheidung traf.

Vasseur kündigte an, dass man das Qualifying am Dienstag in Maranello noch einmal aufarbeiten werde. "Unsere Pace war mega, aber am Ende sind die Startplätze zehn und elf herausgekommen. Da muss also etwas schiefgelaufen sein."

Der Franzose äußerte Verständnis für den Ärger des Piloten, nahm aber auch die Ingenieure in Schutz: "Das Bild, das ein Fahrer zehn Sekunden nach der Quali hat, ist nicht immer das beste. Wir haben das mit ihm diskutiert. Als er das ganze Bild kannte, hat er sich schnell beruhigt. Wir wollten unbedingt eine Rundenzeit fahren, weil der Regen kam. Mit einem Boxenstopp und zwei Aufwärmrunden der Slicks hätte es fünf Minuten bis zur ersten fliegenden Runde gedauert."

Charles Leclerc - Formel 1 - GP Kanada 2023
xpb
Im Parallelfug zogen Leclerc und Sainz im Rennen ihre Runden. Das Ferrari-Duo zeigte gutes Teamwork.

Comeback mit Alternativ-Strategie

Am Sonntag machte Ferrari am Kommandostand dann alles richtig. Während die Konkurrenz in der Safety-Car-Phase nach dem Russell-Crash geschlossen zum Boxenstopp abbog, ließ man beide Autos draußen. "Die Fahrer haben uns gesagt, dass sie feststecken und ihre Pace eigentlich viel besser ist. Sie wollten unbedingt aus dem Verkehr raus. Auf den Boxenstopp zu verzichten, war die einzige Chance. Das war ein kleiner Poker. Hätte es 15 Runden später noch ein Safety-Car gegeben, wäre die Aufgabe deutlich schwerer geworden", gibt Vasseur zu.

Doch dieses Mal ging die Taktik auf. Leclerc und Sainz fuhren den notwendigen Vorsprung raus, um den eigenen Reifenwechsel in den Runden 39 und 40 ohne Platzverlust abzuspulen. In der entscheidenden Phase ordnete die Teamführung einen Nichtangriffspakt an. "Zu diesem Zeitpunkt ging es darum, Tempo zu machen. Wir durften keine Zeit mit internen Kämpfen verlieren. Wir mussten vor dem Boxenstopp eine Lücke zu Ocon und Norris rausfahren. Da wäre es dumm, wenn wir gegeneinander gefightet hätten. Das hätte beide verlangsamt", so Vasseur.

Grundlage für die Plätze vier und fünf und den Sieg gegen Sergio Perez war am Ende die starke Longrun-Pace des Autos. "Im letzten Teil des Rennens waren wir in einer vergleichbaren Situation wie Alonso – mit den gleichen Reifen und einer ähnlichen Stintlänge. Da lagen wir über 30 Runden in einer Sekunde", rechnete der Teamchef vor. "Natürlich kann man sagen, dass Verstappen vorne nicht alles gegeben hat. Aber im Vergleich zur Situation vor zwei, drei Rennen war das schon deutlich besser. Wir sind mit dem Rückstand ins Ziel gekommen, den wir schon zu Beginn hatten."

Charles Leclerc - Formel 1 - GP Kanada 2023
xpb
Waren die starken Montreal-Longruns schon die Trendwende oder nur ein Strohfeuer?

Nächste Upgrades in Spielberg

Auch die Fahrer äußerten sich zufrieden: "Die Pace war stark. Mit besseren Startpositionen hätten wir mit Mercedes und Aston kämpfen können", ist sich Sainz sicher. Kollege Leclerc fügte an: "Das war das bestmögliche Ergebnis. Wir konnten das gute Gefühl vom Freitag bestätigen. Auf allen Reifen hatten wir eine sehr gute Pace."

Doch wie war diese Verwandlung möglich? In der Upgrade-Liste der FIA war Ferrari in Montreal das einzige Team ohne Einträge. Das Geheimnis muss als im Streckenlayout oder dem Setup liegen. Wie man hört, sollen Leclerc und Sainz schon beim Pirelli-Reifentest in Barcelona eine deutlich bessere Abstimmung gefunden haben, als beim Rennen wenige Tage zuvor. Das Auto sei damit konstanter über die Distanz. Und es reagiert berechenbarer auf Änderungen.

"Wir versuchen das Auto so weiterzuentwickeln, dass es konstanter und leichter zu fahren ist", erklärt Vasseur. "Nach nur einem guten Rennen kann man aber noch keine Entwarnung geben. In Barcelona waren wir im Rennen auch schon nicht so weit weg. Charles hatte auf dem ersten Satz harter Reifen Probleme, im letzten Stint lief es plötzlich besser. Das war schwer zu verstehen."

In zwei Wochen erhofft man sich nun die Antwort, ob Montreal nur ein Ausreißer oder schon die Trendwende war. Zum Red-Bull-Heimspiel in Spielberg wird man in Maranello auch wieder ein paar Upgrades produzieren. "Wir bleiben bei unserem Plan. Wir gehen bei der Weiterentwicklung des Autos Schritt für Schritt vor. Ich bin nicht der Fan von großen Pakten", so Vasseur.

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