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Teamchef Vowles verrät den Comeback-Plan
So kommt Williams wieder an die Spitze

Williams liegt auf dem neunten Platz in der Teamwertung, hat weniger Punkte als im letzten Jahr und plant trotzdem ganz groß. Trotzdem hat Teamchef James Vowles große Ziele. Der Brite erklärt, wie das Comeback des Traditionsteams gelingen soll.

Alex Albon - Williams - Formel 1 - 2024
Foto: Williams

Williams-Teamchef James Vowles ist ein guter Verkäufer. Auf dem Papier hatte er die schlechtesten Chancen, den Bieterwettbewerb um Carlos Sainz zu gewinnen. Und trotzdem konnte er den Spanier überzeugen. Sicher nicht mit den aktuellen Ergebnissen. In der WM-Rangliste steht Williams mit vier Punkten auf Platz neun. Die Resultate sind schlechter als im Vorjahr.

Trotz frühem Entwicklungsbeginn des FW46 ist das Auto bis heute übergewichtig. Zu Saisonbeginn um elf, jetzt fünf Kilogramm. Das dritte Chassis war erst zum GP Miami fertig, was dazu führte, dass Logan Sargeant in Melbourne auf seinen Start verzichten musste. Alexander Albon hatte sein Auto bei einem heftigen Unfall nachhaltig zerstört.

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Die Produktionsabteilung kam mit der Arbeit nicht mehr hinterher. Ständig waren irgendwo Teile knapp. Erst nach dem GP Spanien hatten beide Fahrer identische Autos. In der ersten Saisonhälfte kamen kaum Upgrades an das Auto. "Deshalb sind wir hinter die anderen zurückgefallen", stellt Albon fest.

James Vowles - Williams - Formel 1 - 2024
Williams

Teamchef James Vowles zieht den Williams-Rennstall einmal auf links. Spätestens 2026 soll es sportlich aufwärts gehen.

Privatteam statt Werkseinsatz

Williams hat zwar jede Menge Historie zu bieten, ist aber ein Privatteam. Der dritterfolgreichste Rennstall der Formel-1-Geschichte kauft bei Mercedes die Motoren und das Getriebe samt Hinterachse ein. Auch das muss ein Aspekt gewesen sein, den sich Sainz durch den Kopf gehen ließ. Kundenteams könnten 2026 im Nachteil sein, weil die Werksteams schneller auf Entwicklungsengpässe am Antrieb und beim Kraftstoff reagieren können. Bei den Kunden kommt alles mit Verspätung an.

Sainz wurde auch noch von Alpine und Audi umworben. Immerhin zwei große Namen, deren Einsatzteams derzeit mit ähnlichen Problemen kämpfen wie Williams. Vermutlich wäre da mehr Geld drin gewesen. Auf jeden Fall mehr Öffentlichkeit. Und bei Audi vielleicht sogar ein Anschlussvertrag für die Zeit nach der Karriere.

Sainz zögerte seine Entscheidung auch deshalb so lange hinaus, weil er immer noch hoffte, bei Red Bull oder Mercedes einen Platz zu finden. Doch die Chancen, dass Max Verstappen seinen Platz frei macht, um zu Mercedes zu gehen, wurden mit jeden Tag geringer.

Und die Red Bull-Bosse machten klar, dass es Verstappen und Sainz nicht geben werde. Auch bei Mercedes schlug das Pendel immer weiter Richtung Kimi Andrea Antonelli um. Sainz wäre dort nur ein Notnagel gewesen. Trotzdem musste sich Vowles ab einem bestimmten Moment absichern. Er begann Gespräche mit Esteban Ocon und Valtteri Bottas.

Logan Sargeant - Williams - Formel 1 - 2024
Williams

Logan Sargeant muss gehen. Dafür kommt mit Carlos Sainz ein Top-Fahrer zum Hinterbänkler-Team.

Williams zerstreut Zweifel besser

Die Vertragslänge spielte am Ende keine Rolle. Audi wollte drei Jahre, Alpine zwei, Williams zwei mit Option. Vowles stellte klar, dass nie etwas anderes zur Debatte stand. Und trotzdem gab Sainz Williams den Vorzug und bildet jetzt mit Albon eine der attraktivsten Fahrerpaarungen im Feld. "Es war Carlos, der die Vertragsdauer kommunizieren wollte", verrät Vowles. "Er wollte zeigen, dass er an uns glaubt."

Sainz entschied sich nach einer viermonatigen Hängepartie für Williams, weil James Vowles seine Zweifel besser als Alpine-Berater Flavio Briatore oder der frühere Audi-Verhandlungsführer Andreas Seidl zerstreut hat. Die Nominierung von Mattia Binotto als Audis neuen Formel-1-Projektleiter konnte nichts mehr daran ändern.

Vowles hatte schon in Abu Dhabi 2023 zum ersten Mal mit seinem Wunschpiloten gesprochen, ohne zu wissen, dass Lewis Hamilton zwei Monate später bei Ferrari unterschreibt. "Für mich zählt Carlos zu den Top-4-Fahrern der Formel 1. Jedes Team, für das er gefahren ist, wurde mit ihm besser."

Offenbar gab es bei der Konkurrenz von Williams am Ende zu viele Fragezeichen. Der Wechsel an der Alpine-Teamspitze von Bruno Famin zu Oliver Oakes und die Absicht sich Kundenmotoren von Mercedes zu besorgen, deutet darauf hin, dass Alpine nur noch 2025 als Werksteam unterwegs ist. Viele gehen aufgrund der Personalie Oakes davon aus, dass der Rennstall 2026 unter dem Banner von Hitech GP fährt.

Die Personalrochaden bei Audi und die schleppende Transformation von Sauber in ein Werksteam machen für Außenstehende auch nicht gerade nicht den Eindruck, als würde in Hinwil alles nach Plan laufen. Beim Antrieb ist Audi gut im Rennen, doch man kann nicht vom Motor allein leben.

James Vowles - Williams - Formel 1 - 2024
Williams

In den letzten Monaten hat Williams personell aufgerüstet. In der Fabrik arbeiten bereits mehr als 1.000 Angestellte.

Williams stoppt die Abwärtsspirale

Williams also. Vowles hat viel Energie in die Präsentation der Wiedergeburt des ehemaligen Weltmeister-Teams gesteckt und jeden Fortschritt nach außen offensiv kommuniziert. Damit war er gegenüber jenen im Vorteil, die vor lauter Geheimhaltung noch nicht einmal den Wochentag bestätigen wollen.

Der frühere Strategiechef von Mercedes dachte von Anfang an groß. Ganz groß. Sainz war immer sein Wunschkandidat. Er kontaktierte Adrian Newey, als der bei Red Bull gekündigt hatte. Er verpflichtete von Red Bull, Ferrari, Mercedes und Alpine mittlerweile 30 neue Ingenieure, die unter der Leitung von Pat Fry das Technikbüro beleben sollen. Allein die Aerodynamikabteilung wuchs von 50 auf 61 Mitarbeiter.

Als Vowles bei Williams begann, hatte der Rennstall rund 700 Angestellte. Viele Neuverpflichtungen später wurde kürzlich die 1.000er-Marke gerissen. Die Investoren von Dorilton stehen hinter dem Programm. Sie wissen ganz genau, dass der Wert des Rennstalls mit den Ergebnissen steigt. Und für bessere Resultate durfte es nicht so weitergehen wie seit 2018, als die Abwärtsspirale einsetzte. Die entscheidenden Fehler wurden natürlich schon vorher gemacht.

Logan Sargeant - Williams - Formel 1 - 2024
Williams

Der aktuelle Williams soll in der zweiten Hälfte noch ein paar Upgrades bekommen.

Ziel ist 2026. Notfalls mit Opfern

Sie wieder auszubauen braucht Zeit. Formel-1-Teams sind wie Supertanker. Langer Bremsweg, schwer umzudrehen. Auf dem Reformplan von Vowles stehen deshalb nicht nur die Menschen. "Es geht um Arbeitskultur, Infrastruktur, Prozesse, Partner und unsere Außendarstellung." Bei Williams herrschte lange die Meinung vor: "Wir haben das schon immer so gemacht. Es hat früher funktioniert und wird auch heute funktionieren."

Genau das musste Vowles mühsam aus den Köpfen seiner Mitstreiter bekommen. Die Formel 1 ist heute ein anderer Sport als zu Zeiten von Frank Williams und Patrick Head. Wer nicht in jedem Detail am Limit operiert, fällt zurück. Für eine Weile war es gut, das Heck bei Mercedes einzukaufen. Mittelfristig muss es das Ziel sein, wieder alles selbst zu machen. McLaren exerziert es vor. Der WM-Zweite bezieht nur den Motor aus Brixworth, ist sonst aber unabhängig.

Vowles ist vor allem ehrlich. Er hat Sainz keine Luftschlösser verkauft. "Der erste Teil der Saison verlief enttäuschend. Wir hatten uns mehr als nur vier Punkte erhofft. Es wären auch mehr geworden, hätten wir von Anfang an ein Auto am Gewichtslimit gehabt. Trotzdem machen wir uns keine Sorgen. Wir sind von ganz hinten gestartet und hatten immer die Saison 2026 im Auge. Wir lassen uns nicht von unserem Weg abbringen, selbst wenn wir vorher ein paar Opfer bringen müssen."

Alex Albon - Williams - Formel 1 - 2024
Williams

Alex Albon wartet geduldig auf die Wende. Mit Carlos Sainz bekommt er 2025 mehr interne Gegenwehr.

Zwei Upgrades nach Sommerpause

So wie in diesem Jahr. Williams startete zwar mit der Entwicklung des 2024er-Autos früher als alle anderen Teams, hatte aber zu Saisonbeginn unerwartete Probleme. Auto und Infrastruktur waren nicht auf Augenhöhe. "Wir haben beim Chassis und beim Unterboden neue Fertigungstechnologien eingeführt, hatten aber noch nicht die Werkzeuge dafür." Die werden seit Ende 2023 Stück für Stück geliefert, um 2026 wieder alles im Haus produzieren zu können.

Die Anlaufschwierigkeiten schleppten sich weit in die Saison hinein, was die Weiterentwicklung bremste. Williams wird nach der Sommerpause zwei größere Upgrades bringen. Das erste in Zandvoort, das zweite in Baku oder Singapur. Vowles hofft, dass die Konkurrenz dann schon voll auf 2025 umgeschaltet hat und man verlorenen Boden gutmachen kann. Im Fokus der Ingenieure stehen: Aerodynamik, Fahrwerk, Gewicht.

Der 2025er Williams steht bereits im Windkanal. "Wir sind jetzt wieder in der Lage, parallel Entwicklungsprogramme anzuschieben. So konnten wir mit dem 2025er-Auto früh beginnen. Ziel ist es, nächstes Jahr ganz dem 2026er-Projekt zu widmen", verrät Vowles stolz.

Viele vergleichen die Wiederbelebung von Williams mit McLaren. Vowles differenziert: "Bestimmte Aspekte sind ähnlich. Doch die beiden Teams mussten ganz unterschiedliche Probleme lösen. McLaren hat dafür fünf bis acht Jahre gebraucht. Bei uns muss es schneller gehen."

Adrian Newey wird übrigens nicht kommen. Er wäre für Williams in seiner heutigen Verfassung eine Nummer zu groß gewesen. Doch die Verpflichtung von Sainz war für den Teamchef ein wichtiges Zeichen. Sie zeigt: Williams meint es ernst.

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Erscheinungsdatum 26.09.2024

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