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Krachende Pleite für Ferrari
„Red Bull einfach das schnellere Auto“

So sehr wie in Spa-Francorchamps ist Ferrari diese Saison noch nicht unter die Räder gekommen. Laut Teamchef Mattia Binotto kamen mehrere Faktoren zusammen, die am Ende zu einer krachenden Niederlage führten. In Zandvoort soll es schon wieder besser aussehen.

Carlos Sainz - GP Belgien 2022
Foto: Motorsport Images

Die Weltmeisterschaft ist verloren. Das war den meisten Ferrari-Fans wahrscheinlich schon vor der Sommerpause klar. Doch während man sich bei dieser Erkenntnis bisher nur auf den WM-Stand beziehen konnte, gibt nun auch noch die Leistung auf der Strecke Anlass zur Sorge. Vor wenigen Wochen hatte Binotto angekündigt, alle Rennen nach der Sommerpause gewinnen zu wollen. Doch so weit wie in Spa war der Sieg für die roten Autos dieses Jahr noch gar nicht entfernt.

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Im Ziel fehlten Carlos Sainz im schnelleren der beiden Ferrari fast 27 Sekunden auf Max Verstappen. Dabei muss man berücksichtigen, dass am Start elf Autos zwischen den beiden lagen, die der Red Bull erst einmal hinter sich lassen musste. Das dauerte gerade einmal 18 Runden. Dann konnte Verstappen in den Cruise-Modus schalten und das Material schonen. Trotzdem wurde der Vorsprung immer weiter ausgebaut.

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto suchte nicht lange nach Entschuldigungen. Die Gründe für die krachende Niederlage waren schnell identifiziert: "Es gab einen echten Performance-Unterschied zwischen uns und Red Bull. Der war, wenn auch nicht so groß, schon in Ungarn zu erkennen – auf einer ganz anderen Strecke, die viel Abtrieb verlangt. Der Red Bull ist einfach ein schnelleres Auto", gab der Italiener zu.

Carlos Sainz - GP Belgien 2022
xpb
Trotz gutes Ausgangssituation konnte Ferrari die Red-Bull-Party in Spa nicht verhindern.

Red Bull gibt Rätsel auf

Vor allem bei Effizienz von Aerodynamik und Power Unit gebe es Defizite. Das sei auf der Highspeed-Strecke in den Ardennen besonders zum Tragen gekommen. "Mir macht vor allem Sorgen, dass sie mit weniger Abtrieb gefahren sind und trotzdem starke Zeiten im Mittelsektor setzen konnten, wo man Abtrieb braucht", grübelte Binotto.

Dazu war Red Bull auch noch im Reifenverschleiß besser, was nach den Freitagstrainings nicht unbedingt zu erwarten war. Ferrari hatte wegen der heißeren Temperaturen am Sonntag extra etwas Abtrieb nachgelegt, um die Gummis zu schonen. Doch der Plan ging nicht auf. Sainz war sichtlich überrascht, dass Verstappen im ersten Stint 15 Runden lang gute Zeiten auf den Softs fuhr. "Bei mir waren sie praktisch schon nach drei Runden am Ende."

Binotto bezeichnete den Reifenverschleiß als wichtigsten Grund für die Pleite. "Das müssen wir untersuchen und für die nächsten Rennen in den Griff bekommen." Spa war die perfekte Strecke für Red Bull. Schon in Zandvoort will Ferrari wieder näher dran sein, kündigte der Teamchef an. Abschenken wird man die Saison trotz des großen Rückstands in der WM nicht. "Alles, was wir dieses Jahr über unsere Schwächen lernen, hilft uns auch beim Auto für nächstes Jahr."

Die Vermutung, dass auch die Technik-Direktive der FIA mit den Maßnahmen gegen das Bouncing die Performance negativ beeinflusst hat, dementierte Binotto: "Die Auswirkungen der Technik-Direktive sind komplett vernachlässigbar, was Ferrari angeht. Das ist nicht die Antwort auf die Frage, warum unsere Leistung so schlecht war."

Charles Leclerc - GP Belgien 2022
Motorsport Images
Den Kampf gegen Fernando Alonso verlor Charles Leclerc nach dem Rennen am grünen FIA-Tisch.

Keine Fehler bei der Taktik?

Eine weitere Baustelle von Ferrari ist die Strategie. In Spa konnte man hören, wie Charles Leclerc rundenlang mit seinem Renningenieur über die Taktik diskutierte. Das wirkte nicht sehr souverän. Hier sind klare Ansagen gefragt, damit sich der Pilot aufs Fahren konzentrieren kann. Auch der Plan, am Ende einen Extra-Stopp einzulegen, um sich den Punkt für die schnellste Rennrunde zu sichern, ging nicht auf. Er kostete am Ende sogar noch eine Position.

Binotto ließ die Kritik am Kommandostand aber nicht gelten: "Es gibt keinen Grund, warum wir unsere Strategieprozesse überdenken müssen. Natürlich analysieren wir unsere Entscheidungen im Nachhinein immer. Wenn ich aber auf die Saison zurückschaue, dann war es nicht so schlimm, wie es von außen aufgefasst wird."

Den Extra-Boxenstopp von Spa bezeichnete das Oberhaupt als richtige Entscheidung. "In der Formel 1 muss man mutig sein. Wenn die Lücke zu Fernando groß genug ist, muss man versuchen, sich den Bonuspunkt für die schnellste Runde zu sichern. Wir wussten, dass es eng werden würde. Aber wir wussten auch, dass Charles sich die Position mit frischeren Reifen zurückholen kann. Wir dachten, dass uns das DRS auf der Geraden sogar noch helfen kann."

Der Plan hatte nur ein paar kleine Schönheitsfehler. Erstens fiel Leclerc nach dem Stopp tatsächlich hinter Alonso zurück. Und zweitens verpasste der Monegasse trotz DRS und frischer Reifen die schnellste Rennrunde um satte sechs Zehntel. Der Bonuspunkt lag also außer Reichweite. Und dann handelte sich der Pilot auch noch eine Fünf-Sekunden-Strafe ein, die ihn den fünften Platz kostete.

Binotto erklärte, wie es dazu kam: "Charles war leider in der Boxengasse zu schnell. Es war ganz knapp – nur 1 km/h. Das war also sehr unglücklich. Leider haben unsere Geschwindigkeitssensoren durch das Überhitzen vorne rechts versagt. Unsere Ersatzlösung war leider nicht präzise genug." Für die Überhitzung konnte Ferrari übrigens nichts. Ein Abreißvisier hatte sich schon kurz nach dem Start in der Bremshutze des F1-75 verfangen.

Max Verstappen - GP Belgien 2022
xpb
Red Bull hat noch ein Leichtgewicht-Chassis in der Hinterhand. Bei Ferrari fragt man sich, wie das möglich ist.

Kritik an Budget-Cap-Überwachung

Die Niederlage von Spa war vor allem hausgemacht, das mussten auch die Verantwortlichen zugeben. Doch mit einem Auge wird auch die Konkurrenz von Red Bull kritisch beobachtet. Vor allem der Umfang der Upgrades am Red Bull ist Binotto suspekt. Der gelernte Ingenieur forderte die FIA auf, bei der Überwachung der Budget-Grenzen genauer hinzuschauen.

Nach Informationen von auto motor und sport plant Red Bull im Saisonendspurt noch die Einführung eines neuen Monocoques, um das Übergewicht loszuwerden. "Wir könnten es uns nie leisten, ein Leichtgewicht-Chassis – oder irgendein anderes Chassis – während der Saison zu entwickeln, weil das Budget das nicht zulässt. Ich wäre sehr überrascht, wenn das für andere Teams möglich wäre. Da muss man sich fragen, ob die Überwachung ausreichend ist. Leider haben bei der FIA nur wenige Leute ein Auge darauf. Das muss für die Zukunft besser werden. Es wäre wirklich schlecht, wenn die Meisterschaft durch die Finanzregeln entschieden wird."

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