Zum vierten Mal in der Geschichte der Formel 1 schlägt die Königsklasse in Miami ihre Zelte auf. Zweimal triumphierte Max Verstappen. Der Weltmeister entschied die Ausgaben 2022 und 2023 für sich. Letztes Jahr feierte Lando Norris in Florida den ersten Sieg seiner Formel-1-Karriere. Der Engländer will und muss in Miami wieder auf die Siegerstraße zurückkehren.
Nach seinem Erfolg beim Saisonauftakt in Melbourne verlor Norris mittlerweile die WM-Führung. Ausgerechnet McLaren-Teamkollege Oscar Piastri erwies sich zuletzt als der stabilere der beiden Papaya-Piloten. Norris beging zu viele Fehler. Zehn Punkte beträgt der Abstand auf Leader Piastri. Max Verstappen liegt zwar nur zwölf Zähler hinter dem Australier, aber der Red Bull RB21 kann dem McLaren MCL39 aktuell nicht das Wasser reichen. Verstappen muss bis zu den ersten Updates darauf hoffen, den Rückstand in Grenzen zu halten.
Ferrari und Mercedes dürften in Miami beide vom Podium träumen. Während die Silberpfeile bis auf das schwächere Rennen in Saudi-Arabien einen guten Saisonstart hingelegt haben, kam Ferrari schlechter in die 2025er-Kampagne. Positiv hervorzuheben ist das erste Podium des Jahres von Charles Leclerc in Jeddah. Der Monegasse holt aktuell das Maximum aus dem SF-25 heraus. Teamkollege und Neuzugang Lewis Hamilton fremdelte in den ersten fünf Rennen mit seinem Sportgerät.
Lando Norris feierte 2024 seinen ersten F1-Sieg in Miami. Dieses Jahr will der Engländer erneut jubeln.
Hitze und Regen?
Das Wetter könnte in Miami eine entscheidende Rolle spielen. Knapp 30 Grad Celsius sind für alle drei Tage des Wochenendes angekündigt. Die Hitze dürfte vor allem McLaren in die Karten spielen. Das Auto geht am besten mit einem heißen Asphalt um und behandelt die sensiblen Pirelli-Pneus am schonendsten.
Einen Strich durch die Rechnung könnte Norris und Piastri aber Regen am Renntag machen. Aktuell sehen die Meteorologen eine realistische Chance, dass es während des Rennens zu Niederschlag kommt. Das würde das Formel-1-Feld durcheinanderwirbeln. Teams aus dem Mittelfeld hoffen deshalb auf Unwägbarkeiten in Miami. Sauber-Speerspitze Nico Hülkenberg wartet seit dem GP Australien auf ein Top-10-Ergebnis. Regen könnte dem Deutschen in die Karten spielen.
Das zweite Sprint-Wochenende des Jahres soll seinen Teil zu einem spannenden Event beitragen. Wie üblich bleibt den Teams dabei nur eine einzige freie Trainingssitzung, um ein passendes Setup zu finden, bevor es am Freitagnachmittag im Sprint-Qualifying direkt um die Wurst geht.
Die Strecke: Miami International Autodrome
Das Miami International Autodrome war eine schwere Geburt. Eine Bürgerinitiative hatte sich lange gegen das Herzensprojekt von Liberty Media gewehrt. Erst zwölf Monate vor der Premiere im Jahr 2022 hatte der Gemeinderat von Miami Gardens der Formel 1 alle notwendigen Genehmigungen erteilt. Damit konnte der Bau der 5,412 Kilometer langen Piste rund um das Hard Rock Stadium des Football-Teams Miami Dolphins starten. Mit der Planung für das Autodrome hatte man bereits 2019 begonnen.
Der Vertrag zwischen Miami und der Formel 1 wurde direkt auf zehn Jahre bis einschließlich 2031 datiert. Die britische Firma "Apex Circuit Design" zeichnete sich verantwortlich für die neue Rennstrecke. Die Experten entwarfen 75 verschiedene Layouts. 36 davon testete man schlussendlich in Simulationen, um die bestmögliche Variante für maximale Action herauszufiltern. Das Ergebnis ist eine Rennstrecke mit drei langen Geraden und 19 mehrheitlich engeren Kurven.
Die Runde beginnt auf der kürzesten der drei Geraden mit einer Rechtskurve, auf die eine Reihe von S-Kurven folgt. Von Kurve vier bis elf ist Highspeed angesagt. Hohe Querbeschleunigungskräfte zerren hier am Nacken der Fahrer. Ein langes Vollgasstück ab Kurve acht führt die Piloten in den verwinkelten Teil der Rennstrecke ab Turn 11. Nach fünf eher engen Kurven kommt die nächste lange Gerade. Eine Haarnadel sowie eine Links-Rechts-Kombination bringt die Autos zurück zu Start/Ziel.
Eine Besonderheit in Miami ist das Fahrerlager. Die Pavillons der Teams sind seit der Saison 2023 auf dem Spielfeld des angrenzenden Hard Rock Stadiums untergebracht. Die Fans können den Verantwortlichen von den Tribünen aus bei der Arbeit zuschauen. Als weitere Attraktion wurde für die Zuschauer eine Seilbahn errichtet, die über die Strecke führt und einen Blick auf das Geschehen aus der Vogelperspektive ermöglicht.
Miami hat einen laufenden Vertrag mit der Formel 1, der bis ins Jahr 2031 datiert ist.
Fast Facts
- Streckenlänge: 5,412 Kilometer
- Rundenanzahl: 57
- Renndistanz: 308,3 Kilometer
- Anzahl Kurven: 19 (12 links / 7 rechts)
- Rundenrekord (Rennen): 1:29.708 Minuten (Max Verstappen, 2023)
- Absoluter Rundenrekord: 1:26.814 Minuten (Max Verstappen, Q3, 2023)
- Vollgas-Anteil (Rundenzeit): 55 Prozent (Rundendistanz: 68 Prozent)
- Distanz Pole-Position bis erste Bremszone: 176 Meter
- Länge der Boxengasse unter Speed-Limit: 17 Sekunden
- Top-Speed: 331 km/h
- DRS-Zonen: 3 (T9-T11, T16-T17, T19-T1)
- Reifensorten: C3, C4, C5
- Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: 67 Prozent (2/3)
Pirelli bringt das weichste Reifensortiment nach Miami. Damit will man den Verschleiß beim Florida-Rennen erhöhen.
Setup
Drei Geraden, die längste davon über 1,28 Kilometer, ein Top-Speed von 331 km/h, diverse schnelle Kurven, ein paar lange Bögen und ein paar enge Passagen: Das Miami International Autodrome schreit nach einem Kompromiss bei der Fahrzeugabstimmung. In den schnellen Kurven braucht es viel Anpressdruck und eine gute Stabilität, in den langsamen Ecken vor allem mechanischen Grip. Die langen Geraden verlangen dagegen nach möglichst kleinen Flügeln und wenig Luftwiderstand.
Allrounder-Autos mit besonders guter Effizienz sollten hier im Vorteil sein. Solche, die viel Abtrieb über den Unterboden erzeugen und dafür Fläche von den Flügeln nehmen können. Motorleistung und eine gute Traktion sind ebenfalls wichtige Faktoren. Aus T8, T16 und T17 geht es aus engen Ecken auf lange Geraden. Hier wird ein Großteil der Rundenzeit gemacht.
Pirelli liefert anders als in den drei Jahren zuvor das weichste Sortiment an die Teams aus. Damit wollen die Italiener mehr Stopps provozieren, da der Verschleiß steigen soll. Die meisten Grands Prix sind in der Formel 1 nur noch klassische Einstopp-Rennen. Zwei Reifenwechsel könnten in Miami für mehr Spannung sorgen.
Die Carbon-Kleider sind wegen der hohen Temperaturen in Miami mit mehr Schlitzen für den Luftauslass versehen.
Updates
Zwar lagen zwischen dem GP von Saudi-Arabien und dem Rennen in Miami zwei Wochen Pause, doch viele Updates sind an den Formel-1-Autos nicht zu erwarten. Wir rechnen mit Upgrades, die streckenspezifisch sind. Wie in Bahrain und Saudi-Arabien dürften die hohen Temperaturen in Miami zu größeren Schlitzen bei der Motorabdeckung führen, um die heiße Luft zu leiten.
Die erste Update-Welle erwarten wir dagegen erst beim nächsten Grand Prix in Imola. Am 18. Mai steigt der Europa-Auftakt der Formel-1-Saison 2025. Ein Großteil der Teams wird dort ihre ersten Update-Stufen zünden.
Der Grand Prix von Miami startet am Sonntag (4.5.) um 22 Uhr deutscher Zeit. Lediglich der Pay-TV-Sender Sky übertragt den vierten Miami-GP der F1-Geschichte in Deutschland. Auf unserer Website und in unserem Live-Ticker versorgen wir Sie das gesamte Wochenende mit allen Informationen zum sechsten Formel-1-Grand-Prix der Saison.
In der Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal die Highlights vom Rennen im Vorjahr.
