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Ferrari rüstet zurück
Neuer oder alter Unterboden?

GP Großbritannien 2024

Ferrari hat seit dem GP Spanien den Anschluss an das Spitzentrio verloren. Das hat auch mit dem Technik-Upgrade zu tun, das in Barcelona debütierte. Ferrari rüstete in Silverstone nach einem Vergleichstest wieder auf eine alte Unterboden-Version zurück.

Carlos Sainz - Ferrari - GP England 2024
Foto: Wilhelm

Mit dem Sieg beim GP Monaco hatten sich Charles Leclerc und Ferrari als die großen Herausforderer von Max Verstappen und Red Bull aufgeschwungen. Doch seitdem steckt Sand im Getriebe. Ferrari holte aus den letzten vier Rennen nur 51 Punkte. Mercedes kam im gleichen Zeitraum auf 125 Zähler, McLaren auf 111 und Red Bull auf 97. Die Bilanz von Charles Leclerc sieht noch schlechter aus. Zwölf Punkte aus vier Rennen, zwei davon Nullrunden.

In Silverstone fehlten Carlos Sainz fast sieben Zehntel auf die Pole-Position. Leclerc blieb nach einem Fehler in Kurve 13 schon im Q2 hängen. Der Monaco-Sieger entschuldigte sich damit, dass der Freitag mit Experimenten vollgestopft und an eine normale Setup-Arbeit nicht zu denken war. Sainz fuhr den alten Unterboden, Leclerc den neuen. Am Samstag wurde entschieden, dass beide Autos mit der älteren Version des Bodens bestückt werden. Das war für Leclerc gewissermaßen Neuland.

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Es zieht sich wie eine Seuche durch das Feld. Die Teams bringen Upgrades, doch sie funktionieren auf der Rennstrecke nicht so wie im Windkanal. Das ist zuletzt nicht nur Ferrari, sondern auch Aston Martin und Toro Rosso passiert. Das Tückische daran ist, dass die Korrelation zum Windkanal in den meisten Kurven stimmt. In einigen wenigen schnellen Passagen aber tritt Bouncing auf und zerstört die heile Datenwelt.

Carlos Sainz - Ferrari - GP England 2024
Wilhelm

In Silverstone rüstete Ferrari zurück. Der neue Unterboden dürfte aber in Ungarn ein Comeback feiern.

Qualitäten des Autos überdeckt

Als Folge des Pumpens heizen sich die Reifen auf. Damit bezahlt der Fahrer den Preis in den Kurven, die folgen. Oder im Rennen mit stärkerer Reifenabnutzung, was den Piloten zu mehr Reifenmanagement zwingt. Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur erklärt das Dilemma: "Es gibt kein eindeutiges Muster, bei dem das Bouncing auftritt. Die Trigger-Punkte können minimal sein. Du kannst das leider auch nicht im Windkanal simulieren."

Eine weitere Konsequenz ist, dass die wahren Qualitäten des Autos verschleiert werden. Das Auto sieht als Folge des Bouncings schlecht in einer bestimmten Kurve aus, in der es eigentlich viel besser wäre, wenn es mit normalen Reifentemperaturen dort ankommen würde. "So ist es unheimlich schwierig herauszufinden, wo die Stärken und Schwächen liegen", ärgert sich Vasseur.

Ferrari, Aston Martin und Toro Rosso haben als Reaktion auf die Schaukelei alle auf ältere Unterboden-Spezifikationen zurückgerüstet und Freitagstrainings dafür geopfert, dem Problem auf die Spur zu kommen. Gute Nachricht: Das Bouncing verschwindet. Die schlechte: Es kostet Abtrieb. Vasseur gibt zu: "Es ist für ein Team eine schwierige Entscheidung, weil du vorher schon weißt, dass du etwas aufgibst. Aber dieses Experiment war notwendig."

Carlos Sainz - Ferrari - Formel 1 - Silverstone - GP England - 5. Juli 2024
xpb

In schnellen Kurven kommt das Bouncing zurück. Dagegen helfen nur weitere Upgrades.

Neu in Budapest, alt in Spa

Was in Silverstone galt, muss auf das nächste Rennen in Budapest nicht zutreffen. Dort sind die Kurven langsamer. In Theorie ist Bouncing ein geringeres Problem als in Silverstone. Ferrari hat bereits angekündigt, dass dort nochmal die Upgrade-Version zum Einsatz kommt. Die schnellen Kurven von Spa sprechen eine Woche später dann wieder für das alte Paket.

Das Hin- und Herspringen von einem Unterboden zum anderen ist aber keine Dauerlösung, wie Vasseur einräumt: "Trotz aller Daten ist es schwer herauszufinden, welches Teil exakt im Boden des Autos das Bouncing begünstigt. Es gibt Lösungen, die kosten Rundenzeit. Und es muss eine Lösung geben, die keine Rundenzeit kostet. Das geht nur mit einem weiteren Upgrade. Beim nächsten Rennen müssen wir noch mit dem fahren, was wir haben. Ich hoffe, dass wir danach Teile bringen, die das Bouncing unterdrücken."

Vasseur hat den Kampf um die Konstrukteurs-WM nicht aufgegeben. Ferrari liegt mit 71 Punkten Rückstand auf Red Bull immer noch auf Platz zwei. Dass McLaren nur noch sieben Zähler entfernt ist, interessiert den Franzosen nicht. "Ich schaue nicht auf andere. Wir müssen uns in eine Position wie in Imola oder Monte Carlo zurückversetzen und in der Lage sein, um die Pole Position und Siege zu kämpfen. Es gibt immer noch zwölf Rennen. Das ist fast eine ganze Meisterschaft. Da kann man noch viel bewegen."

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