Am Ende war es wie so oft ein Sturm im Wasserglas. Ferraris Funksprüche beim GP Las Vegas lieferten den Social Media-Kanälen dankbaren Inhalt, doch am Ende wurde nichts so heiß gegessen, wie es gekocht wurde. Charles Leclerc hatte sich beschwert, dass ihn Carlos Sainz ein Mal gegen die Anweisung des Teams überholt hatte und dass er das andere Mal zu spät Platz machte.
Carlos Sainz kritisierte, dass er bei jedem Reifenwechsel zu spät dran war. Er habe das Team über Funk gebeten, an die Box kommen zu dürfen, wurde aber abgewiesen. Das hätte am Ende zu dem abgebrochenen Boxenstopp in der 27. Runde geführt, der den Spanier fast vier Sekunden gekostet hat.
Frust führte zu Funksprüchen
Vier Tage später hatten sich die Wogen schon wieder geglättet. Leclerc wollte keine alten Wunden aufreißen: "Ich will nicht mehr über Las Vegas reden. Wir haben uns intern ausgesprochen. So was kann passieren, wenn man so eng zusammenliegt. Mal habe ich über die Stränge geschlagen, mal Carlos. Wir haben uns danach immer vertragen. Wichtig ist, dass wir als Team funktionieren. Nur so haben wir eine Chance in der Konstrukteurs-WM."

Carlos Sainz und Charles Leclerc waren sich zuletzt nicht immer ganz grün.
Auch Sainz hat das Rennen in Las Vegas abgehakt. "Da sind in der Hitze des Gefechts einige Dinge übertrieben worden aus Frust darüber, dass wir das Rennen nicht gewinnen konnten. Nach der Qualifikation haben wir noch an eine realistische Siegchance geglaubt, nur um dann festzustellen, dass wir gegen Mercedes nicht schnell genug waren. Da sind in der Kommunikation und der Strategie einige Dinge schiefgelaufen."
Beide Piloten beteuerten, dass der Zwist auf der Strecke nichts an ihrer persönlichen Beziehung ändere. "Das eine ist die Rennstrecke, wo wir um das gleiche Stück Straße kämpfen. Da kann es schon mal zu Konflikten kommen. Außerhalb des Cockpits respektieren wir uns. Ich bin froh, dass ich Charles vier Jahre lang als Teamkollegen haben durfte", versuchte Sainz das Feuer zu löschen.
Probleme von Las Vegas verstehen
Jetzt zählt nur noch der Konstrukteurs-Titel. Dafür muss Ferrari verstehen, was in Las Vegas schief gelaufen ist und warum man seiner Favoritenrolle nicht gerecht werden konnte. Das gleiche Problem könnte in Katar erneut auftreten. Es ist nämlich viel kälter in dem Emirat als im letzten Jahr. Bei prognostizierten Asphalttemperaturen von 18 bis 20 Grad erwartet Pirelli wie in Las Vegas körnende Reifen.
Genau das hat Ferrari letzte Woche die Siegchance gekostet. "Wir sind zu früh in das Körnen der Reifen gelaufen, hatten es im ersten Stint mit dem Medium-Gummi und im zweiten mit den harten Reifen. Erst im dritten Abschnitt haben sich unsere Rundenzeiten stabilisiert. Wir müssen verstehen, warum wir das Körnen nicht besser unter Kontrolle halten konnten", fordert Sainz.

In Katar kämpft Ferrari noch um die Konstrukteurs-WM.
Auf dem Papier ist die Losail-Strecke von Katar nicht Ferraris bevorzugtes Terrain. Sainz bezeichnet es sogar als die "größte Herausforderung, seit wir in Monza unser letztes Upgrade bekommen haben." Der Pessimismus begründet sich in den vielen schnellen Kurven, in denen Ferrari traditionell ein bisschen hinter der Konkurrenz herhinkt.
Leclerc sieht trotzdem einen Hoffnungsschimmer. Der GP Katar ist das letzte Sprint-Wochenende des Jahres. "Wir sind normalerweise gut darin, bei wenig Trainingszeit das meiste aus unserem Auto herauszuholen. Das könnte unsere Defizit in den schnellen Kurven kompensieren. Im Rückblick auf diese Saison haben wir fast überall maximal Punkte geholt und die Verluste minimiert."