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Formel 1 will klimafreundlicher werden
8 Jahre bis zur CO2-Neutralität

Die Formel 1 hat ihren Zwischenbericht auf dem Weg zur CO2-Neutralität vorgelegt. Bis 2030 will die Königsklasse des Motorsports ein klimafreundlicher Betrieb werden. Dafür braucht es nachhaltigen Kraftstoff und weitere Anpassungen bei Transport und Logistik.

F1 - Formel 1 - CO2 - 2030
Foto: Formula 1

Es fällt vielen Kritikern leicht, mit dem Finger auf den Motorsport zu zeigen. Weil die Autos Benzin verbrennen und Reifen verheizen. Dabei vergessen nicht wenige den Fußabdruck anderer Sportarten. Wie zum Beispiel den des Fußballs. Die Fußball-WM 2018 in Russland verursachte etwa 2,1 Millionen Tonnen CO2. Vier Jahre zuvor in Brasilien hatte der Ausstoß sogar 2,7 Millionen Tonnen betragen. Der größte Treiber sind hier die Reisen. Die Fans kommen von überall her, um die Großveranstaltungen zu zelebrieren.

Neue Mobilität im Alltag

Auch in der Formel 1 ist der Sport an sich nicht der größere Faktor bei den CO2-Emissionen. Auf den Betrieb der Motoren entfällt nicht einmal ein Prozent des CO2-Ausstoßes einer Saison – rechnet die Formel 1 vor. In der Saison 2019, also vor Corona, gab die Champions League des Motorsports ihren CO2-Ausstoß mit einem Äquivalent von 256.551 Tonnen an. Eine Fußball-WM schadet der Umwelt also so viel wie acht bis zehn Formel-1-Saisons.

Mercedes V6 F1-Motor - 2017
Mercedes
Ab 2026 laufen die Motoren mit nachhaltigem Kraftstoff.

Bis 2030 ein CO2-neutrales Geschäft

Die Verteilung bei der Formel 1: Etwa 45 Prozent der Emissionen entfallen auf die Logistik. Damit gemeint sind der Transport von Team-Ausrüstung (Autos, Motoren, Boxenstopp-Equipement etc.), Reifen, Formel-1-Equipment (z.B. für die TV-Produktion) und Einrichtung für den Paddock Club. Der zweite große Posten sind mit fast 28 Prozent die Reisen an sich. Ein Tross von mehr als 1.000 Menschen fliegt rund um die Welt und bezieht Hotels. Knapp 20 Prozent machen der Betrieb der einzelnen Teamfabriken und der Einrichtungen der Formel 1 selbst aus.

Den Ausstoß von CO2 fährt die Formel 1 seit 2019 Schritt für Schritt herunter. Bis 2030 will sich die Königsklasse selbst zu einem Geschäft umbauen, das CO2 neutral abläuft. Die Dekarbonisierung ist ein Muss, wenn der Sport zukunftsfähig sein will. Gleichzeitig will die Formel 1 ihren Beitrag dazu leisten, den weltweiten Transportsektor grüner zu machen. Dafür arbeitet sie an einem nachhaltigen Kraftstoff. Noch wird diskutiert, ob man sich auf synthetischen Kraftstoff konzentriert – sogenannte E-Fuels – oder eine Konkurrenz zu Bio-Fuels aus Abfällen zulassen soll.

In jedem Fall soll das neue Benzin ab 2026 die Rennmotoren betreiben. Und es soll leicht für Straßenautos adaptierbar sein. Damit könnte ein riesiger Effekt erzielt werden. Autos mit Verbrennungsmotor werden noch Jahrzehnte unterwegs sein. Nicht überall können (Flächen-)Länder und Industrie zeitnah auf Elektromobilität umpolen.

CO2-neutrale Produktion in Silverstone

Die effizientesten Hybrid-Motoren der Welt hat die Formel 1 bereits seit 2014 in Betrieb. Sie erreichen inzwischen einen Wärmewirkungsgrad von mehr als 50 Prozent. Das bedeutet, dass mehr als 50 Prozent der Energie aus dem Kraftstoff in Fortbewegung umgewandelt wird. Die Power Units sollen in Zukunft vereinfacht und billiger werden – durch den Wegfall der zweiten Elektro-Maschine MGU-H. Der Elektroanteil an der Gesamtleistung wird hochgefahren.

Bei der Entwicklung des nachhaltigen Sprits arbeitet die Formel 1 im Schulterschluss mit der FIA, der Ölfirma Aramco sowie anderen Mineralölunternehmen, den Motorenherstellern und Teams zusammen. Das umweltfreundliche Benzin soll zuerst in den Nachwuchsklassen Formel 2 und Formel 3 eingeführt und erprobt werden. Um netto die CO2-Emissionen bis 2030 auf null zu drücken, sitzen Promoter, Zulieferer und TV-Anstalten mit im Boot. Überall will und muss der Rennbetrieb einsparen.

Die Teams haben ihre Fabriken über die letzten Jahre umweltfreundlicher gestaltet. Mercedes etwa versorgt den Standort Brackley mit zu 100 Prozent erneuerbaren Energiequellen. Die Formel 1 macht es in ihren Büros in London genauso. Im Vorjahr in Silverstone wickelte sie erstmals überhaupt eine TV-Produktion komplett CO2-neutral ab. Das will man 2022 wiederholen. Ohnehin nutzte die Formel 1 die Corona-Pandemie, um Teile der Übertragung nun remote, also aus der Ferne, zu bewerkstelligen.

Leclerc - Perez - GP Aserbaidschan 2022 - Baku
Motorsport Images
Die Formel 1 arbeitet an einer Regionalisierung des Rennkalenders.

Regionalisierung des Rennkalenders

Um effizienter zu reisen, wurden in den letzten Jahren die Frachtcontainer überarbeitet. Die Zusammenarbeit mit Rennstreckenbetreibern wird intensiviert, um die Events nachhaltiger zu machen. Die Formel 1 will Einweg-Plastik von der Rennstrecke verbannen, mehr recyclen und kompostieren. Es werden bessere Wege gesucht, um die lokalen Fans umweltschonender an die Rennstrecke zu bringen. Emissionen, die durch ihre Reise entstehen, sollen glaubhaft kompensiert werden. Vertragsverlängerungen gibt es nur, wenn sich Rennstrecken nachhaltige Konzepte überlegen.

Es ist ein ständiger Prozess, um Reisen, Logistik und Transport sowie den Rennsport an sich umweltfreundlicher zu machen. Der Rennkalender wird neu gedacht. Die Formel 1 will ihn regionalisieren, damit sie und die Teams in Zukunft nicht kreuz und quer um die Welt reisen wie zuletzt. Da ging es von Imola nach Miami und wieder zurück nach Europa. Von Monaco erst weiter in den Osten nach Aserbaidschan und dann direkt in den Westen nach Kanada. Von Baku nach Montreal legte sie eine Distanz von fast 9.000 Kilometern zurück.

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