Ferrari setzt Hamilton im Januar ins Formel-1-Auto

Ferrari-Präsentation am 19. Februar 2025
Wann fährt Hamilton Ferrari?

Veröffentlicht am 19.12.2024

Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur blickt mit gemischten Gefühlen auf die Saison 2024 zurück. Einerseits war es das erfolgreichste Jahr seit 2008, andererseits fehlten nach 24 Rennen nur 14 Punkte auf den Konstrukteurs-Weltmeister McLaren. 14 Punkte, das können die Nullrunde in Montreal gewesen sein, die Pannen in der Qualifikation zum GP Singapur und natürlich das fehlgeschlagene Unterboden-Upgrade von Barcelona.

Ferrari ist seit dem letzten Titelgewinn 2008 zwar auch 2012, 2015, 2017, 2018, 2019 und 2022 Vize-Weltmeister geworden, doch nie war der Abstand zur Spitze so klein wie diesmal. Und die Steigerung zur Vorsaison so groß. Von einem auf fünf Siege. Von neun auf 22 Podestplätze, von 406 auf 652 Punkte. Das ist eine um 62 Prozent größere Ausbeute. Nur bei den Pole-Positions ging die Zahl von sieben auf vier zurück. Der Ferrari SF-24 hatte seine Stärken am Sonntag. Sein Vorgänger war ein Minutenbrenner für eine Runde.

Lewis Hamilton - Mercedes - GP Abu Dhabi 2024 - Yas Marina - Formel 1
Motorsport Images

Hamilton-Test im 2023er-Auto

Am Montag nach dem Finale in Abu Dhabi begann für Ferrari die Zukunft. Auf einen wichtigen Baustein im Puzzle wartet Maranello noch. Wegen Lewis Hamiltons Abschiedstour nach zwölf Jahren Ehe mit Mercedes hatte man sich darauf geeinigt, dass die Arbeit des siebenfachen Weltmeisters bei Ferrari am 1. Januar beginnt.

Wann genau der Rekord-Weltmeister zum ersten Mal einen roten Overall trägt und zum Kennenlernen in den 2023er-Ferrari einsteigt, steht noch nicht fest. Es wird ein Tag im Januar sein. "Wir sind auch ein bisschen vom Wetter abhängig", heißt es bei Ferrari vorsichtig.

Zur Auswahl stehen Fiorano, Mugello und Imola. Alles in kürzester Zeit zu erreichen. Doch nicht so leicht zu organisieren. Die sogenannten TPC-Tests in alten Formel-1-Autos müssen 72 Stunden vorher bei der FIA angemeldet werden.

Ferrari weiß, dass an diesem Tag jeder Tifosi in der Nähe der jeweiligen Strecke auf den Beinen sein wird. Man weiß auch, dass diese Termine schwer geheim zu halten sind. Wenn Hamiltons Privatjet in Bologna landet, glüht der Flurfunk.

Charles Leclerc - Ferrari - GP Abu Dhabi 2024 - Yas Marina - Formel 1
xpb

Zwei Präsentations-Termine in 24 Stunden

Zwei andere Termine stehen dagegen schon fest. Am 18. Februar wird Ferrari seine neue Lackierung und die beiden Fahrer bei der großen Formel-1-Show in der Londoner O2-Arena präsentieren. Jedes Team hat sieben Minuten Zeit, Werbung für sich selbst zu machen. Vasseur und die beiden Fahrer werden noch in der Nacht nach Italien zurückfliegen. Schon am 19. Februar ist die Präsentation des 2025er-Autos in Fiorano geplant. Danach dann volle Konzentration auf die neue Saison.

Hamilton hat bis zum ersten Training in Melbourne am 14. März genau 73 Tage Zeit, sich an das Team und das neue Auto zu gewöhnen. Nicht gerade viel, und doch macht sich Vasseur keine Sorgen: "Lewis ist ja nicht gerade ein Rookie, der so etwas zum ersten Mal macht."

Vasseur verlangt von seinem neuen Superstar weder, dass er Italienisch lernt, noch dass er sich in der Nähe von Maranello eine Wohnung nimmt. Auch bei Ferrari ist die Amtssprache Englisch, und sein eigenes Italienisch könnte ja auch ein bisschen besser sein, nimmt sich Vasseur selbst in die Pflicht.

Lewis Hamilton & Frederic Vasseur - Formel 1 - 2023
Motorsport Images

Keine Mercedes-Kopie bei Ferrari

Eines will der 56-jährige Franzose auf jeden Fall vermeiden. "Es wäre falsch, wenn wir die Verhältnisse von Mercedes kopieren und alles nur rot anmalen. Wir müssen unseren eigenen Weg mit Lewis finden." Deshalb hat Ferrari auch nicht versucht, Hamiltons Entourage mit abzuwerben. Die Ingenieure, die das Auto mit der Startnummer 44 betreuen werden, stehen schon fest, aber der Capo verrät sie noch nicht.

Vasseur und Hamilton kennen sich bereits seit 2005, als der Engländer je eine Saison Formel 3 und Formel 2 bei Vasseurs Teams ASN und ART bestritt. "Seitdem sind wir in ständigem Kontakt", verrät Vasseur. "Wir hatten aber mit Rücksicht auf Mercedes für die abgelaufene Saison vereinbart, dass wir uns nicht über technische Belange unterhalten."

Dass Hamilton 2024 das Duell gegen George Russell verloren hat und zuletzt die ein oder andere Schwäche zeigte, stört seinen Mentor nicht. "Ich habe nicht den geringsten Zweifel an der Klasse von Lewis. Bei den Rennen in Las Vegas und Abu Dhabi hat er aufblitzen lassen, was er kann."

Hamilton war noch in Wartestellung, da stattete sein Vorgänger am 17. Dezember dem Team seinen letzten Besuch ab. Ferrari verabschiedete Carlos Sainz nach vier Jahren mit Stil. Der Spanier durfte noch einmal den 2022er-Ferrari in Fiorano fahren und dann das Lenkrad an seinen Vater abtreten. Sainz senior ließ es fliegen, und baute sogar einen Dreher in seine Formel --Premiere mit ein. "Wir verdanken Carlos viel, nicht nur die vier Siege. Es war keine leichte Saison für ihn, mit dem Wissen, dass im nächsten Jahr ein anderer kommt. Er hat sie trotzdem großartig gemeistert", lobte Vasseur.