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Ferrari muss sich Sorgen machen
Wirklich nur eine Frage des Setups?

GP Bahrain 2023

Die Niederlage von Bahrain muss ein Weckruf für Ferrari sein. Red Bull war der Scuderia fast in allen Beziehungen überlegen. Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur versuchte dennoch, Ruhe auszustrahlen. Im Gegensatz zu Mercedes-Rennleiter Toto Wolff hielt der Franzose keine Brandrede.

Perez - Leclerc - Formel 1 - GP Bahrain 2023 - Rennen
Foto: Wilhelm

Red Bull ohrfeigte in Bahrain seine beiden Erzrivalen. Die Reaktion hätte nicht unterschiedlicher ausfallen können. Während Mercedes-Teamchef Toto Wolff davon sprach, dass praktisch alles schlecht gewesen sei, verabreichte Ferrari-Capo Frederic Vasseur den Tifosi ein paar Beruhigungspillen. Die beiden Kumpels gingen unterschiedlich mit der Pleite um. Mercedes will seinem Konzept abschwören, Ferrari glaubt weiter an die Philosophie.

Ein Ausfall, ein vierter Platz und nur zwölf WM-Punkte: Die Ferrari-Fans können eigentlich nur hoffen, dass es diese Saison umgekehrt zum Vorjahr läuft. Vor zwölf Monaten war das rote Auto das schnellste in Bahrain. Man feierte einen Doppelsieg und stürzte später in der Saison ab. Ferrari vergaloppierte sich: in der Entwicklung und bei der Standfestigkeit. Aus einem Allrounder machten die Ingenieure einen Reifenfresser. Jetzt hagelte es eine krachende Niederlage zu Beginn. Red Bull siegte im Duett, während das spätere Weltmeister-Team 2022 in Bahrain mit beiden Autos kurz vor Schluss gescheitert war.

Unsere Highlights
Frederic Vasseur - Ferrari - GP Bahrain 2023
Wilhelm
Frederic Vasseur musste die erste Schlappe als Ferrari-Teamchef erklären.

Ferrari mit alten Baustellen

Vasseur beugt dem Panik-Orchester vor: "Ich habe es dem Team vor dem Test gesagt, und auch nach dem Rennen: Diese Weltmeisterschaft wird nicht in Bahrain gewonnen oder verloren." Doch Ferrari verlässt Bahrain mit einem großen Rückstand. In der Qualifikation kann man Red Bull herausfordern. Im Rennen verliert man pro Runde zwischen einer halben und einer Sekunde. Die alte Baustelle, das Reifenmanagement, ist immer noch offen.

Zwar redet sich Ferrari ein, dass man sich Ende 2022 bereits in dieser Beziehung verbessert habe, und auch mit dem neuen SF-23. Allerdings operiert Red Bull bei der Behandlung der Pirellis auf einem anderen Planeten. "Das ist keine Frage des Konzepts, sondern eine Frage des Setups. Ich habe noch nie in meiner Karriere erlebt, dass ein Auto nur auf eine Runde schnell ist, und es im Rennen nicht sein kann", erzählt Vasseur. Warum aber quält sich der konstruktiv ähnliche Haas VF-23 mit den gleichen Problemen herum?

Ferrari will mit kontinuierlichen Updates die Lücke zu Red Bull verkleinern. "Ich bin überzeugt von den Entwicklungen, die wir für das Auto vorbereiten." Über den Winter wurde der Abstand nach vorne aber erst einmal größer. Red Bull steigerte sich verglichen mit der Bahrain-Quali 2022 um 0,973 Sekunden. Der Ferrari SF-23 ist "nur" um 0,558 Sekunden schneller als der alte F1-75.

Red Bulls Effizienz besser

In der Qualifikation hätte Ferrari Red Bull die Pole Position streitig machen können, wäre Charles Leclerc zum Schluss von Q3 mit einem weiteren Soft-Reifen ausgerückt. Vasseur ist überzeugt: "Wir hatten ihre Pace." Ferrari sparte sich den C3-Satz aber lieber auf – in der Hoffnung, damit im Rennen punkten zu können. Doch gegen Red Bull war man chancenlos. Bis zum ersten Boxenstopp distanzierte Sieger Max Verstappen das rote Auto mit der Startnummer 16 um 8,7 Sekunden. In zwölf Runden, trotz frischer Reifen.

Bis zum zweiten Stopp in Runde 32 vergrößerte Verstappen den Abstand auf 22,2 Sekunden. Sergio Perez zog an Leclerc vorbei. Red Bull fuhr zweimal mit angefahrenen Softs, Ferrari brauchte zwei Garnituren der härtesten Mischung, um es über die Distanz zu schaffen. "Soft-Soft-Hart wäre für uns nicht möglich gewesen", räumte der Teamchef ein.

Ferrari hat weiter ein Effizienz-Problem. Man ist zwar schneller geworden auf den Geraden, doch die Roten erkaufen sich diesen Vorteil, und büßen in den Kurven. Ferrari operierte in Bahrain mit einem kleineren Heckflügel. Red Bull konnte sich den Luxus leisten, hinten mehr Abtrieb draufzupacken, und war trotzdem schnell geradeaus. Ferrari hält nur in den schnellen Kurven mit. In den langsamen und mittelschnellen Ecken verliert man auf Red Bull.

Charles Leclerc - Ferrari - GP Bahrain 2023
Wilhelm
Reifenmanagement, Speed und Zuverlässigkeit: Ferrari braucht Antworten auf viele Fragezeichen.

Viel Arbeit für Ferrari

Einsatzleiter Jock Clear hebt die positiven Aspekte hervor: "Dass wir beim Topspeed zugelegt haben, ist allein aus psychologischer Sicht für den Fahrer wichtig. Es schüchtert ein, wenn dein Hintermann auf den Geraden ein paar km/h schneller ist. Wenn du selbst schneller bist, musst du dich vor den Bremspunkten nicht fürchten. Und du kannst andersherum auch besser attackieren."

Doch was bringt es, wenn man dafür im Rennen ein langsameres Tempo anschlagen muss? Wenn das Auto die Reifen strapaziert, statt sie wie der Red Bull zu schonen. Milton Keynes hat die Tücken der Aerodynamik und der Reifen entschlüsselt, Ferrari nicht. Vasseur glaubt, dass Bahrain den wunden Punkt besonders stark offengelegt hat. "Diese Strecke ist extrem mit dem Asphalt und den vielen Beschleunigungszonen. Sie potenziert Probleme."

In Jeddah könne es schon wieder anders aussehen. Die Strecke von Saudi-Arabien beansprucht mehr den Vorderreifen. Die Teams müssen entsprechend mit dem Setup reagieren. Ferrari sollte allerdings schleunigst daran arbeiten, auch auf Strecken mithalten zu können, die den Hinterreifen fordern. Wer eine WM gewinnen will, muss seine Qualitäten überall zeigen.

Sainz leidet mehr

Carlos Sainz leidet mehr als der Teamkollege, wenn auf Strecken wie in Bahrain den hinteren Reifen das Leben ausgesaugt wird. Mit jeder Runde wird die Hinterachse schwächer, und das Übersteuern größer. Gift für den Spanier, kein Problem für Leclerc. Der Monegasse mag ein loses Heck. Doch Ferrari muss ihm ein besseres Paket an die Hand geben, wenn er die Red Bull herausfordern soll.

Den größeren Heckflügel mit nur einer Stelze packte Ferrari nach den Trainings wieder ein. Er wackelte im Wind, als ob es keine Befestigung gäbe. Ferrari hat ihn viel zu flexibel ausgelegt. "Im Windkanal kannst du Vibrationen nicht nachstellen", entschuldigte Clear. "Wir wollen ihn so schnell wie möglich einsatzbereit haben", ergänzt der Teamchef.

Ansonsten aber passe alles, was bisher aus der Fabrik kam. "Das Auto macht genau das, was wir wollen. Es gibt keinen Bereich, der uns dazu nötigt, nochmal in den Windkanal zu gehen", so Clear.

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