Vorschau GP Österreich: Nächster McLaren-Clash?

Vorschau GP Österreich
Nächster McLaren-Clash in den Alpen?

GP Österreich 2025
Zuletzt aktualisiert am 26.06.2025

Knapp zwei Wochen sind seit der Kollision zwischen Lando Norris und Oscar Piastri in Montreal vergangen. Die Schlussphase beim Kanada-GP wurde durch den Crash der McLaren-Fahrer zum echten Aufreger. Bei einem missglückten Überholversuch rauschte Norris in Runde 66 ins Heck seines Widersachers und schied aus. Piastri hingegen kam mit einem blauen Auge davon, behielt seinen vierten Platz und hat vor dem elften Formel-1-Grand-Prix des Jahres nun 22 Punkte Vorsprung auf seinen Gegner im eigenen Team.

Norris braucht in Spielberg also den Konter im Titelkampf. Piastri erlaubt sich weniger Fehler und ist konstant schnell, Norris wirft seine Chancen im Qualifying und Rennen zu leichtfertig weg. Das knabbert am Selbstvertrauen des Vorjahres-Zweiten. Immerhin dürfte er das Wissen haben, dass McLaren mit dem MCL39 wohl das beste Paket in Österreich haben wird.

Dahinter befindet sich Max Verstappen weiter in Lauerstellung. In der Vergangenheit konnte Red Bull bei seinem Heimspiel in der Steiermark meistens glänzen. Doch Teamchef Christian Horner warnte bereits nach dem Kanada-GP: "Wir leiden dieses Jahr in den mittelschnellen Kurven mehr als früher. Wenn es dann noch heiß ist, dürfte McLaren die Nase vorn haben." Mit angekündigten 28 Grad am Rennsonntag spielt das McLaren in die Karten.

Letztes Jahr krachte es kurz vor Rennende zwischen dem Formel-1-Weltmeister und Kumpel Lando Norris, sodass George Russell (Mercedes) den Sieg abstauben konnte. Der Engländer reist nun mit seinem ersten Erfolg des Jahres im Gepäck nach Österreich. In Kanada beendete er die Mercedes-Durststrecke und gewann für die Silberpfeile das erste Rennen seit Las Vegas im Vorjahr.

Die Wundertüte des Wochenendes heißt Ferrari. Die Scuderia erlebte in Kanada mal wieder einen enttäuschenden Grand Prix. Am Ende landeten Charles Leclerc und Lewis Hamilton abgeschlagen auf den Rängen fünf und sechs. Der stark unter Druck stehende Teamchef Frédéric Vasseur forderte bereits nach Montreal: "Wir müssen ab dem ersten Training unser Wochenende besser exekutieren, sonst wird es schwer für uns, vorne reinzufahren."

Wie man hört, soll Ferrari mit einem Technik-Upgrade versuchen, wieder in die Erfolgsspur zu kommen. Aber auch Red Bull hat angeblich neue Teile im Gepäck. Im Gegensatz zu 2024 ist die diesjährige Ausgabe kein Sprint-Wochenende. Die Fahrer und die Ingenieure haben somit ausreichend Zeit, um sich auf die Berg- und Talbahn auf dem kürzesten Kurs im Rennkalender einzuschießen.

Die Strecke: Red-Bull-Ring

Die 1969 unter dem Namen "Österreichring" eröffnete Grand-Prix-Strecke in Spielberg schlängelt sich malerisch an den Alpenhängen entlang. Der 4,318 Kilometer lange Kurs besitzt zwar mit nur 10 Kurven die wenigsten im gesamten Kalender, doch trotz des einfach erscheinenden Layouts hält der Red-Bull-Ring einige Tücken bereit.

Vor allem die Kerbs und die entstehenden Vibrationen beim Überfahren sorgen bei den Ingenieuren stets für Kopfzerbrechen. Sensoren, Steuergeräte, mechanische Komponenten, Flügel: Spielberg gilt als materialmordende Rennstrecke.

Von der Zielgeraden bis zum höchsten Punkt nach Kurve 3 steigt das Asphaltband um satte 100 Meter an. Danach geht es größtenteils bergab ins Ziel. Vor allem das Anbremsen auf die ersten beiden engen Ecken erweist sich als knifflig. Auf die anschließenden langen Geraden müssen die Piloten viel Schwung mitnehmen und ihre Autos eine gute Traktion beweisen.

Die besten Überholmöglichkeiten gibt es am Ende der beiden langen Vollgaspassagen. Zwischen den Kurven 1 und 3 erreichen die Autos einen Top-Speed von rund 320 km/h. Dank einer 700 Meter langen DRS-Zone ist hier Überhol-Action garantiert. Die beiden anderen DRS-Zonen liegen auf der Start-Ziel-Gerade und dem kurzen Vollgasstück zwischen den Kurven 3 und 4.

Oscar Piastri - McLaren - Formel 1 - GP Österreich - 29. Juni 2024
Motorsport Images

Fast Facts

  • Streckenlänge: 4,318 Kilometer
  • Rundenzahl: 71
  • Renndistanz: 306,452 Kilometer
  • Anzahl der Kurven: 10 (3 links / 7 rechts)
  • Rundenrekord (Rennen): 1:05.619 Minuten (Carlos Sainz, 2020)
  • Absoluter Rundenrekord: 1:02.939 Minuten (Valtteri Bottas, Q3, 2020)
  • Vollgas-Anteil (Rundendistanz): 79 Prozent (Rundenzeit: 72 Prozent)
  • Distanz Pole-Position bis zur ersten Bremszone: 214 Meter
  • Zeit in der Boxengasse bei Speedlimit: 16 Sekunden
  • Top-Speed: 323 km/h
  • DRS-Zonen: 3 (T1-T2, T3-T4, T10-T1)
  • Reifen: C3, C4 & C5
  • Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: 60 Prozent (3/5)
Pirelli - Reifen - GP Österreich 2025 - Formel 1
Pirelli

Das Setup

Auf der in puncto Rundenzeit kürzesten Strecke des Kalenders zählen vor allem Power und Top-Speed. Die dünne Luft in 670 Metern Höhe sorgt regelmäßig für Probleme mit der Kühlung. Dass in diesem Jahr hohe Temperaturen mit hoher Luftfeuchtigkeit vorhergesagt werden, dürfte bei den Technikern für Bedenken sorgen.

Besonders wichtig ist auf dem Red-Bull-Ring auch, dass die Autos stabil auf der Bremse verzögern und gut aus den langsamen Ecken herausbeschleunigen. Stichwort: Traktion. Daher gehen die Ingenieure auf der Hinterachse stets etwas weicher mit der Federung. Der Heckflügel wird nicht auf maximalen Abtrieb gestellt – aber auch nicht komplett flach.

Achtgeben müssen die Teams auch bei der Justierung des Frontflügels. Zu flache Flaps führen zu Untersteuern in den etwas schnelleren Kurven 6 und 7 sowie in den letzten beiden Rechtskehren. Zu steile Flügel kosten allerdings Höchstgeschwindigkeit. Hier gilt es, ein gesundes Maß zu finden.

Pirelli bringt die drei Sorten C3, C4 und C5 zum Red-Bull-Ring. Weil es nur wenige schnelle Kurven gibt, hält sich der Verschleiß in Grenzen. Wir rechnen damit, dass die meisten Piloten wie schon im Vorjahr mindestens zwei Mal die Boxen ansteuern, um über die 71 Rennrunden zu kommen.

Lewis Hamilton - Ferrari - GP Kanada 2025 - Montreal - Formel 1
Ferrari

Die Upgrades

In Kanada gab es beim letzten Übersee-Rennen bis Oktober wenig neue Teile zu begutachten. Deshalb ist davon auszugehen, dass bei der Rückkehr nach Europa wieder mehr Upgrades an die Autos geschraubt werden. Wie wir hören, könnte die große Welle aber erst in Silverstone eine Woche nach dem Österreich-GP durch die Boxengasse schwappen.

Sauber hat bereits angekündigt, einen neuen Unterboden und Heckflügel nach Spielberg zu bringen. Nach zwei Top-10-Ergebnissen in Folge für Nico Hülkenberg stimmt die Richtung bei der nächstjährigen Audi-Werkstruppe.

Ferrari soll ebenfalls etwas Neues für den SF-25 im Gepäck haben. Teamchef Vasseur hatte bereits nach dem Kanada-GP versprochen, dass spätestens bis Silverstone (6.7.) Upgrades kommen. Jetzt will man schon eine Woche vor dem Klassiker in England Teile testen. Ob Nachwuchsfahrer Dino Beganovic diese Aufgabe zugesprochen wird? Der schwedische Rookie sitzt im ersten Training im Ferrari und darf Kilometer im F1-Renner sammeln.

Die gleiche Ehre erhält Alex Dunne. Der F2-Kollege von Beganovic steigt für Lando Norris ins Cockpit des McLaren. Im Hinblick auf die neue Vorderachse, die in Kanada debütierte, tritt man eine Stunde Trainingszeit an einen Rookie ab, statt die Konstruktion ein weiteres Mal zu evaluieren. In Montreal fuhr lediglich Norris mit der neuen Vorderachse, Piastri verzichtete darauf. McLaren veränderte Kleinigkeiten in der Geometrie, sie soll den Piloten ein besseres Gefühl vermitteln. Vor allem Norris beklagte sich seit Saisonbeginn über das Fahrverhalten des Autos.

In der Galerie zeigen wir noch einmal die Highlights aus dem Vorjahr.