Auf eine schnelle Quali-Runde muss McLaren zittern. Der kleinste Fehler reicht aus, um die Pole-Position zu verlieren. Zum dritten Mal nach Suzuka und Jeddah zieht Max Verstappen seinen Nutzen daraus. In den ersten beiden Fällen konnte man es noch auf das Streckenlayout schieben. In Suzuka und Jeddah gibt es hauptsächlich schnelle und flüssige Kurven.
Das Miami Autodrome ist anders. Nur der erste Sektor ist Red-Bull-Land. Dann folgen fast ausschließlich enge Kurven, in denen man das Auto stark drehen muss. Nicht gerade die Spezialdisziplin von Red Bull. Bis zum Q2 passte das Bild. Verstappen fuhr im ersten Sektor allen davon. Die McLaren holten in den beiden anderen Abschnitten den Rückstand wieder auf.
Nur im Q3 war alles anders. Zum ersten Mal verlor Verstappen in der zweiten Streckenhälfte weniger Zeit, als er am Anfang der Runde gutmachte. Das hatte drei Gründe. Verstappen gelang bis auf einen kleinen Wackler in Kurve 1 eine fast perfekte Runde. Lando Norris und Oscar Piastri streuten zu viele Fehler ein.

Max Verstappen konnte nach der Sprint-Pleite wieder jubeln.
Ungewöhnliches Ergebnis
Das letzte Feintuning am Setup von Red Bull minimierte den Schaden in den langsamen Kurven. Am meisten aber halfen die Asphalttemperaturen, die zum Ende der Session von 44 auf 38 Grad gefallen waren. McLaren konnte seine Stärke, die Reifen über die ganze Runde im Fenster zu halten, nicht so ausspielen wie im Q2. Die Gegner mussten dafür weniger leiden.
Bei den minimalen Abständen im Feld bestimmt der jeweilige Zustand der Reifen die Rundenzeit. Kleinigkeiten haben große Wirkung. Ist der Reifen zu kalt oder zu heiß, provoziert das Fehler. Verstappen, Piastri und Antonelli in der ersten Kurve. Russell, Norris und Hamilton in der Haarnadel am Ende der Gerade. Wenn dann wie bei Andrea Kimi Antonelli nur 0,067 Sekunden auf die Bestzeit fehlen, ist es doppelt ärgerlich. "Ich war in der ersten Kurve zu gierig."
Immerhin reichte es für den Rookie erneut, das Teamduell bei Mercedes für sich zu entscheiden. George Russell fährt nur von P5 los: "Eigentlich war das Qualifying diese Saison meine Stärke. Aber was auch immer bisher so gut funktioniert hat, funktioniert hier in Miami irgendwie nicht. Kimi hat einen super Job erledigt. Er fährt etwas anders als ich. Damit kommen die Reifen offenbar in ein besseres Fenster. Ich habe kein Vertrauen gefunden. Es ging von einem Extrem ins andere. Es war das schlechteste Qualifying des Jahres. Am Ende Platz fünf – das hätte noch schlimmer kommen können."

Lewis Hamilton hätte sich eine andere Reifentaktik gewünscht.
Gebrauchte Reifen schneller als frische?
Manchmal wird es richtig kompliziert, wie im Fall von Ferrari. "Wir waren auf gebrauchten Reifen schneller als auf neuen", rätselte Teamchef Frédéric Vasseur. Lewis Hamilton sah die Sache etwas anders. Er hätte im Q2-Abschnitt gerne zwei Mal neue Pirellis gehabt, statt nur beim zweiten Run. "Wenn wir schon Probleme haben, in das Q3 einzuziehen, wäre es wohl besser, es zweimal mit frischen Reifen zu probieren. Das müssen wir nochmal besprechen."
Charles Leclerc konnte die Kohlen auf Rang acht auch nicht aus dem Feuer holen: "Heute war irgendwas komisch. Das müssen wir analysieren. Ich war komplett außerhalb des Fensters des Autos unterwegs. Vom Q1 bis zum Q3 mussten wir viele Änderungen vornehmen. Das ist ungewöhnlich. Es hat sich aber nie gut angefühlt. Es tut weh, wenn man sein Bestes gibt und das Beste in einem Ferrari nur P8 ist."
Der Monegasse verlor allein in der ersten Kurve vier der sieben Zehntel auf die Konkurrenz. Im letzten Sektor fuhr der Monegasse Bestzeit. Es ist nicht das erste Mal, dass Ferrari sich mit diesem Problem herumschlägt. "Auch in Jeddah haben wir in der ersten Kurve drei Zehntel hergeschenkt", verrät Vasseur.
Das spricht klar dafür, dass die Reifen zu langsam auf Temperatur kommen. In der Qualifikation ist das der Killer. Im Rennen kann es ein Joker sein, weil das die Abnutzung der Reifen über die Distanz reduziert. Dann ist ein Ferrari fast so gut wie die McLaren. Der Unterschied ist, dass die Papaya-Rennen beides können. Die Reifen schnelle anzünden und über die Distanz am Leben halten.