MISSING :: structure.inactiveTabOverlay
{"irCurrentContainer":"26536577","configName":"structure.inactiveTabOverlay"}
MISSING :: ads.vgWort
{"irCurrentContainer":"26536577","configName":"ads.vgWort"}

Ferraris Alptraum-Saisonstart
Null Punkte trotz Steigerung

Die Saison will für Ferrari nicht so richtig beginnen. Nach drei Rennen hat der WM-Vierte gerade einmal 26 Punkte auf dem Konto. Ferrari ist aber besser als es der Punktestand vermittelt, doch keiner weiß wie gut. Nicht einmal Ferrari selbst.

Charles Leclerc - GP Australien 2023
Foto: xpb

Vor einem Jahr hing Ferraris Himmel nach den ersten drei Grands Prix voller Geigen. Die Scuderia lag mit zwei Siegen und 104 WM-Punkten einsam an der Spitze der WM-Wertung. Zwölf Monaten später ist Ferrari nur Vierter. Nach der Nullrunde von Melbourne befinden sich gerade einmal 26 Zähler auf dem Konto. Auf dem Papier sieht es so aus, dass der Vize-Weltmeister von Red Bull, Aston Martin und Mercedes deutlich abgehängt wurde und sich eher nach hinten als nach vorne orientieren muss.

Unsere Highlights

Doch der Eindruck täuscht. Ferrari ist besser als es die Zahlen zeigen, war jedoch bis jetzt kein einziges Mal in der Lage das Potenzial des Autos voll abzurufen. Immer kommt irgendetwas dazwischen. Immer gibt es einen Grund, warum das Auto nicht so schnell ist, wie es sein könnte. Das wahre Potenzial ist weiter unbekannt. Weil es noch nie gezeigt wurde.

Charles Leclerc - GP Australien 2023
Ferrari
Schon im Qualifying konnte Ferrari nicht das volle Potenzial zeigen.

Reifen nicht im Fenster am Samstag

Teamchef Frédéric Vasseur forderte in Jeddah, dass man alle drei Tage eine gute Form zeigen müsse. Es blieb bei der Forderung. Auch in Melbourne lief es wieder nicht rund. Ausgerechnet in der Paradedisziplin Qualifikation. Da hatte man ein Setup gefunden, dass die weichen Reifenmischungen schützt, die harten C2-Gummis aber genug fordert. Und dann stolperte man ausgerechnet im Kampf um die Startplätze über das Aufwärmen der Reifen.

Das beste Auto sieht in Melbourne schlecht aus, wenn man es nicht schafft, die Reifen in ihr Fenster zu bringen. Wie schwierig das ist, zeigten die unterschiedlichen Aufwärmprozesse. Von einer bis drei Aufwärmrunden mit einer Verschnaufpause zum Laden der Batterie war alles dabei. Ferrari entschied sich für zwei Vorbereitungsrunden, wobei Charles Leclerc sich in der Lage fühlte, die Reifen schon nach einer Runde im Wohlfühlbereich zu haben.

Und dann bremste eine Winzigkeit beide Ferrari-Piloten aus. Die Ankündigung "Regen" am Funk brachte ausgerechnet in der Schlussphase des Q3 Druck in die Partie. Weil nur noch vier Minuten auf der Uhr waren, entschied sich Leclerc sofort auf die schnelle Runde zu gehen. Mit dem Ergebnis, dass im ersten Sektor zwei Zehntel liegenblieben, weil die Reifen noch nicht bereit waren.

Carlos Sainz blieb dem alten Plan treu, lief aber in seiner zweiten Vorbereitungsrunde auf Fernando Alonso auf und musste später noch Leclerc überholen, so dass auch seine Runde nicht das brachte, was der SF-23 bei optimalen Reifentemperaturen kann. Die Quittung waren die Startplätze fünf und sieben, die nach Meinung des Teams auch zwei und drei hätten sein können.

Charles Leclerc - GP Australien 2023
xpb
Das Rennen von Charles Leclerc war nach drei Kurven beendet.

Rennspeed stimmt

Die Wiedergutmachung im Rennen ging gründlich in die Hose. Leclerc lag schon nach einem Kilometer im Kiesbett. Es war die Strafe dafür, nicht aus den ersten beiden Reihen zu starten, sondern aus dem engen Mittelfeld. Da entstehen dann schnell Situationen, aus denen man nicht mehr rauskommt.

Lance Stroll drückte Leclerc in Kurve 3 von der Bahn, doch der Ferrari-Pilot gab dem Kanadier keine Schuld. "Alonso musste innen früh bremsen. Ich lag außen neben Lance. Er hatte keine Chance, aus der Falle zu kommen. Wenn er eingelenkt hätte, hätte er Fernando getroffen. So traf er mich."

Carlos Sainz folgte den Mercedes und Max Verstappen, als ein Safety-Car in Runde 7 mit einem Gratis-Boxenstopp winkte. Mercedes und Ferrari griffen für Russell und Sainz zu. Es wäre die richtige Entscheidung gewesen, hätte nicht eine Runde später die rote Flagge den schönen Plan zunichtegemacht.

Sainz nahm das Rennen an elfter Stelle wieder auf, überholte sieben Konkurrenten und tauchte in der 25. Runde erneut an vierter Stelle auf. Von da an waren vorne die Positionen eingemauert. Mercedes, Aston Martin, Ferrari und Alpine neutralisierten sich mit ähnlichen Rundenzeiten. Vasseur freute sich: "Wir haben auf den harten Reifen den Speed und die Konstanz gezeigt, die wir in Jeddah vermissen ließen."

Die Strafe für Sainz für das Umdrehen von Alonso beim zweiten Re-Start machte alles kaputt. Der Spanier empfand die fünf Sekunden als "die unfairste Strafe, die ich je bekommen habe."

Frederic Vasseur - GP Australien 2023
Ferrari
Ferrari-Teamchef Frederic Vasseur bleibt ruhig. Der Franzose hofft, dass die kommenden Upgrades die Wende einleiten.

Ruhe bewahren in unruhigen Zeiten

Ferraris Capo Vasseur muss auch aus der größten Niederlage das Positive herauspicken. Er braucht Ruhe im Team, um wieder zur Normalform zurückzufinden. Deshalb will er auch nicht darauf schauen, was den Red Bull so schnell macht. "Wir müssen uns auf uns konzentrieren und unser Paket maximal nutzen. Dann können wir nach vorne schauen."

In der Stunde der Not braucht die Mannschaft Selbstvertrauen. Alle Mitbewerber haben schon ein Podium. Nur Ferrari wartet noch auf den ersten Pokal. Das drückt auf die Moral. "Das Resultat in Australien spiegelt nicht wider, dass wir als Team Fortschritte gemacht haben, weil wir auf allen Reifenmischungen schnell waren", beharrt Vasseur.

Wie gut der SF-23 wirklich ist, weiß keiner. Dazu müsste Ferrari mal ein Wochenende haben, in dem alles nach Plan läuft. Auf eine Runde ist der Ferrari wahrscheinlich immer noch das zweitschnellste Auto, wenn man wegen der Sorge um die Reifen nicht zu große Setup-Kompromisse eingehen muss. Und diese Sorge fährt ab dem ersten Freitagstraining mit. Genauso wie die Angst vor weiteren Schäden im Antrieb.

Mit der Fahrzeugabstimmung will Ferrari Fortschritte gemacht haben. Jeddah und Melbourne sind allerdings nicht die ultimativen Prüfsteine, um das nachzuweisen. Baku in vier Wochen ist einer. Dann geht es wieder darum die Hinterreifen am Leben zu halten, was in Bahrain weder Ferrari noch Mercedes gelungen ist. "Für uns kommen die vier Wochen Pause im richtigen Moment", atmet Leclerc auf. "Das gibt uns Zeit für Upgrades."

Ferrari braucht die Wende. Dass sie an einem Sprint-Wochenende mit möglicherweise einem neuen Qualifikationsformat stattfinden muss, macht die Aufgabe nicht einfacher. Das eröffnet wieder viele Möglichkeiten Fehler zu machen. Für Ferrari wird der vierte Grand Prix des Jahres deshalb zu einem entscheidenden Rennen. Weitere Beruhigungspillen werden die Tifosi nicht mehr akzeptieren.

Die aktuelle Ausgabe
AUTO MOTOR UND SPORT 21 / 2024

Erscheinungsdatum 26.09.2024

148 Seiten