Die Weltmeisterschaft ist schon längst entschieden. Statt sich über die Langweile in der Königsklasse zu ärgern, sollten sich die neutralen Zuschauer lieber freuen, Zeuge einer der beeindruckendsten Serien der F1-Geschichte zu sein. Max Verstappen hat in Zandvoort mit Sebastian Vettels Bestmarke von neun Siegen in Folge aus der Saison 2013 gleichgezogen. In Monza kann er sich den alleinigen Rekord schnappen.
Mit dieser Serie hat sich der Niederländer selbst überrascht: "Ich hätte nie gedacht, dass ich neun Rennen in Folge gewinnen kann. Ich kann mich noch gut an Seb erinnern, wie er neun Siege nacheinander gefeiert hat. Ich dachte damals nur: Das ist ja wirklich eine verrückte Zahl. Das wird niemals jemand wiederholen. Und jetzt sitze ich hier."
Verstappen kann Vettel als Fahrer mit der längsten Siegesserie ablösen.
Zahlen bedeuten nichts
Nach eigener Aussage bedeuten Verstappen die Rekorde aber nicht viel: "Jetzt, wo ich schon mal hier bin, will ich natürlich auch das zehnte Rennen gewinnen. Es geht aber nicht um die Zahl zehn. Darauf bin ich nicht fixiert. Ich will einfach gewinnen." Es gehe ihm auch nicht darum, seinen Namen unter den besten Fahrern der Geschichte einzureihen. "Ich will einfach nur mein Bestes geben und gewinnen, wenn sich die Möglichkeit dazu bietet."
Der Dauersieger betont, dass es im Cockpit nicht so einfach sei, wie es von außen aussieht: "Auch wir haben keine einfachen Wochenenden. Jedes Mal gibt es etwas Neues. Letzte Woche in Zandvoort zum Beispiel mit dem Regen. Da war es wichtig, ruhig zu bleiben." Für Monza ist kein Regen vorhergesagt. Dafür grübelt Verstappen schon über die Reifenwahl in den einzelnen Sessions nach. Wie in Budapest stellt Pirelli jedem Fahrer nur 11 Sätze Slicks und nicht 13.
Laut Pierre Gasly besteht in Monza noch am ehesten Hoffnung, dass die Red-Bull-Serie gestoppt wird. Der besondere Charakter der Strecke habe schon viele Piloten auf dem falschen Fuß erwischt. Fernando Alonso sieht neben Ferrari auch Williams auf der Liste der Podiumsanwärter. Doch auf die Frage, welches Rennen Red Bull von der Papierform am meisten Sorgen bereitete, antwortete Verstappen: Singapur.
Hat Red Bull ein Verstappen-Auto gebaut? Der Pilot versucht diese Unterstellung geradezurücken.
Ärger über Bullshit-Kommentare
Der Niederländer nutzte seine Presserunde in Monza auch dazu, mal mit einem häufig wiederholten Mythos aufzuräumen. Bei der Frage, warum der Vorsprung vor Teamkollege Sergio Perez so groß sei, wird oft behauptet, dass die Red-Bull-Ingenieure das Auto schon bei der Entwicklung speziell auf Verstappens Wünsche zugeschnitten haben.
"Das sind Bullshit-Kommentare", so Verstappen. "Ich sage meinen Jungs immer, sie sollen einfach das schnellstmögliche Auto bauen. Ich werde dann schon damit zurechtkommen. Die Autos fühlen sich jedes Jahr etwas anders an. Mich fragen die Leute immer, was für einen Fahrstil ich habe. Ich antworte dann, dass es kein besonderer Fahrstil ist. Ich passe mich immer daran an, was das Auto braucht, um schnell zu sein."
Natürlich war auch der neue Vertrag von seinem alten Konkurrenten Lewis Hamilton ein Thema am Donnerstag (31.8.) in Monza. Verstappen freute sich auf weitere Duelle mit dem Briten: "Das ist gut für den Sport. Es ist aber gut für ihn selbst und Mercedes. Sie sind schon so lange zusammen. Wir müssen mal abwarten, wie es mit Duellen aussieht. Das kommt ja auch darauf an, wie sich die Teams entwickeln."
Verstappen und Norris hätten nichts dagegen, es mal als Teamkollegen zu versuchen.
Lando Norris als Teamkollege?
Beste Kumpel werden Verstappen und Hamilton wohl nicht mehr. Eine freundschaftliche Beziehung pflegt der Champion dagegen mit Lando Norris. In Monza wurden beide Piloten darauf angesprochen, wie es den wäre, wenn beide als Teamkollegen im gleichen Stall und mit gleichem Material antreten würden.
Norris bezeichnete Verstappen als einen der besten Fahrer der F1-Geschichte: "Ich kenne ihn schon sehr lange, obwohl wir vor der Formel 1 nie direkt gegeneinander gefahren sind. Ich habe ihn genau beobachtet und weiß, dass er nicht nur mit einem guten Auto schnell ist. Es wäre toll, mal neben so einem Piloten zu fahren und gleichzeitig herauszufinden, wie man selbst abschneiden würde. Ich wäre also offen dafür. Ich habe ihn letztens schon zu McLaren eingeladen. Er ist hier immer willkommen."
Auch Verstappen hätte nichts dagegen, sich regelmäßig mit Norris zu messen. Im Scherz gab er seinem Kumpel die Schuld daran, dass es noch nicht geklappt hat: "Er hat vor ein paar Jahren einen langfristigen Vertrag mit McLaren unterschrieben. Das war von seiner Seite nicht sehr schlau", grinste der Holländer. "Wir kommen gut miteinander aus. Ich weiß, dass er momentan einer der besten Fahrer ist. Das wäre sicher sehr interessant, wenn wir mal in einem Team fahren würden."
