Als Fernando Alonso sein Aston-Martin-Abenteuer in der Saison 2023 begann, gab es gleich mal sieben Podiumsplätze in den ersten acht Rennen. Doch seitdem zeigte die Formkurve steil bergab. Jedes Jahr fiel das Formel-1-Team aus Silverstone im Ranking weiter zurück. In Miami rollten die grünen Rennwagen zuletzt mit einer Runde Rückstand am Ende des Feldes ins Ziel. Alonso wartet immer noch auf die ersten WM-Punkte der Saison.
In Imola hoffen nun alle im Aston-Camp auf die große Wende. Die Ingenieure werden den AMR25 mit einem neuen Unterboden und überarbeiteten Verkleidungsteilen ausrüsten. Das Upgrade sei schon länger in der Entwicklung, verriet Teamchef Andy Cowell. "Wir erwarten einen Zuwachs an Abtrieb, und dass dieser Abtrieb konstanter genutzt werden kann." Lance Stroll soll die neuen Teile im Freien Training testen. Alonso sammelt mit dem alten Paket Vergleichsdaten.
"Immer wenn man neue Teile bringt, ist der Optimismus im Team groß. Wir haben in den letzten zwei Jahren aber genug Lektionen bekommen, als Upgrades nicht das geliefert haben, was sie sollten", merkt der Spanier kritisch an. "Wir werden offen an das erste Training herangehen. Am Freitagabend schauen wir uns dann die Daten an und treffen eine Entscheidung. Wir werden dem Paket die nötige Zeit geben, bis wir uns 100 Prozent sicher sind, dass es schneller ist."

Gelingt Aston Martin die Trendwende mit dem Imola-Upgrade?
Alonso tankt Kraft und Ruhe
Laut Alonso gibt es aktuell keinen großen Druck. Die Saison ist sowieso schon abgeschrieben. Jetzt geht es nur noch darum, die Prozesse zu optimieren und so viel wie möglich für das kommende Jahr zu lernen. In einer ähnlichen Situation befand sich der 43-Jährige schon 2018. Der Frust bei McLaren war damals so groß, dass Alonso die Formel 1 sogar komplett verließ. Er habe sich damals gefühlt, als habe er nur noch eine Nebenrolle gespielt, verriet der Iberer vor dem Rennwochenende in Imola.
Die Situation von heute sei mit der damals aber nicht vergleichbar: "Ich bin jetzt an einem anderen Punkt meiner Karriere angelangt. Vielleicht wollte ich mir damals auch nur selbst beweisen, dass ich noch gewinnen kann. Ich wollte noch einmal den Erfolg spüren. Das habe ich gebraucht. Ich wollte einfach wieder etwas entspannter sein und genießen, was ich mache."
Die zweijährige Auszeit hat wieder Appetit auf die Formel 1 gemacht: "Nach den Siegen in Le Mans und Daytona und den erfolgreichen Starts in unterschiedlichen Rennserien bin ich jetzt ruhiger geworden. Ich kann nun wieder ein paar Jahre warten. Auch die Saison 2023 hat mir einen Schub verpasst. Nach dem Wechsel zu Aston Martin konnte ich endlich wieder glänzen."

Alonso will die Saison wie ein Roboter zu Ende abspulen. Für 2026 hofft der Doppel-Weltmeister auf den großen Durchbruch.
Aston Martin im Stand-by-Modus
Trotz der ähnlich miserablen Punkteausbeute fühle sich die aktuelle Saison ganz anders an als 2018: "Jetzt haben wir die große Regelreform für 2026 vor der Brust. Dazu ist Adrian (Newey) an Bord. Wir befinden uns diese Saison quasi im Stand-by-Modus. Wir sind nicht konkurrenzfähig, wir werden nicht viele Punkte sammeln, wenn überhaupt. Aber wir arbeiten immer noch sehr konzentriert und sind voll motiviert, um nächste Saison wieder anzugreifen."
Auf die Frage, wie er mental mit der anhaltenden Erfolglosigkeit umgeht, hat der Routinier eine ungewöhnliche Antwort parat: "Es ist nicht einfach, bei den Presseterminen immer diese Fragen gestellt zu bekommen. Das soll nicht respektlos klingen. Wenn ich in Eurer Position wäre, würde ich die gleichen Fragen stellen. Ich weiß, dass es einen Nachrichtenwert hat, dass ich noch bei null Punkten stehe."
Auch wenn die Erfolgsaussichten gering sind, versucht der Pilot professionell weiterzuarbeiten: "Es ist mein Job, dem Team zu helfen. Jetzt geht es zum Beispiel darum, die zwei Pakete zu vergleichen. Da muss ich konstante Runden abspulen. Dann werden wir sehen, wo wir im Qualifying stehen. Ich versuche, wie ein Roboter zu sein. Ich muss präzise fahren und diszipliniert bleiben."
Alonso tut sich schwer, die aktuelle Gemütslage zu erklären: "Wenn ich diese Fragen höre, fühlt es sich manchmal so an, als würde ich aufwachen. Die Fragen sind natürlich fair. Und sie sind richtig. Aber es ist schwer, es richtig in Worten auszudrücken, dass man optimistisch bleibt, auch wenn man noch keine Punkte gesammelt hat oder im Q1 rausfliegt. Es sind noch 18 Rennen. Ich werde mein Bestes geben."