Die Formel 1 kehrt zurück nach Europa. Mit dem Rennen in Imola steht als siebte Station ein echtes Highlight auf dem Programm. Wie üblich werden die Teams beim ersten Rennen auf dem alten Kontinent umfassende Update-Pakete an ihre Autos schrauben. Das könnte das Kräfteverhältnis noch einmal ordentlich durcheinanderwirbeln.
Gerade die Rennställe, die hinterherhinken, setzen natürlich große Hoffnungen in ihre neuen Teile. Allen voran Red Bull. Das Team von Weltmeister Max Verstappen kann aktuell nur im Qualifying mit den McLaren mithalten. Die Papaya-Flitzer gelten nach drei Siegen in Folge natürlich auch in Imola als die Top-Favoriten.
WM-Leader Oscar Piastri liegt nach seinem Hattrick in Bahrain, Jeddah und Miami mittlerweile 16 Zähler vor Teamkollege Lando Norris. Max Verstappen und Mercedes-Mann George Russell folgen mit mehr als 30 Punkten Rückstand. Die Saison 2025 scheint auf ein teaminternes WM-Duell hinauszulaufen.
In den Titelkampf eingreifen wollte eigentlich auch Ferrari. Doch die Roten sind momentan aber nur vierte Kraft und haben dank Charles Leclerc erst ein Podium eingefahren, hinzu kommt der Sprint-Sieg von Lewis Hamilton in China. Es läuft nicht bei der Scuderia. Beim ersten Heimspiel des Jahres steht Ferrari unter gewaltigem Druck. Bessere Ergebnisse müssen her, sonst drohen Gewitter in Maranello.

Imola ist einer der Klassiker im Rennkalender der Formel 1.
Die Strecke: Autodromo Enzo e Dino Ferrari
Imola ist eine wunderbare Rennstrecke für die Fahrer. Auf einer Qualifikations-Runde mit leeren Tanks und neuen Reifen können sie es hier richtig fliegen lassen. Valtteri Bottas eroberte 2020 mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von über 240 km/h die Pole-Position. Doch die schnelle Rennstrecke vom alten Schlag hat auch ihre Kehrseite.
Überholen ist trotz eines über einen Kilometer langen Vollgasstücks schwierig. Die Gerade ist zwar lang, die Fahrbahn aber vergleichsweise schmal. In den schnellen Rivazza-Kurven davor leidet der Hintermann in den Turbulenzen. Aufgrund der geringen Streckenbreite ist es kaum möglich, versetzt zu fahren, und dadurch der verwirbelten Luft auszuweichen. Im Prinzip ist es nur auf den Stadtkursen von Monte-Carlo und Singapur komplizierter zu überholen.
Die Rennstrecke befindet sich zwischen Bologna und der Adria-Küste, und war zwischen 1980 und 2006 fester Bestandteil des Rennkalenders der Formel 1. Zuerst als Ersatz für Monza, ab 1981 dann als GP San Marino. Mit der Rückkehr auf die Traditionsbahn 2020 änderte sich die Streckenführung. Die Zielschikane – genannt Variante Bassa – wurde ausgebaut, um ein rund 1,2 Kilometer langes Vollgasstück zu schaffen.

Die Strecke liegt mitten im Herzen der Stadt in der Emilia-Romagna.
Damit erreichen die Autos zwischen der Rivazza-Doppel-Links und der Tamburello-Schikane deutlich höhere Spitzengeschwindigkeiten. Am Ende der Zielgeraden werden fast 330 km/h gemessen. Zwei Schikanen unterbrechen den Fluss im ersten Streckenabschnitt. Im Mittelsektor folgt auf die Tosa-Haarnadel, die langsamste Kurve der Strecke, erst ein Bergaufstück und dann eine schnellere Kurvensequenz.
Zunächst schießen die Autos durch die Linkskurve Piratella, um sich danach in die Acque Minerali zu stürzen. Es geht dabei zunächst linksherum durch eine Senke, gefolgt von einer Doppel-Rechts, an deren Ausgang die Strecke wieder bergauf führt. Der letzte Sektor beginnt mit einer Schikane (Variante Alta) und endet nach Rivazza auf der Zielgeraden, die wegen kleinerer Windungen nicht kerzengerade verläuft.
Fehler werden auf dem 4,909 Kilometer langen Kurs noch richtig bestraft. Den Old-School-Charme verleihen Imola einige Auslaufzonen, die nicht asphaltiert sind, sondern aus Gras und Kies bestehen.

Pirelli bringt erstmals die neue Reifenmischung C6 nach Imola. Sie ist die weichste im Sortiment.
Fast Facts
- Streckenlänge: 4,909 Kilometer
- Rundenanzahl: 63
- Renndistanz: 309,049 Kilometer
- Anzahl Kurven: 19 (10 links / 9 rechts)
- Rundenrekord (Rennen): 1:15.484 Minuten (Lewis Hamilton, 2020)
- Absoluter Rundenrekord: 1:13.609 Minuten (Valtteri Bottas, Q3, 2020)
- Vollgas-Antail (Rundenzeit): 67 Prozent (Rundendistanz: 74 Prozent)
- Distanz Pole-Position bis erste Bremszone: 399 Meter
- Länge der Boxengasse unter Speed-Limit: 25 Sekunden
- Top-Speed: 328 km/h
- DRS-Zonen: 1 (T19-T2)
- Reifensorten: C4, C5, C6
- Safety-Car-Wahrscheinlichkeit: 80 Prozent (4/5)

Im Jahr 2024 siegte Max Verstappen knapp vor Lando Norris.
Setup
Drei Schikanen, eine Haarnadel, langsame bis schnelle Kurven – dazu ein langes Vollgasstück: Imola ist eine technisch anspruchsvolle Rennstrecke, die mit einem breiten Spektrum an Kurventypen und einer langen Gerade nach einem Kompromiss beim Setup verlangt. Die Abstimmungsarbeit dürfte dieses Jahr durch die Erprobung der vielen Upgrades noch erschwert werden.
Auf der Traditionsbahn, die gegen den Uhrzeigersinn verläuft, zählen Motorleistung, Traktion und Bremsstabilität. Um gut aus den langsamen Ecken zu kommen, sollten die Mechaniker die Autos auf der Hinterachse nicht zu hart abstimmen. Allzu tief können sie nicht gelegt werden, sonst droht Ungemach auf den Bodenwellen und den stellenweise hohen Randsteinen.
Imola gehört zu den Power-Strecken im Rennkalender. Vom Ausgang der letzten Kurve bis zum ersten Bremspunkt vor Kurve zwei laufen die Motoren für rund 15 Sekunden unter Volllast. Wer hier zu wenig Leistung hat und mit zu großen Flügeln fährt, wird abgestraft. Die Rennstrecke belohnt eine effiziente Aerodynamik.
Pirelli bringt die weichsten Mischungen C4, C5 und C6 nach Imola. Letztgenannter Pneu feiert seine Premiere in Imola. Die superweicheren Gummis sollen für einen höheren Reifenverschleiß sorgen und mehr Variation bei der Strategie bringen. Wegen der langen Boxengasse in Imola beträgt der Zeitverlust beim Stopp satte 28 Sekunden. Es ist also damit zu rechnen, dass die Teams wie bisher nur einen Service einplanen.

Ein Großteil der F1-Teams werden ihre ersten Upgrade-Stufen zünden.
Updates
In Imola erwartet der Formel-1-Zirkus eine große Update-Welle. Das erste Rennen in Europa bietet seit jeher die ideale Möglichkeit, frische Teile ans Auto zu schrauben. Nach sechs Grands Prix in dieser Saison könnte sich das Kräfteverhältnis im Feld noch einmal stark verändern.
Die McLaren-Verfolger Red Bull, Mercedes und Ferrari wollen näher an den Primus heranrücken. Im Mittelfeld hat sich Williams als fünfte Kraft etabliert und will den Vorsprung halten. Das Sauber-Team von Nico Hülkenberg versucht, den C45 weiterhin zu verbessern, um aus eigener Kraft in die Punkte fahren zu können.
Der Grand Prix der Emilia-Romagna startet am Sonntag (18.5.) um 15 Uhr deutscher Zeit. In Deutschland überträgt nicht nur der Pay-TV-Sender Sky das Qualifying und das Rennen, sondern auch RTL im Free-TV. Alle Informationen zum Europa-Auftakt erhalten Sie wie immer auf unserer Website und in unserem Live-Ticker.
In unserer Galerie haben wir nochmal die besten Bilder des Vorjahres für Sie aufbereitet.