Ferrari: Leclerc frustriert, Hamilton nirgendwo

Ferrari nur vierte Kraft in Jeddah
Leclerc frustriert, Hamilton nirgendwo

GP Saudi-Arabien 2025
Veröffentlicht am 20.04.2025
Charles Leclerc  - GP Saudi-Arabien 2025
Foto: Zak Mauger via Getty Images

Noch am Freitag hatte Teamchef Frederic Vasseur die Tifosi vertröstet. Das Feld liege aktuell so eng zusammen, da mache jedes Zehntel einen großen Unterschied. Kleine Fehler würden jeweils viele Positionen kosten. Und Ferrari habe es bisher einfach noch nicht perfekt hinbekommen, entschuldigte sich der Franzose. Weit entfernt liege man aber nicht von der Spitze entfernt.

Für den schnellen Stadtkurs am Roten Meer hatte sich die Scuderia viel vorgenommen. Der ebene Asphalt sollte dem SF-24 eigentlich liegen. Die vielen schnellen Kurven passen ebenfalls ins Beuteschema. Und mit Charles Leclerc und Lewis Hamilton hat man bekanntlich zwei ausgewiesene Stadtkurs-Spezialisten in den Cockpits, die im engen Bandenkanal schon viele Schlachten geschlagen haben.

Doch als es am Samstag (19.4.) im Qualifying um die besten Startplätze ging, kämpften die beiden Piloten mit stumpfen Waffen. In den heißen Dreikampf um die Pole-Position zwischen Max Verstappen, Oscar Piastri und George Russell, die am Ende nur ein gutes Zehntel trennte, konnte Charles Leclerc nicht eingreifen. Dem schnelleren der beiden Ferrari fehlten knapp vier Zehntel auf die Tagesbestzeit.

Charles Leclerc  - GP Saudi-Arabien 2025
Sam Bloxham via Getty Images

Mehr geht nicht mit dem Ferrari

Eine gute Ausrede hatte der Monegasse dafür nicht, was den Frust nur noch verstärkte: "Ich bin weit entfernt davon, mit diesem Ergebnis zufrieden zu sein. Ich bin sehr enttäuscht. Wenn man alles aus dem Auto rausholt, und dann nur auf Platz vier landet, dann ist das einfach frustrierend. Aber mehr ist mit diesem Auto momentan nicht möglich."

Bei Ferrari passte dieses Mal alles. Der Pilot hatte die Balance perfekt eingestellt. Und er erwischte im Q3, als es darauf ankam, eine fehlerfreie Runde. "Ich kann mit den Einstellungen spielen, mehr in Richtung Übersteuern oder Untersteuern gehen, aber am Ende des Tages habe ich einfach nicht genug Grip, um den gleichen Speed in die Kurve mitzunehmen, wie es die anderen können", ärgerte sich Leclerc.

Ferrari muss sich mit dem Gedanken anfreunden, dass man aktuell nur vierte Kraft ist. Will man die anderen drei Top-Teams schlagen, muss die Konkurrenz patzen. "Es ist auch deshalb so enttäuschend, weil wir von einer Strecke wie dieser mehr erwartet haben. Aber am Ende fehlt leider etwas", stellte Leclerc nüchtern fest.

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Lewis Hamilton - Ferrari - GP Saudi-Arabien 2025

Bei Hamilton hilft nur beten

Noch größer ist das Drama bei Teamkollege Hamilton. Der Neuling im Stall konnte das Tempo von Leclerc das ganze Wochenende nicht mitgehen. "Das war heute wieder eine große Anstrengung, so wie immer für mich im Qualifying", gab der Rekordsieger zu. "Ich fahre schon das ganze Wochenende im Nirgendwo herum. Da kann ich schon froh sein, es überhaupt ins Q3 geschafft zu haben. Wir konnten uns aber wenigstens etwas steigern."

Der Gesichtsausdruck von Hamilton zeigt die ganze Ratlosigkeit. Was aus seinem Mund kommt, klingt eher wie Durchhalteparolen. Auf die Frage, ob er glaubt, dass es im Rennen besser laufen kann, antwortet der siebenfache Champion: "Dabei geht es nicht um Glauben, sondern eher um Beten. Ich brauche einfach noch Zeit, um mit diesem Auto warm zu werden. Es fällt mir momentan schwer, auf einer schnellen Runde Zeit zu finden. Aber wir geben nicht auf. Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Wir müssen einfach weiter hart arbeiten."

Auch Leclerc erwartet im Rennen keine Wunder. "Vielleicht geht noch was in Richtung Podium. Das hängt aber auch vom Start ab. Wenn ich gut wegkomme, dann ist alles möglich. Zuerst einmal muss ich aber an George vorbei. Und dann sehen wir mal weiter." Es wäre der erste Podestplatz für Ferrari in dieser Saison. Und das im fünften Grand Prix.

Charles Leclerc  - GP Saudi-Arabien 2025
Peter Fox via Getty Images

Hoffnung auf Steigerung im Rennen

Selbst Teamchef Vasseur stellte nach dem Qualifying ernüchtert fest: "Wir können mit dem Abstand zur Pole-Position nicht happy sein." Genau wie bei Leclerc blickt der Ferrari-Capo aber nach vorne: "Es wird interessant, wie gut die Rennpace unserer Autos sein wird. Keiner von beiden hat gestern einen vernünftigen Longrun hingelegt. Aber in den ersten Rennen haben wir über die Distanz immer besser ausgesehen als auf einer Quali-Runde."

Die Analyse der Daten zeigt, dass der Ferrari den Großteil der Zeit in der ersten Schikane verliert. In den letzten beiden Sektoren kann man das Tempo der Konkurrenz einigermaßen mitgehen. Vasseur deutete an, dass sich die Reifen am Anfang der Runde noch nicht im richtigen Arbeitsfenster befinden. Wenn Leclerc und Hamilton aber auf der Outlap mehr Gas geben, dann geht es zwar am Anfang schneller, aber die Reifen drohen am Ende der schnellen Runde zu überhitzen, was ebenfalls zu Gripverlust führt.

Vasseur stimmt seine Truppe auf harte Zeiten ein. Aufgeben gilt nicht: "Wir müssen das Maximale aus dem herausholen, was uns aktuell zur Verfügung steht. Und wir werden hart kämpfen, um eine weitere gute Punkteausbeute zu erzielen. Man kann auf dieser Strecke überholen. Wir werden uns heute Nacht auf jedes mögliche Szenario vorbereiten."